54. Akt
Wie verdammt laut darf man eigentlich in Bussen und S-Bahnen
telefonieren? Mit 160 Dezibel mit Hard Rock oder Helene Fischer
beschallt zu werden – und zwar durch Kopfhörer und Fahrgastkopf
hindurch – macht nicht nur mich bisweilen atemlos. Aber an
Telefonaten zu partizipieren, die man ja doch immer nur zur Hälfte
versteht, ist schon ziemlich enervierend.
Wenn die Hilde der Fritzi wenigstens nur mitteilen will, wann sie wo
ankommt, ist das kein Problem. Aber wenn die Fritzi dann auch noch
wissen will, wo die Hilde herkommt, was sie da gemacht hat, wie sie
mit wem Zeit verbracht hat und ob die Pille danach ganz sicher wirke,
dann haben alle Passagiere eine Meinung über Hilde, die ihr
vermutlich nicht so gefällt. Und über die Fritzi sicherlich auch.
Manchmal wird es ja auch an den wirklich interessanten Stellen zu
laut im Zug. Eine Durchsage wird gemacht oder Passagiere steigen zu.
Darf man dann bitten, dass Gespräch kurz zu unterbrechen, weil man
sonst den Anschluss verliert? Darf man generell nachfragen, wenn man
irgendwelche Zusammenhänge nicht versteht?
Ich meine ja bloß, dass – wenn ich schon genötigt werde,
akustisch am Intimleben meiner Mitfahrer teilzuhaben – auch ein
wachsendes Interesse am Ausgang der Geschichte besteht.
Irgendwann setze ich mich mal neben eine laut telefonierende Person und
tue so, als ob ich Steno kann. Und wenn das Gespräch beendet
ist, frage ich freundlich nach, ob ich die letzten drei Sätze
richtig verstanden habe. Wenn mir dann eigenartig ins Gesicht
geschaut wird, steh ich auf, pack den Zettel weg und sage: „Kein
Problem! Falls was falsch ist, dann lassen Sie es mich einfach
wissen. Mein Blog heißt übrigens „Warum ich allen erzähle, dass
ich Herpes habe.de“ Wenn ich noch ihren vollständigen Namen haben
dürfte????“
Und dann steige ich aus.
*lacht*
AntwortenLöschenDas, das "made my day" :)
*lacht*
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