Dienstag, 22. März 2016

45. Akt 

Manchmal könnte man meinen, dass einen der eigene Körper hin und wieder gehörig auf den Arm nehmen will.
Nach einem anstrengendem Tag, fällt mir ein besonderes Angebot meines Hotels ins Auge. Entspannungsmassagen, Sportmassagen und irgendwelche weiteren Schnickschnack-Massagen. Ich habe Zeit und entscheide mich für eine Entspannungsmassage. Wenn ich schon von früh bis spät durch die Gegend rödle, dann hab ich mir mal so einen chilligen Nachmittag mit Fahrstuhlmusik auf einer beheizten Liege verdient. Kurzerhand an der Rezeption angerufen. Alles klar gemacht. Yepp! So soll es laufen. Mit Hotel-Badeschlappen und Hotel-Bademantel schlurf ich ein Stockwerk nach unten. Dort hinter der Tür, auf der in geschwungenen Lettern Spa & Kosmetik geschrieben steht, dort bin ich richtig. Tür auf, reingeschlurft und mein Erscheinen bei der Dame, die da hinter Duftkerzen am Empfang steht, angemeldet. Innerhalb von wenigen Minuten liege ich auf weißem Frottee bei kuscheliger Musik auf der Liege.
Und da ist es wieder. Den ganzen Tag war er ruhig. Jetzt rumort er. Mein Bauch. Und zwar in einer Lautstärke, dass man die Kuschel-Mucke auch auf 10 drehen könnte und die Geräusche meines Bauches trotzdem klar lokalisieren würde.

Ich fass es nicht. Ich hasse das. Es ist ja nicht so, dass ich mir auf dem Weg ins Spa ein Pfund Erbsen reingepfiffen hätte. Und ich rechne auch nicht damit, dass ich abhebe wie ein Fesselballon. Aber allein der Lärm ist störend. Klingt ein bisschen nach Free-Jazz. Bevor ich mich versehe, ist die Masseurin da. Nett und entspannt beginnt sie meinen Rücken zu bearbeiten. Sie sagt nix und dreht die Musik auch nicht lauter. Selbst als es klingt, als ob in meinem Magen eine Samba-Party stattfindet. Sie ist höflich. Knautscht hier, lockert da. Cool. Sollte ich öfter machen. Als sie mit meiner Rückseite fertig ist, bittet sie mich, mich umzudrehen. Mach ich gern. Schultern, Arme, tob dich aus, Baby. Mein Bauch hat mittlerweile dir Ruhestörung eingestellt und ich beginne, mich zu entspannen. Und da passiert es. Es können nur Sekunden gewesen sein, aber es war eindeutig. Ich wache auf. Ruckartig und erschreckt reiße ich die Augen auf. Nein, nicht, was man meinen könnte. Gott behüte, ich wäre vor Scham zwischen Frotteetuch und Liege gekrochen. Nein, das Geräusch was mich geweckt hat, klang nach Kreissäge im Leerlauf. Ich habe geschnarcht. Eindeutig. Laut und Holzfällerartig. Mit „oh-mein-Gott-das-war-jetzt-aber-nicht-ich“-Blick schaue ich die Masseurin an. Ich befürchte, dass sie sich ein Kichern nicht unterdrücken kann oder zumindest breit grinst. Aber sie lächelt mich nur an. Ja, so kann Entspannung gehen. Ich bin aber trotzdem froh, als ich wieder im Bademantel auf dem Weg in mein Zimmer bin. Ab jetzt wird mein Körper wieder so lange ruhig sein, bis er mich wieder in peinliche Situationen bringen kann. Dieser Verräter.

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