45. Akt
Manchmal könnte man meinen, dass einen der eigene Körper hin und
wieder gehörig auf den Arm nehmen will.
Nach einem anstrengendem Tag, fällt mir ein besonderes Angebot
meines Hotels ins Auge. Entspannungsmassagen, Sportmassagen und
irgendwelche weiteren Schnickschnack-Massagen. Ich habe Zeit und
entscheide mich für eine Entspannungsmassage. Wenn ich schon von
früh bis spät durch die Gegend rödle, dann hab ich mir mal so
einen chilligen Nachmittag mit Fahrstuhlmusik auf einer beheizten
Liege verdient. Kurzerhand an der Rezeption angerufen. Alles klar
gemacht. Yepp! So soll es laufen. Mit Hotel-Badeschlappen und
Hotel-Bademantel schlurf ich ein Stockwerk nach unten. Dort hinter
der Tür, auf der in geschwungenen Lettern Spa & Kosmetik
geschrieben steht, dort bin ich richtig. Tür auf, reingeschlurft
und mein Erscheinen bei der Dame, die da hinter Duftkerzen am Empfang
steht, angemeldet. Innerhalb von wenigen Minuten liege ich auf weißem
Frottee bei kuscheliger Musik auf der Liege.
Und da ist es wieder. Den ganzen Tag war er ruhig. Jetzt rumort er.
Mein Bauch. Und zwar in einer Lautstärke, dass man die Kuschel-Mucke
auch auf 10 drehen könnte und die Geräusche meines Bauches trotzdem
klar lokalisieren würde.
Ich fass es nicht. Ich hasse das. Es ist ja nicht so, dass ich mir
auf dem Weg ins Spa ein Pfund Erbsen reingepfiffen hätte. Und ich
rechne auch nicht damit, dass ich abhebe wie ein Fesselballon. Aber
allein der Lärm ist störend. Klingt ein bisschen nach Free-Jazz.
Bevor ich mich versehe, ist die Masseurin da. Nett und entspannt
beginnt sie meinen Rücken zu bearbeiten. Sie sagt nix und dreht die
Musik auch nicht lauter. Selbst als es klingt, als ob in meinem Magen
eine Samba-Party stattfindet. Sie ist höflich. Knautscht hier,
lockert da. Cool. Sollte ich öfter machen. Als sie mit meiner
Rückseite fertig ist, bittet sie mich, mich umzudrehen. Mach ich
gern. Schultern, Arme, tob dich aus, Baby. Mein Bauch hat
mittlerweile dir Ruhestörung eingestellt und ich beginne, mich zu
entspannen. Und da passiert es. Es können nur Sekunden gewesen sein,
aber es war eindeutig. Ich wache auf. Ruckartig und erschreckt reiße
ich die Augen auf. Nein, nicht, was man meinen könnte. Gott behüte,
ich wäre vor Scham zwischen Frotteetuch und Liege gekrochen. Nein,
das Geräusch was mich geweckt hat, klang nach Kreissäge im
Leerlauf. Ich habe geschnarcht. Eindeutig. Laut und Holzfällerartig.
Mit „oh-mein-Gott-das-war-jetzt-aber-nicht-ich“-Blick schaue ich
die Masseurin an. Ich befürchte, dass sie sich ein Kichern nicht
unterdrücken kann oder zumindest breit grinst. Aber sie lächelt
mich nur an. Ja, so kann Entspannung gehen. Ich bin aber trotzdem
froh, als ich wieder im Bademantel auf dem Weg in mein Zimmer bin. Ab
jetzt wird mein Körper wieder so lange ruhig sein, bis er mich
wieder in peinliche Situationen bringen kann. Dieser Verräter.
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