49. Akt
So im Großen und Ganzen halte ich mich ja nicht für überbordend
neurotisch. Eigentlich. Aber es gibt ein paar Situationen, in denen
ich dann doch ein klitzekleines bisschen auffällig werde. Bei schief
hängenden Bildern zum Beispiel oder bei der Kontrolle, ob ich Türen
tatsächlich korrekt verschlossen habe.
Oder, wenn es um das Stellen von Weckern geht.
Mein Flieger heute morgen geht um 7 Uhr. Das heißt für mich 4 Uhr
aufstehen. Und das wiederum bedeutet, dass alle verfügbaren Wecker
zu stellen sind. Mein Radiowecker hat die Möglichkeiten zwei
Weckzeiten einzustellen. Und das tue ich auch. Er wird einmal um 4
Uhr anspringen und dann nochmal um 4.01 Uhr. Dann natürlich mein
Handy. Ebenfalls exakt 4 Uhr. Mein altes Handy zur Sicherheit auch
noch. Ach ja, ich hab ja auch noch ein altes iPad mit Weckfunktion.
So, und dann liege ich inmitten meiner gestellten Wecker und kann
nicht schlafen. Was, wenn heute Nacht Stromausfall ist und der
Radiowecker ausfällt? Sind alle Akkus von Telefonen und iPad
aufgeladen?
Ich mach nochmal das Licht an und kontrolliere den Ladezustand. Alle
zwischen 80 und 100%. Das wird reichen. Ist ja auch schon kurz nach 1
Uhr. Ich wälze mich hin und her. Dann überlege ich, ob ich die
Haustür wirklich ordentlich abgeschlossen hab und alle Lampen aus
sind. Und weil ich ja eh noch wach bin, sause ich, so schnell, wie
meine ausgefransten Hausschuhe es zulassen die Treppe runter. Okay,
alles dicht. Alles aus. Also wieder ins Bett. Obwohl? Lassen da nicht
einige Pflanzen die Köpfe hängen? Kein Problem. Fünf Minuten
später ist jeder Topf gewässert. Also ab zurück ins Bett.
Ich kontrolliere nochmal alle Wecker und lege mich hin. Ich schaue
die Decke an und freue mich, dass sie so frisch gestrichen aussieht.
Weil sie ja auch frisch gestrichen ist. Dann fällt mir ein, dass ich
das Licht ausschalten sollte. Also Licht aus.
Es ist kurz nach 2 Uhr. Lohnt sich schlafen eigentlich noch? Während
ich nachdenke, spiele ich noch eine Runde Candy Crush. Und genau
hierbei passiert es. Ich schlafe ein. Gefühlte 30 Sekunden später
tobt um mich der Bär. Zwei Handys, ein iPad und der Radiowecker
schlagen an. Vor Schreck hänge ich einen Moment nur knapp unter
meiner frisch gestrichenen Decke. Dann hantiere ich wie eine Krake
auf Speed, um alle Geräte sofort wieder auszuschalten. Das alte
Handy ist unter das zweite Kissen gerutscht, das iPad liegt unterm
Bett und beim Radiowecker ziehe ich letztendlich einfach den Stecker.
Egal. Es ist jetzt wieder leise. Und ich bin wach. Ziel erreicht. Ich
stehe auf, falle über meine Pantoffeln und erreiche halbwegs
aufrecht das Badezimmer. Okay, wach sieht anders aus. Aber im
Flugzeug kann ich ja dann wieder schlafen. Die wecken mich dann
spätestens, wenn alle anderen draußen sind. Da braucht es keinen
weiteren Wecker.
Hat ja auch was Gutes.
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