Samstag, 19. März 2016

42. Akt 

Es ist acht Uhr und fünfzehn Minuten. Die obligatorische Kürbiskern-Semmel mit Honig ist verdrückt. Der Rechner hochgefahren. Die Arbeit ruft.
Die Email-Konten geben allerlei her, was man schon länger mal nicht gelesen haben will. Es finden sich Penis-Verlängerungen und heiratswillige Mitglieder der US Army. Dann auch immer gerne arabische und afrikanischen Witwen und Waisen, die die Millionen ihrer verblichenen Väter über eines meiner Konten transferieren wollen. Vier, fünf Millionen Dollar würden da auch auf jeden Fall für mich herausspringen. Des Weiteren kommen auch wieder Irinas, Lenas und Natalias ums Eck, die sich allein beim Lesen meiner Email-Adresse in mich verliebt haben. Und nicht fehlen dürfen natürlich auch die Abnehm- und Fitnessdrogen. 100% wirksam und 200% legal. 
Ich lösche mich zügig durch die Nachrichten und vermeide dabei, die Post von Verlagen, Medienanstalten und so weiter gleich mit zu eliminieren. Dann fällt mir eine Nachricht auf. Eine Agentur fragt mich zur Zusammenarbeit an. Also jetzt nicht so was wie Parship oder Elitepartner, die wieder jemanden für alle elf Minuten brauchen. Nein. Mir wird ein Management angeboten. Ich komme ins Grübeln. Die Mail liest sich gut. Nach einem kurzen Google-Exzess stelle ich fest, dass die Agentur gut etabliert und anerkannt ist. Umso mehr frage ich mich natürlich, wie man dort darauf kommt, mich managen zu können oder wollen. Was muss denn bei mir gemanagt werden? Die paar Termine, Flüge, Reisen und Gespräche kriege ich doch noch selber auf die Reihe. Ich brauche auch keinen der mich managt, wann ich das Altglas wegbringe oder bei Tengelmann einkaufe. Aber was wäre wenn? Wenn ich für das was ich tue jemanden hätte, der mir per Anruf oder Mail rechtzeitig mitteilt, wann ich wo zu tun habe und was mitzubringen ist? Ich lasse meinen Blick schweifen und stelle fest, dass ich mal wieder die Blumen gießen sollte. Okay, für so was ist natürlich auch kein Management zuständig. Ich lösche die Mail erst mal nicht. Sie haben für Nachmittag ihren Anruf angekündigt. Ich hänge mir ein Post-it mit der Uhrzeit an den Rechner. Bisher sah mein Management ja quasi immer genau so aus. Aber warten wir ab. Vielleicht sind die ja viel besser als Post-its.     

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