42. Akt
Es ist acht Uhr und fünfzehn Minuten. Die obligatorische
Kürbiskern-Semmel mit Honig ist verdrückt. Der Rechner
hochgefahren. Die Arbeit ruft.
Die Email-Konten geben allerlei her, was man schon länger mal nicht
gelesen haben will. Es finden sich Penis-Verlängerungen und
heiratswillige Mitglieder der US Army. Dann auch immer gerne
arabische und afrikanischen Witwen und Waisen, die die Millionen
ihrer verblichenen Väter über eines meiner Konten transferieren
wollen. Vier, fünf Millionen Dollar würden da auch auf jeden Fall
für mich herausspringen. Des Weiteren kommen auch wieder Irinas,
Lenas und Natalias ums Eck, die sich allein beim Lesen meiner
Email-Adresse in mich verliebt haben. Und nicht fehlen dürfen
natürlich auch die Abnehm- und Fitnessdrogen. 100% wirksam und 200%
legal.
Ich lösche mich zügig durch die Nachrichten und vermeide
dabei, die Post von Verlagen, Medienanstalten und so weiter gleich
mit zu eliminieren. Dann fällt mir eine Nachricht auf. Eine Agentur fragt mich zur
Zusammenarbeit an. Also jetzt nicht so was wie Parship oder
Elitepartner, die wieder jemanden für alle elf Minuten brauchen.
Nein. Mir wird ein Management angeboten. Ich komme ins Grübeln. Die
Mail liest sich gut. Nach einem kurzen Google-Exzess stelle ich fest,
dass die Agentur gut etabliert und anerkannt ist. Umso mehr frage ich
mich natürlich, wie man dort darauf kommt, mich managen zu können
oder wollen. Was muss denn bei mir gemanagt werden? Die paar Termine,
Flüge, Reisen und Gespräche kriege ich doch noch selber auf die
Reihe. Ich brauche auch keinen der mich managt, wann ich das Altglas
wegbringe oder bei Tengelmann einkaufe. Aber was wäre wenn? Wenn ich
für das was ich tue jemanden hätte, der mir per Anruf oder Mail
rechtzeitig mitteilt, wann ich wo zu tun habe und was mitzubringen
ist? Ich lasse meinen Blick schweifen und stelle fest, dass ich mal
wieder die Blumen gießen sollte. Okay, für so was ist natürlich
auch kein Management zuständig. Ich lösche die Mail erst mal nicht.
Sie haben für Nachmittag ihren Anruf angekündigt. Ich hänge mir
ein Post-it mit der Uhrzeit an den Rechner. Bisher sah mein
Management ja quasi immer genau so aus. Aber warten wir ab.
Vielleicht sind die ja viel besser als Post-its.
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