53. Akt
Ich liebe meinen kleinen Tengelmann hier ums Eck. Der Laden ist
vielleicht so groß wie mein Garten. Und das heißt?
Ich verlaufe mich nicht? Ja. Auch!
Aber es ist alles viel einfacher. Ich kann kaufen, was da ist. Und
was nicht da ist, krieg ich auch nicht. Und wenn ich was nicht
kriege, dann stelle ich oft ganz begeistert fest, dass ich es auch
gar nicht brauche.
Da ist das Obst, dort das Brot, Milch und Eier, Zeitungen, alles
easy.
Und dann gibt es Tage, da befinde ich mich mit einer Stunde Wartezeit
in der Nähe von einem der großen Supermärkte.
Wenn ich in meinem Tengelmann eine Stunde Zeit habe, dann kann ich
zwischendurch noch mal nach Hause gehen, Wäsche aufhängen, zwei
Hemden bügeln oder ein paar Runden Candy Crush spielen.
Heute ist es aber der Kaufland im PEP. Ich muss warten, bis mein Sohn
von einer Prüfung kommt. Kein Problem. Nur mal kurz rein, denke ich. Walnüsse, Yoghurt, Honig, etwas Salat, Tomaten, Avocado und ein
Knäckebrot.
Kaum hat mich das eigenartige „Laufen-Sie-hier-lang“-System in
das Untergeschoss geschleust, geht es aber schon los.
„Oh! Koriander! Und frische Minze!“
Das Dilemma beginnt. Koriander und Minze im Topf oder als Bund? Ist
der Koriander dort hinten frischer? Und welchen Salat? Alles so schön
bunt hier. Ach ja. Äpfel noch. Auf jeden Fall Äpfel. Fünf Stück.
Und Mango. Unbedingt. Dann geht es weiter. Der Osterschlussverkauf
bietet mir lecker Zeug zum halben Preis an. Ich gehe drei Mal dran
vorbei. Dann greif ich zu. Nicht für mich. Nee, nee! Für mich gibt
es heute Salat. Nur zwei Tüten Blätterkrokant-Eier für den Junior.
Weil der die Dinger so mag.
Mir fällt ein, dass ich Batterien für die Fernbedienungen zuhause
brauche und auch noch Fensterreiniger. Nur welchen? Klopapier und
Zewa brauch ich auch. Eine Flasche Wein für den Abend und
Haushaltsschwämme. Kaffee sowieso. Wird ja nicht schlecht. Und weil
die Zeit drängt, nur noch schnell eine Familienpackung Twix auf der
Rolltreppe.
Letzten Endes habe ich die Walnüsse, Knäckebrot und den Yoghurt
vergessen, weiß nicht mehr, auf welchem Parkdeck mein Auto steht und
habe noch fünf Minuten, um rechtzeitig am Abholort meines Sohnes zu
sein.
Als ich dort mit 30 sekündiger Verspätung ankomme, werde ich
gefragt, ob ich zufällig etwas Süßes dabei habe. Ich bejahe stolz.
Und überreiche die eine (!)Tüte mit den Blätterkrokant-Eiern. Wenn
ich in Stress komme, brauch ich Zucker. Und bei der Autosuche im
Parkhaus war ich gestresst genug für 125 Gramm Zucker und Fett.
Ab morgen wieder stressfrei den Laden an der Ecke. Und dann kauf ich
meine Walnüsse und den Yoghurt.
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