Mittwoch, 30. März 2016

53. Akt

Ich liebe meinen kleinen Tengelmann hier ums Eck. Der Laden ist vielleicht so groß wie mein Garten. Und das heißt?
Ich verlaufe mich nicht? Ja. Auch!
Aber es ist alles viel einfacher. Ich kann kaufen, was da ist. Und was nicht da ist, krieg ich auch nicht. Und wenn ich was nicht kriege, dann stelle ich oft ganz begeistert fest, dass ich es auch gar nicht brauche.
Da ist das Obst, dort das Brot, Milch und Eier, Zeitungen, alles easy.
Und dann gibt es Tage, da befinde ich mich mit einer Stunde Wartezeit in der Nähe von einem der großen Supermärkte.
Wenn ich in meinem Tengelmann eine Stunde Zeit habe, dann kann ich zwischendurch noch mal nach Hause gehen, Wäsche aufhängen, zwei Hemden bügeln oder ein paar Runden Candy Crush spielen.
Heute ist es aber der Kaufland im PEP. Ich muss warten, bis mein Sohn von einer Prüfung kommt. Kein Problem. Nur mal kurz rein, denke ich. Walnüsse, Yoghurt, Honig, etwas Salat, Tomaten, Avocado und ein Knäckebrot.
Kaum hat mich das eigenartige „Laufen-Sie-hier-lang“-System in das Untergeschoss geschleust, geht es aber schon los.
„Oh! Koriander! Und frische Minze!“
Das Dilemma beginnt. Koriander und Minze im Topf oder als Bund? Ist der Koriander dort hinten frischer? Und welchen Salat? Alles so schön bunt hier. Ach ja. Äpfel noch. Auf jeden Fall Äpfel. Fünf Stück. Und Mango. Unbedingt. Dann geht es weiter. Der Osterschlussverkauf bietet mir lecker Zeug zum halben Preis an. Ich gehe drei Mal dran vorbei. Dann greif ich zu. Nicht für mich. Nee, nee! Für mich gibt es heute Salat. Nur zwei Tüten Blätterkrokant-Eier für den Junior. Weil der die Dinger so mag.
Mir fällt ein, dass ich Batterien für die Fernbedienungen zuhause brauche und auch noch Fensterreiniger. Nur welchen? Klopapier und Zewa brauch ich auch. Eine Flasche Wein für den Abend und Haushaltsschwämme. Kaffee sowieso. Wird ja nicht schlecht. Und weil die Zeit drängt, nur noch schnell eine Familienpackung Twix auf der Rolltreppe.
Letzten Endes habe ich die Walnüsse, Knäckebrot und den Yoghurt vergessen, weiß nicht mehr, auf welchem Parkdeck mein Auto steht und habe noch fünf Minuten, um rechtzeitig am Abholort meines Sohnes zu sein.
Als ich dort mit 30 sekündiger Verspätung ankomme, werde ich gefragt, ob ich zufällig etwas Süßes dabei habe. Ich bejahe stolz. Und überreiche die eine (!)Tüte mit den Blätterkrokant-Eiern. Wenn ich in Stress komme, brauch ich Zucker. Und bei der Autosuche im Parkhaus war ich gestresst genug für 125 Gramm Zucker und Fett.

Ab morgen wieder stressfrei den Laden an der Ecke. Und dann kauf ich meine Walnüsse und den Yoghurt.      

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