Freitag, 4. März 2016

26. Akt 

Ich bin auf dem Weg zum Friseur und fahre in die Riem Arcaden. Auf der Freifläche des Messegeländes rechts von mir ragen unfassbar große Kräne in den Himmel. Ich überlege, welche Messe gerade stattfindet. Muss was mit Bauen und Handwerk sein. Mir drängt sich das Bild auf, wie die Hersteller dieser Kräne sich quer über´s Gelände zubrüllen: „Meiner ist viel länger als deiner!!!“ So lange bis einer schmollt. 
Kaum richte ich meinen Blick wieder nach vorne, sehe ich einen jungen Mann am Straßenrand. Eigentlich ganz schnieke. Er winkt, und ich befürchte, das Winken gilt der Fahrerin vor mir. Dann sehe ich die Uniform und befürchte, das Winken gilt doch mir. Was soll ich denn gemacht haben. Ist Kräne-Gucken verboten? Er versucht mit Handzeichen der Fahrerin vor mir klar zu machen, dass nicht sie gemeint ist. Aber sie fährt ihm mit ihrem silbernen BMW beinahe über die Füße und hält am Straßenrand. Ich halte direkt dahinter. Soll er doch die Dame aus dem Wagen vor mir nehmen, wenn sie unbedingt will. Aber so leicht wird das nicht. Sie kurbelt ihre Scheibe wieder hoch, wendet und überfährt dabei beinahe die Kollegin des adretten Polizisten. Eigentlich ein Grund sie sofort zu verhaften und mich fahren zu lassen. Na ja. Wird nix draus. Also Fenster runter lächeln und geständig sein. „Führerschein und Fahrzeugpapiere bitte!“. Der Brünette klingt nett. Nur die Uniform stört. Und diese dämliche Kamera fünf Meter weiter.
„Ähem... wie schnell war ich denn?“
Bei unter 70 km/h bleib ich brav. Bei über 70 werde ich anfangen zu diskutieren. Über 100 würde bedeuten, mit beiden Füßen auf´s Gas, hoffen, dass seine Kollegin den Autoschlüssel für den Polizeiwagen verbaselt hat und er vor Schreck vergisst, was er von mir wollte.
63 km/h. Genau einen Kilometer pro Stunde zu schnell, um unter die Messgrenze zu fallen. Ich bleibe brav. „Das macht 25 Euro“. Okay, ärgerlich aber nicht schlimm. Ärgern macht eh nur Falten. Der Gedanke, mit meinem Wagen mit 100 Stundenkilometern direkt in eine Sackgasse hinein zu flüchten, war ohnehin kein schlauer. Getraut hätte ich mich das sowieso nicht. Bei Uniformen bin ich immer noch etwas nervös. Also bei den richtigen Uniformen. Postboten, DHL Fahrer und Security-Personal von Abschleppunternehmen nehme ich da mal aus. Zehn Minuten später sitze ich bei meinem Lieblingsfriseur auf dem Sessel. Ich erzähle ihm von der Begegnung. Aber außer, dass der Polizist ein Schnieker war, scheint ihn das nicht weiter zu interessieren. Ein paar Sessel weiter sitzt ganz offensichtlich die Dame aus dem BMW. Eindeutig zu erkennen am ausgesprochen eigenartigen silbergrauen Helm-Schnitt. Auch sie scheint darüber zu erzählen, dass sie einer Polizeikontrolle entkommen ist. Getroffen hätte es dann den armen Idioten im schwarzen Mercedes hinter ihr. Den armen Idioten???
Ich glaub es hackt! Einen Moment überlege ich, ob ich meinen Friseur bitte, ihre silbergraue Haarfarbe zu manipulieren. Ich lass es aber bleiben. Schadenfreude bringt mieses Karma. Und wer seine Haare im Partnerlook mit seinem Auto trägt, ist ohnehin gestraft genug. Basta!  

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