Mittwoch, 31. August 2016

206. Akt

In meinem näheren Umfeld wird geheiratet. Hurra! Wieder zwei, die es wagen. Ich freue mich riesig für die beiden. Außerdem macht heiraten Spaß. Deswegen mach ich es ja auch ständig.
Im Zuge der Show-Programm-Vorbereitungen werden diverse Dinge benötigt. Unter anderem ein Set von plüschigen Sex-Toys. Kein Problem, denk ich. Um sämtlichen aktiven Parts bei der Feier zu entgehen und selber nur als Gast und Beobachter dabei zu sein, übernehme ich gerne alle nötigen Besorgungen. Also zack, zu Amazon und ebay. Es muss nix Teures sein, ganz im Gegenteil. Trashig soll es sein. Und es ist ja nur Deko. Also suche und finde ich ein extrem pink-plüschiges Set, bestehend aus Handschellen mit fluffiger Teddy-Ummamtelung, einer Peitsche, die aussieht als hätte Paris Hilton ihre Extensions verloren und allerlei weiterem neckischen Zeug. Alles in einem Farbton, den man bestenfalls von Waschunfällen mit sehr roten Socken und sehr weißen Hemden kennt. Soweit so gut. Schon am folgenden Tag wird das Ganze geliefert. Bei einer kurzen Inspektion finde ich, dass ich in Sachen „trashig“ und „billig“ wahrhaft den Vogel abgeschossen habe. Jedes Pärchen, dass sich dieses Set zur aktiven Nutzung kauft, wird bestenfalls mit der gelieferten Plastikverpackung Spaß haben. Der Rest fällt ja schon beim Hingucken auseinander. Aber egal. Ich sollte das Zeug besorgen und ich habe es getan. Tadaaaaaa! Auftrag erfüllt.
Heute bin ich im Büro einer Filmproduktion zu Gast. Wir besprechen Vorgehensweisen zu einigen Projekten und ich rufe die Amazon-Seite auf. Ich zeige meine Präsentation als Autorin und vier Leute stehen hinter mir und schauen auf meinen Bildschirm. Schauen und grinsen.
Ich begreife nicht sofort, aber als ich begreife, läuft es mir heiß und kalt den Nacken runter. Rechts im Werbebereich wechseln sich farbenfrohe Bilder von Sex-Spielzeug, Gummipuppen und ähnlichem Equipment ab. Völlig unschuldig. Ich klappe meinen Rechner zu, ohne ihn vorher auszuschalten. Meine Gesichtsfarbe ist nunmehr ähnlich pink, wie „Fluffi-die-Handschelle“. Und ja, es gibt Situationen, in denen jeder Erklärungsversuch nur noch zu heftigerem Gelächter führt.
Jede Ernsthaftigkeit ist nunmehr aus dem Gespräch gewichen. Ich werde breit angegrinst und mit netten kleinen Kommentaren versehen. Was soll´s? Manchmal kommt man halt aus Peinlichkeiten nicht wirklich raus.
Wieder Zuhause, erklärt mir Kind 1.0 nochmal die Sache mit Cookies und so. Und eins ist klar, als nächstes suche ich bei Amazon und ebay virtuell nach Kunstbänden, Babybrei, Gartenmöbeln und Büchern.

Und beim nächsten Gespräch werde ich stolz und selbstbewusst meinen Rechner öffnen. Wohl wissend, dass ich damit das über mich gewonnene Bild gleich wieder zerstöre. Basta! 

Dienstag, 30. August 2016

205. Akt 

Mein Leben wird sich verändern. Eklatant. Komplett und unwiederbringlich. Eigentlich ist es ja gar nicht mein Leben, was sich so sehr verändern wird, sondern das meiner Tochter, aber da ich ja nun genetisch, emotional und organisatorisch hinten dran hänge, betrifft es mich auch kolossal.
Tochterkind macht nächstes Jahr Abitur. Damit ist nach Kind 1.0 im vergangenen Jahr auch noch Kind 2.0 aus dem Schulbetrieb entlassen. Soweit so gut. Aber was ist mit mir? Damit ist mein selbstauferlegtes sechs Uhr Aufstehen, Frühstück richten, Kinder verabschieden vollständig überflüssig.
Mein Sohn kommt schon ins dritte Semester, und wann immer ich ihn Frage, ob ich ihn wecken und Frühstück machen soll, bekomme ich einen Blick, als ob meine Rente soeben um 50% geschrumpft ist. Ab September 2017 studiert dann auch noch mein Baby (Und mir ist wurscht, ob das Baby mich schon um zwei Zentimeter überragt).
Was kommt dann? Ich werde vermutlich komplett verwahrlosen. Im Pyjama nachmittags um 14 Uhr Frühstückssemmeln kaufen gehen, verlottern und total entgleisen. Mein Wecker wird sich selber entsorgen. Ich werde mich erst ab 15 Uhr mit einem trägen „Moin!“ am Telefon melden und beruflich ist ohnehin Essig. Meine Bürozeiten laufen eher synchron mit dem amerikanischen Markt. Und für den arbeite ich ja gar nicht.
Also was tun? Kurz auf der gynäkologischen Station nachfragen, ob man nicht irgend ein Spät-Entbinder-Abo abschließen kann? Adoption? Ein Hobby erlernen, wofür man früh morgens aufstehen muss, und dass alle dreißig Minuten nach einem ruft? Überlegen, welche Freundschaften man riskiert, weil ich schon ab 6.30 Uhr telefonieren will?
Hach, alles doof. Aber ein paar Monate hab ich ja noch Zeit. Und in diesen Wochen und Monaten werde ich den Wecker morgens um sechs frustriert ausschalten und mir wünschen, noch ein halbes Stündchen dranhängen zu können. Dann steh ich auf, richte Frühstück und warte an der Tür auf den „Tschüß Mama“- Abschiedskuss.

Und wenn ich die Tür schließe, dann kommt mir wieder in den Sinn, dass man es mir manchmal wirklich nicht recht machen kann. Und schon gar nicht morgens um sechs.    

Montag, 29. August 2016

204. Akt

Oh mein Gott, wie fahrlässig bin ich eigentlich?
Habe ich in meinem gestrigen Blog allen Ernstes geschrieben, dass ich „Rücken“ habe? Bin ich irre? Während ich heute selig unter den Einfluss von der ein oder anderen Ibuprofen Tablette meiner Heilung entgegen schlummere, erhalte ich eine Nachricht per WhatsApp. Meine liebe Freundin Nicole schreibt. Sie beginnt, fröhlich damit, dass sie endlich (also für mich endlich, für sie wohl eher leider) aus dem Urlaub zurück ist. Dann schreibt sie, dass sie bei einem Cappuccino meinen Blog gelesen habe.
Mein kleines orthopädisches Problem will sie lösen. Gleich morgen früh. Und falls der geneigte Leser es schon wieder vergessen hat: Nicole ist nicht nur meine Freundin, sondern die weltbeste Physiotherapeutin, Personal Trainerin und „wieder-Aufrichterin“, die ich kenne.
Nur ist mir im Moment so gar nicht nach Heilung durch aktive Bewegung.
Mir ist nach Rumliegen, leise in mich rein Jammern und vorm Fernseher dösen. Und das schreibe ich ihr auch. Sie antwortet, dass das völlig in Ordnung sei. Dass sie aber dennoch vorbeikommen werde. Nur ein bisschen quatschen, Kaffee trinken und mal schauen, ob man nicht doch etwas tun kann. Mir wird heiß und kalt. Das mobilisiert mich schon mehr, als ich mich in den letzten Stunden mobilisieren konnte. Gerade das „heiß-werden“ scheint die Muskulatur schon fast schlagartig zu befreien. Auch das schreibe ich ihr. Sie antwortet, dass das ganz wunderbar sei und ich dann morgen wieder aktiv an den Übungen teilnehmen kann.
Mist, da hab ich mir ins Knie geschossen. Sie wird morgen früh vor meiner Tür stehen. Mit Theraband in der Hand, großem rosa Ball unter dem Arm und ihrem bezauberndem Lächeln im Gesicht. Und ja, vier, fünf Stunden später wird es mir wieder spitze gehen, aber bis dahin, werde ich leiden.
Was soll´s. Wir haben uns lange nicht gesehen und ich werde versuchen, sie mit einer vorbildlichen Haltung und einem grandiosen Karamell-Cappuccino abzulenken. Vielleicht klappt es ja. Und wenn nicht, auch wurscht. That´s what friends are for. Und jeder Schmerz geht mal vorbei. Hoffe ich zumindest. 

Sonntag, 28. August 2016

203. Akt

Heute wird früh aufgestanden.  Obwohl ich das, was zu tun ist im Schlaf kann. Duschen,  Haare glätten, Nägel machen, Sachen und Accessoires packen etc. Allerdings macht es wach mehr Spaß und ist effektiver. Um 9.30 Uhr geht es los. 
Heute habe ich einen Fototermin. 
Der Mensch hinter der Kamera ist ein befreundeter Fotograf, den ich sehr schätze.
Alles höchst erfreulich. Wenn ich nicht schon seit zwei Tagen höchst unerfreuliche Rückenschmerzen hätte. Im Liegen kein Problem, aber aufrecht habe ich die Grazie und körperliche Flexibilität von Pinocchio. Allein beim Umziehen scheint sich mein Make up mit dem Stress - Schweiß Richtung Gulli zu bewegen.
Während des Shootings checke ich zwischendurch in der Kamera, ob man in meinem Blick schon den Schrei nach Ibuprofen erkennen kann. Aber der liebe Georg ist professionell genug, um immer nur dann abzudrücken, wenn ich aufhöre vor Nackensteife zu schielen.
Drei Stunden später liege ich wieder Zuhause auf dem Sofa und bin immer 
noch wendig, wie nach einem Aufenthalt im Gipsbad.
Aber gelohnt hat es sich dennoch.  Die Bilder sind spitze. Und wenn ich 
erst mal wieder richtig mobil bin, dann setzen wir das Ganze fort. Sieht 
dann vielleicht etwas weniger statisch aus.  Aber was soll ' s.  
Waren ja auch Fotos und keine Dreharbeiten.  Denn heute hätte ich nur dramatische Szenen spielen können. Als Straßenlaterne oder Begrenzungspfosten zum Beispiel . 
Und das ist mir dann doch zu anspruchslos.



Samstag, 27. August 2016

202. Akt

Wenn man deinen Blog liest, könnte man meinen, dein Leben spielt sich nur zwischen Altglascontainer, roten Teppichen und Tengelmann ab.“
Na, das ist ja mal ein drolliger Vorwurf, denk ich mir.
Natürlich ist das nicht ganz richtig, obwohl die Strecke zwischen Tengelmann und rotem Teppich durchaus erlebnisreich sein kann. Ich halte mich selbstverständlich auch an Orten auf, über die ich hier nicht schreibe. Genauso, wie ich Dinge tue, auf die ich hier nicht eingehe. Sonst würde ich nämlich mittwochs das Bundesverdienstkreuz und freitags irgendeine längere Haftstrafe bekommen. Oder auch mal umgekehrt.
Und in der Tat. Heute bin ich wieder beim: Tadaaaaaaa! Altpapier-/Altglascontainer. Ich räume hurtig und geschwind meinen gepunkteten Hackenporsche aus, dessen Nutzung meine Tochter bis zum achtzigsten Lebensjahr verweigern wird. Sagt sie zumindest. Ich finde das Ding praktisch. Es rollt brav hinter mir her und hat keine Ambitionen eigene Wege zu gehen.
Kaum ist die letzte Flasche und die letzte Zeitung unterirdisch verschwunden, will ich noch rasch zum. Ähem... genau! Zum Tengelmann um alles Lebensnotwendige für die nächsten 48 Stunden einzukaufen. Ich schlendere fröhlich los und werde bereits nach zehn Metern etwas langsamer. Also... wenn ich einkaufen will, dann geben die mir das Zeug ja nicht für ein Lächeln mit. Ich werde ein wenig schwitzig im Nacken.
Wo ist eigentlich mein Portemonnaie???“
Hab ich den Geldbeutel nicht als allererstes, also VOR dem Altpapier in den Korb geschmissen? Oder gar zwischen Altpapier und Altglas?
In meinem Einkaufstrolley muss ich nicht lange suchen. Gähnende Leere. Nix drin, außer einem alten Kassenbon, den ich langsamen Schrittes wieder zurück zum Altpapiercontainer bringe.
Mit dem Kopf kommt man nicht wirklich weit rein, um zu schauen, ob da ne dunkelrote Brieftasche drin liegt. Der Gedanke, mit einem Streichholz für ein bisschen Licht da unten zu sorgen rutscht mir glücklicherweise gleich wieder aus dem Hirn. Was, wenn ich das Teil ebenso hurtig und schwungvoll, wie die ganzen Werbeprospekte gemeinsam mit einer Zeitung entsorgt habe? Alle Kreditkarten, Ausweis, Führerschein, Presseausweis und die Kinderfotos weg?
Aaaaarghhhh!!!! Die Kinderfotos??? Ich linse ein weiteres Mal tief in den weit unten liegenden Papiermüll. Einen Herrn, der mit seinem Altpapier ebenfalls zur Tonne kommt, dränge ich mit entsetztem und giftigem Blick einen Container weiter. Ich tippel von einem Fuß auf den anderen.
Einkaufen macht ja in Abwesenheit finanzieller Mittel keinen Sinn. Dementsprechend laufe ich, gefolgt von dem kleinen Rollwagen erst mal wieder nach Hause. Wo kriegt man, im Falle eines Falles, alle Dokumente wieder her? Also nach Möglichkeit ohne begleitenden Nervenzusammenbruch?
Ich suche meinen Schlüssel. Nein! Nicht der auch noch. Jetzt wird die Manu aber mal ein bisschen panisch. So lange, bis ich meinen Bastkorb an meiner Schulter entdecke. Nee, ne? Tja... da findet sich auch der Hausschlüssel. Er kuschelt mit dem Portemonnaie. Still und leise, die ganze Zeit an meiner Seite. Kein Abstieg in den Altpapiercontainer nötig. Ich schüttel mit dem Kopf. Manchmal erfülle ich innerlich jeden Blondinen-Witz.
Ich drehe mich auf dem nicht vorhandenem Absatz meiner Sneaker wieder um und latsche los. Okay, die Einkaufsliste hab ich wohl tatsächlich vorhin am Container entsorgt. Aber so grob weiß ich ja was ich brauche.

Eier, Mehl, Honig, Brot, Hirn und Konzentration. Ja. Genau. Und davon eine ganze Menge. 

Freitag, 26. August 2016

201. Akt

Wie dämlich kann man sein??? Ich erfreue mich ja der angenehmsten Technik in meinem Haus und kann beinahe sagen, dass ich mit allen Dingen zurecht komme. Manchmal, also hin und wieder, eigentlich recht selten, bin ich aber zu dämlich, mich an die einfachsten Regeln zu halten.
Also: Ich habe beschlossen den Rasen zu sprengen. Es war ein paar Tage heiß und soll es auch noch bleiben. Um den Rasen weiterhin sattgrün zu halten, stelle ich den Rasensprenger auf Position 1 (Okay, ich bin ein Freak, ich habe 5 klare Positionen im Garten ausgemacht, mit denen sich das Grün optimal bewässern lässt). Ich richte in Breite und Weite aus (ist das pathologisch?) und drehe den Hahn auf.
Es läuft. Prima.
Ein paar Sekunden schaue ich dem Wasserspiel zu. Ich verzichte darauf, wie ein Kind durch den Kunstregen zu springen. Das letzte Mal, als ich das gemacht habe, ist der DHL Bote am Gartentor vor Lachen fast zusammengebrochen.
Dann beschließe ich kurz duschen zu gehen, bevor ich den Sprenger auf Position 2 versetze.
Kaum unter der Dusche, komme ich auf die Idee, das Programm um eine ordentliche Haarpflege zu erweitern. Shampoo, Kur, Conditioner, alles da. Mir geht es prima. So lange, bis ich vollständig eingeschäumt unter der Dusche stehe und das Wasser plötzlich keine Lust mehr hat. Es tröpfelt und stellt dann seine Teilnahme an meinem Duschprozess vollständig ein.
Da stehe ich nun. Um den Kopf fluffig shampooniert und bis zu den Zehen in neckische weiße Seifenblasen gehüllt.
Ich denke nach. Nicht lange. Aber lang genug, um mir über meine Situation und meine Döspaddeligkeit bewusst zu werden.
Ihr Wasser-Zulauf ist so eingestellt, dass nach zwanzig Minuten Durchfluss unterbrochen werden muss, sonst geht die Anlage von einem Rohrbruch aus und stellt die Wasserabgabe ein...“
Ich höre den Installateur noch reden und sehe mich nickend neben ihm stehen. Schlaue Anlage. Wenn ich mal im Urlaub bin und ein Wasserrohr ist defekt oder so, dann wird nicht automatisch mein ganzes Haus geflutet. Sehr schlau.
Nur sehr blöd, wenn man zehn Minuten Rasen sprengt und dann völlig fahrlässig, ohne kurz zu unterbrechen die Wasseranlage zeittechnisch irritiert. Mist. Ich streife weite Teile des Körperschaums ab und hülle mich in meinen weißen Bademantel. Ich muss in den Garten. Als erstes muss ich den Wasserhahn schließen, bevor ich im Keller die Blockade aufhebe. Kaum zugeschraubt, höre ich wie jemand meinen Namen ruft. Es ist der DHL Bote. Am Gartenzaun überreicht er mir ein Paket. Ich sehe in seinem Gesicht, dass er sofort wenn er wieder in seinem Wagen ist einen Lachflash bis zur Ortsgrenze haben wird. Ich hasse ihn. Sonst verpasst er mich doch auch ständig. Bloß in peinlichen Situationen ist er immer rechtzeitig da.
Ich tue so, als wäre alles völlig normal und gehe zurück ins Haus. Ich kann hören, dass er mit dem Lachen nicht bis zum Auto gewartet hat. Und bei einem Blick in den Spiegel, wächst mein Verständnis. Ich sehe aus wie ein Königspudel nach der Schur. Egal. Mein Verhältnis zum DHL Boten ist ohnehin nachhaltig gestört.
Im Keller löse ich die Wasserblockade. Dann gehe ich hoch und dusche fertig. Und wenn ich nachher am Computer sitze, dann bestelle ich im Internet zehn Pakete Pflastersteine. Per DHL! 



Donnerstag, 25. August 2016

200. Akt

Ich bin zum Grillen eingeladen. Der Gastgeber wohnt im sechsten Stock einer ziemlich schnieken Wohngegend in der Münchner Innenstadt. Die mangelnde Mann-Frau-Kompatibilität hat uns im Laufe der letzten Jahre zu guten Freunden werden lassen und nun sitzen circa sechs Personen auf dem Balkon mit Blick bis zu den Bergen.
Alles toll. Bis auf die Tatsache, dass meine Höhenangst mich ein bisschen verkrampft lächeln lässt. Also zumindest wenn ich da runter schaue. Auf dem Grill rösten geradezu höchst formidable „Fisch-auf-Gemüse-und Kräuter“-Alupakete und ich bin gespannt, wie sich das ganze auf den Tellern machen wird.
Immer wieder beugt sich der Gastgeber über das Balkongeländer, um den Gästen irgendwas zu zeigen. Mich macht das nervös. Zum einen ist er gute 1,90m groß und der Schwerpunkt ist somit etwas diffiziler, was das übers-Geländer-Beugen angeht. Zum anderen ist das Gerät hinter mir ein Gasgrill.
Wenn der Gute da nun runterfällt, weiß doch keiner mehr, wie man das Ding zu bedienen hat.
Mich jetzt alle fünf Minuten an sein Beinkleid zu schmeißen, um für einen gewichtsmäßigen Ausgleich zu sorgen, ist mir dann aber doch zu peinlich.
Irgendwie habe ich für hohe Balkone einfach viel zu viel Phantasie.
Ist nicht erst kürzlich ein Balkon abgestürzt? Irgendwo in Berlin oder Frankfurt? Ich stelle mir den Bericht in der Bildzeitung vor.
Prominente Freundesgang in München sechs Stockwerke abgestürzt. Alle tot. Grill kaputt. Gemüse-Fisch traurig auf dem Pflaster zerschollen.“
Ich sollte das mit dem Wein lassen. Lieber ein Wasser.
Ansonsten treibe ich in meiner Sorge noch alle in das Innere der Wohnung und fordere zum ablenkenden Mensch-ärgere-dich-nicht-Spiel auf.
Als die Fischpakete auf den Tellern verteilt werden, bin ich schon mal froh. Wenn es hier kracht, dann sind wir wenigstens alle satt. Und so lecker, wie das Zeug zubereitet ist, fallen wir alle mit einem zufriedenen Grinsen im Gesicht.
Ähem... ich nehm dann mal meinen Teller und esse drinnen. Dann kann wenigstens einer der Presse erzählen, wie es war, als sich der Balkon aus der Verankerung gelöst hat. Aber aufessen werde ich trotzdem vorher.

Mittwoch, 24. August 2016

199. Akt

 „Liebe Manuela!
Seit acht Wochen bist du jetzt mein Facebook-Kontakt und ich habe mich echt gefreut, dass du meine Anfrage bestätigt hast. Aber bis jetzt hast du noch nichts von meinen Sachen geleikt (Äh...ja...so steht es da). Und weil ich der Meinung bin, dass man als Freunde hier zumindest regelmäßig was kommentieren soll und mögen soll (Ja, auch das steht so in der Nachricht). Bin ich der Meinung, das ich den Kontakt bald wieder beenden muss, wenn du nichts von mir likst (ach... nee). Ich werde dich nicht gleich löschen. Aber, wenn du in den nächsten Tagen auch nichts leikst (Uff...) dann werde ich diese Freundschaft hier beenden. Nicht böse sein, aber so geht’s nicht.
Liebe Grüße....“
Äh ja... Als erstes muss ich kurz mal nachschauen, ob wir echt ver-facebooked sind. Und wenn ja, warum?
Oje. Asche auf mein Haupt. Tatsächlich ein Kontakt von mir. Warum? Zwei, drei ähnliche Interessensgebiete und 108 (!!!) gemeinsame Kontakte!
Hallo Ihr 108. Liked Ihr tatsächlich regelmäßig irgendwelche esoterischen Sonnenaufgänge mit zwölf Rechtschreibfehlern in vier Zeilen? Oder droht euch gerade, wie mir, die eiskalte unwiderrufliche Entfreundung?
Das mit dem „Liken“ ist ja nun so eine Sache. Natürlich gefällt jedem, wenn die eigenen Beiträge anderen gefallen. Ich persönlich schreibe zum Beispiel, um andere Menschen zu unterhalten. Um sie zum Lachen, Schmunzeln, Nachdenken zu bringen. Und wenn sie keinen Bock auf das haben, was ich schreibe, dann ist das auch völlig okay.
Andersherum like ich so allerlei. Aber wie es das Wort eben sagt, immer nur das, was ich eben mag. Was mir gefällt, Spaß macht oder mich irgendwie interessiert. Es muss schon einen triftigen Grund haben, wenn ich etwas mit dem „gefällt-mir“-Daumen dekoriere, was mir sonst kaum aufgefallen wäre.
Aber etwas zu „mögen“, bloß um jemanden bei der Stange zu halten? Nö! Darauf habe ich keine Lust.

Und wenn ich nun damit bei einigen auf die „Nee-du-bist-jetzt-nicht-mehr-mein-Freund“-Schiene gerate, dann ist das völlig okay so. Das mag ich. Bloß gibt es dafür nirgends einen blauen Daumen...      

Dienstag, 23. August 2016

198. Akt

Ich hab´s getan. Völlig fahrlässig. Einfach angetippt und draufgestiegen, und was soll ich sagen? Wenn sie gekonnt hätte, hätte sie gelacht. Schallend.
Meine Waage im Badezimmer.
Zickig wir eine ungeliebte Freundin, die einen nicht in den Urlaub begleiten durfte und nun darauf hinweist, dass es wohl mächtig gut geschmeckt haben muss auf Mallorca. Aber was soll´s? Ist mir doch wurscht.
Wäre ja noch schöner, im Urlaub Kalorien zu zählen. Es gibt doch immer so viel Schönes auszuprobieren. Die Macarons-Stadtrundfahrt, bei der wir in etwa sechs Cafés und Eisdielen ca. 28 Macarons probiert und mit Schulnoten versehen haben (Schlechter als 2+ gab es nicht).
Vegane Paella (vegan bedeutet nicht gleich fettarm). Ein Dessert-Buffet, das sich einem nahezu aufdringlich auf den Teller geworfen hat.
Lecker war´s, geschmeckt hat´s, und wenn man das jetzt sieht, dann ist es halt so. Nach zwei Glas Wein gelingt es sogar, mir einzureden, dass im Ausland verspeiste Mahlzeiten keine vollständigen Kalorien hätten.
Ich mach den Jeans- und Gürtel-Test.
Keine wahrnehmbaren Veränderungen zu erkennen. Und wenn? Wurscht!
Und sollte ich tatsächlich in den nächsten Tagen diese Lügen-Waage herausfordern, dann liegt es immer noch in meiner Macht, einfach die Batterien herauszunehmen und sie als Deko-Material zu betrachten.
Ätsch!


Montag, 22. August 2016

197. Akt

Reisen bildet. Yo. Stimmt wohl. Aber in erster Linie macht es unfassbar viel Spaß. Jetzt, wo der Urlaub mit Tochterkind vorbei ist, blicke ich auf jede Menge tolle Momente, Lachfältchen im Gesicht und zwei große Haufen. Einmal Buntwäsche, einmal weiß.
Nicht nur das, was ich hier aus unseren Koffern hole, sondern auch das, was Kind 1.0 in der Zwischenzeit hier angehäuft hat.
Aber grad egal ist´s mir. Es war einfach phänomenal. Tolle Tage. Völlig ungebremst. An einem tollen Ort. Hossa!
Das Ende war dann etwas anstrengend. Der Mann, der im Shuttle-Bus vor mir saß, roch ein bisschen so, als hätte er noch mehr Spaß gehabt als wir. Und darüber hat er dann vermutlich das Duschen in den letzten Tagen vergessen. Und Allergien auf Deo muss er auch haben. Egal. Dreißig Minuten Luftanhalten ist ja kein Problem. Pünktlich am Flughafen angekommen, fix angestellt. Die ähem... unwesentlich schwerer gewordenen Koffer eingecheckt und schnell noch ein Abschieds-Weinchen in einem unromantischen Flughafen-Café.
Das Blinken auf der Info-Tafel zeigt an, dass unser Flug ein bisschen verspätet ist. Macht nix. Denk ich.
Mit dreiviertelstündiger Verspätung sitzen wir dann im Flugzeug, und der Käptn mahnt die noch zusteigenden Passagiere zur Eile. Wir würden sonst das Zeitfenster für den Abflug verpassen. Alles hechtet auf seine Sitze, und die Stewardessen erklären allen angeschnallten Passagieren im Double-Time-Rap, wie sie die Gurte schließen und lösen können.
Diesen Teil der technischen Information begreife ich schon seit Jahren nicht. Egal.
Kaum sind alle fertig, kommt wieder die sonore Stimme aus dem Cockpit.
Liebe Passagiere, Sie haben sich alle sehr beeilt. Danke dafür. Dennoch haben wir das Zeitfenster nicht geschafft. Neue Abflugzeit ist 22.50 Uhr“
Ähem... denke ich. Bei einer Flugzeit von einer Stunde und fünfzig Minuten ist dann unter Umständen gar keine Landung in München mehr möglich. Weil dann nämlich der letzte Flughafenmitarbeiter schon die Terminals abgesperrt hat und Zuhause in der Heia liegt.
Selbiges wird nach einem Knacken in der Leitung dann auch aus dem Cockpit mitgeteilt. Aber Hoffnung macht uns der Kapitän. Vielleicht haben wir ja Glück.
Völlig unvermittelt kommt nach dreißig Minuten die Nachricht:
Handys in den Flugmodus! Wir starten.
Das Ende vom Lied: 1. Bloß eine Stunde Verspätung. 2. Der Flughafenmitarbeiter hat mit dem Abschließen auf uns gewartet. 3. Ja... manchmal ist der letzte Koffer, der vom Band rollt, dein eigener. Und 4. Wenn ein Taxifahrer aussieht, wie ein übermüdeter Suizidkandidat, dann steige nicht ein.

Am Ende der Fahrt war ich wieder wach genug, um noch zwei Stunden lang die heimische Post zu bearbeiten. Und gleich nochmal in ein virtuelles Reisebüro zu schauen. Einfach, weil´s so schön war.   

Sonntag, 21. August 2016

196. Akt

Okay.... letzter Tag. Vermutlich beherrsche ich das Hardcore-Chillen jetzt ähnlich professionell wie meine Tochter. Aber jetzt ist auch schon rum. Ab morgen wieder Zuhause. Und jetzt noch ein paar Minütchen

STRAAAAAAAND, SAAAAND, MEEEEEER!

Ich liebe es :-)

Samstag, 20. August 2016

195. Akt

Okay.... ich bin jetzt vermutlich ziemlich satt und ausgeschlafen. Aber ein, zwei Stunden Strand sind sicher noch drin, und dann irgendwohin, wo die Musik laut ist und die Bässe den Bauch massieren. Und ansonsten:

WIEDER BEEEEEEAAAAAACH!!!! :-)

Freitag, 19. August 2016

194. Akt

...und da ich über mein Handy nicht an meinen Blog komme (also gestalterisch), wird es auch heute keinen Blog geben. Und wenn ich nicht am Strand liege, dann...

BIN ICH AM BUFFET :-)

Donnerstag, 18. August 2016

193. Akt

Nee, nee, nee.... Tochterkind hat mir ausdrücklich untersagt, den Rechner mit in den Urlaub zu nehmen. Also wird es heute keinen Blog geben... also keinen richtigen... langen...
Weil:

ICH LIEG AM STRAND :-)

Mittwoch, 17. August 2016

192. Akt

Autos mit Alarmanlage haben ja was Gutes. Wenn alles richtig läuft, schreckt es Typen ab, die versehentlich glauben, der Wagen gehört ihnen oder sollte es zumindest tun. Und wenn es nicht ganz so gut läuft, dann kommt man noch rechtzeitig in die Nähe, um den Autodieben fröhlich hinterherzuwinken.
Auto-Alarm-Anlagen reagieren ja ziemlich unterschiedlich. Manche legen los, wenn sich jemand mit dem falschen Schlüssel oder anderem Werkzeug am Schloss zu schaffen macht. Andere schlagen bereits an, wenn man sich an das verschlossene Fahrzeug lehnt.
Mein Auto hat auch eine Alarmanlage. Ist ja auch ein schöner Wagen, der bei Leuten unter Umständen ähnlich beliebt ist wie bei mir.
Aber mein Auto hat ein Problem. Die Alarmanlage ist nämlich empfindlich wie ein magersüchtiger Teenager. Oder eine Diva.
Genau. Meine Kiste ist eine Diva. Und wenn ein LKW vorbeifährt und meinen Wagen erschreckt, dann schlägt die Alarmanlage schon mal an.
Manchmal reicht aber auch das gar nichts passiert, und die Alarmanlage schrillt laut und beleidigt auf.
Zum Beispiel vorhin.
Ich denke mir noch: „So, die Schleuder brauchst du in zwei Stunden wieder, lass sie mal draußen stehen.“, und parke vor der Garage.
Also vor der Garage, neben meinem Haus. Eigentlich kein Grund für mein Auto gleich derart in Panik zu verfallen.
Ein paar Mal hat es der Kiste auch schon gereicht, dass ich mich mehr als fünf Meter wegbewegt habe. Und schon geht’s los „ IUUUUIUUUUIUUUIUUUU!!!!“ Laut und eindringlich.
Nicht aber heute. Ich gehe ins Haus, und alles bleibt ruhig. Ich muss mich fertig machen. Heute Abend bin ich zu einem Sommerfest eingeladen und will nur kurz unter die Dusche springen.
Kaum aus den Klamotten und fern meines Autoschlüssels, verfällt mein Wagen in akute Einsamkeit und ruft nach mir.
Und zwar so, dass es die ganze Nachbarschaft mitkriegt. Nee... sowas mag ich gar nicht. Im Bademantel die Treppe runter verfluche ich die Kiste, bis sie wieder einsam und verlassen vor mir steht und sich mit einem simplen Klick des Autoschlüssels beruhigen lässt.
Ich überlege, ob ich es wagen kann, erst Mal fertig zu duschen, aber ich entscheide mich dagegen. Mein Auto hat Angst so völlig unbe-Garage-t.
Also rausche ich kurz im Bademantel raus, parke ein. Tor zu. Aus die Maus.
Dann kann ich mich in Ruhe fertig machen.
Wenn ich nicht felsenfest davon überzeugt wäre, dass ich mein Autochen nicht entbunden habe, könnte ich glatt meinen, das wäre mein drittes Kind. Und zwar das jüngste.

Dienstag, 16. August 2016

191. Akt

Ich überlege, wann ich das letzte Mal einfach nur rumgegammelt habe. Also nichts tun, außer nichts. Sofa liegen, Bett liegen, keine Arbeit und die größte Anstrengung ist der Blick in den Kühlschrank. Ich kann mich nicht erinnern. Immer, wenn ich mal nichts tun wollte, ist mir aufgefallen, dass Staub gewischt, der Rasen gemäht oder die Welt gerettet werden musste.
Aber heute lass ich es drauf ankommen. Gleich nach dem Mittagessen verkünde ich meinen Kindern ,dass Mama heute nichts mehr machen wird als sich ausruhen.
Ich sehe bei beiden, dass kurz intern die Frage gestellt wird, ob das irgendwelche weitere Bedeutung für sie selber hat. Offensichtlich kommen beide zu dem Entschluss, dass es sie nicht unnötig betrifft.
Tochterkind fragt, ob ich richtig chillen oder nur ein bisschen chilllaxen will. Ja. Sie ist wahrhaft die Königin unter den Hardcore-Chillern. Sie kennt sich aus. Niemand kennt die kürzesten Strecken zwischen Bett und Sofa so gut wie sie.
Als ich nachfrage, was der Unterschied ist, meint sie, dass bei lediglich fahrlässiger Entspannung Anrufe und Besuche noch durchgestellt werden. Bei extrem-Chilling wird auf alles verzichtet, was die erwünschte Entspannung unnötig gefährdet und den Puls höher bringt, als gerade zum Leben notwendig.
Aha, denke ich. Und dann entscheide ich mich für chilllaxen. Was in meiner Sprache soviel bedeutet wie „ein kurzes Nickerchen und dann die Füße immer noch nicht vom Sofa nehmen.“
Kaum liege ich auf dem Sofa höre ich noch meine Tochter rufen:
Wir lassen dich dann mal in Ruhe. Für den Urlaub packen wir dann später oder?“
Aaaaaarghhhhh!!! Ich fahre ja übermorgen in Urlaub.
Ich! Muss! Noch! Packen! Jetzt sofort! Ich renne in den Keller und schaue, welche zwei Koffer am geeignetsten sind. Dann sause ich hoch und werfe einen der beiden in das Zimmer meines Kindes. Im Ankleidezimmer ist mein Puls schon wieder auf „Ich-werde-in-meinem-Leben-nie-mehr-chillen“-Frequenz angekommen.

Als eine halbe Stunde später alles gepackt ist, überlege ich, was ich tun kann. An Ausruhen ist nicht mehr zu denken. Okay. Rasenmähen geht auch nicht, wegen Feiertag. Aber war der Kofferkeller nicht schrecklich unaufgeräumt? Ich gehe wieder runter. Aufräumen. Vielleicht kann ich ja im Urlaub mal fünf Minuten ruhig sitzen bleiben. Und wenn nicht. Auch wurscht.  

Montag, 15. August 2016

190. Akt

Das Wetter sollte schlecht sein und es ist gut. Mein neues Buch ist als Manuskript vom Tisch und wird wie geplant im September erscheinen. Alles scheint heute etwas sonniger und im Radio läuft ein Oldie aus den 70ern. Ich habe gute Laune.
Und so pfeif ich mir den Oldie Zuhause per Spotify noch mal rein. Und weil meine Tochter über ihrem Obstsalat aussieht, als würde sie das quälen, benutze ich Kopfhörer.
In überdurchschnittlicher Lautstärke singen mir die Fenders jetzt „It´s magic“ voll in die Gehörgänge und in die Birne.
Und weil es halt so schön klingt, möchte ich gerne dazu tanzen. Also packe ich meinen Laptop (ich habe als einzige in der Familie keine kabellosen Kopfhörer) und springe durchs Wohnzimmer. Mittlerweile schaut meine Tochter nicht mehr gequält sondern belustigt. Und sie macht wohl ein Foto mit ihrem Handy. Denke ich.
Kaum habe ich mich ausgesprungen und fertiggetanzt, stelle ich meinen Rechner wieder ab und schaue mein grinsendes Kind an.
Meine Freunde finden das auch lustig.“
Ich bin verwirrt. Dann klärt sie mich auf. Sie hat mich soeben in ihrer „Snapchat-Story“ gepostet. Als Film. Mit dem Spruch: „Meine Mama. Einfach mal ganz spontan mit dem Laptop tanzen.“
Aaaaarghhhh.... ich frage sie, wer das denn nun alles sehen konnte und sie zeigt mir eine lange Liste.
Tja. Essig mit der seriösen Mami, die ich hier immerzu gebe, wenn ich zwischen Zuhause, Tengelmann und Altglascontainer flaniere.
Ich lasse mir noch kurz bestätigen, dass das jetzt nicht bei YouTube oder so landen kann, wo es mir die kläglichen Reste meines Erwachsenen Images zerhageln kann. Okay. Wenigstens etwas.

Das nächste Mal, wenn sie vor dem Fernseher einschläft und im Schlaf kichert, dann werde ich das auch mal aufnehmen. Und dann poste ich das in MEINER Snapchat-Story. Was auch immer das ist. Irgendwie kriege ich das bestimmt noch installiert, und bis dahin höre ich noch ein paar Oldies und tanze durchs Wohnzimmer, wenn mir danach ist. 

Sonntag, 14. August 2016

189. Akt

Aaaaarghhhh!!! Call me Partyhase.
Ich liege auf dem Sofa und mir ist flau. Irgendwie alles ein bisschen lustig und so ziemlich unorganisiert in meinen Gedanken.
Heute habe ich es richtig krachen lassen. Ich war feiern. Und wenn ich bedenke, wo die Party stattfand, kollidiert das eigentlich mit meinem derzeitigen Zustand.
Also... tja... ähem... okay: Sommerfest im Altenheim. Jetzt ist es raus.
Ich bin heute beim Sommerfest im Altenheim und mache das volle Programm mit. Jeder der glaubt, Sitztanz, Rentner und fleißige Pfleger schließen einen folgenden Kater aus, der irrt.
Auf der kleinen Portion Kartoffelsalat finden die zwei Gläser Wein und das Bier irgendwie keinen stabilen Halt.
Vielleicht liegt es auch daran, dass es fast 28 Grad hat und mir das Sonnenlicht permanent ungnädig mein Hirn grillt. Jedenfalls wippe ich auf meiner Bierbank mit und habe Spaß mit meinen Co-Partyhasen. Auch wenn diese zum Teil bereits die 90 schon länger passiert haben. Es wird gelacht, gegrillt, gekümmert und ach ja getrunken.
Und nun, wo sich alle in ihre Zimmer zurückgezogen haben, liege ich daheim auf dem Sofa.
Und ich muss gestehen, Sommerfeste im Altenheim knocken mich offensichtlich härter aus, als ich dachte.
Mann, mann, mann, bin ich froh, dass ich nicht mehr irgendwo im Elternbeirat sitze. Wenn mich die Party heute schon so trifft, würde ein Sommerfest im Kindergarten meine Einsatzfähigkeit völlig und nachhaltig zerstören. Also für ein paar Tage zumindest.


Samstag, 13. August 2016

188. Akt

 „Was soll das sein? Die Kung-Fu-Ballerina?“ Meine Tochter lacht sich schlapp.
Ich fass es nicht. Nimmt man mich denn überhaupt nicht mehr ernst?
Gerade eben war ich in eine Kämpferposition gesprungen, um meine Tochter zu einer Rangelei aufzufordern. Ich finde, ich sehe gerade richtig bedrohlich aus, aber sie läuft kichernd und kopfschüttelnd mit ihrer Müslischale an mir vorbei.
Irgendwie haben sich die Dinge wohl verändert. Nicht nur, dass ich mit 1,78m mittlerweile um zwei Zentimeter die Kleinste in der Familie bin, sondern vieles mehr.
Wenn ich zum Beispiel sage: “Dein Zimmer sieht katastrophal aus.“
Dann kam früher prompt die Aussage: „Ich räume gleich auf.“
Heute kommt nur noch ein bestätigendes „Ja, da hast du wohl recht.“ In beiden Fällen ist die völlig ausbleibende weitere Aktion allerdings gleichgeblieben. Und dennoch. Meine Kinder bleiben meine Kinder. Egal ob 10, 20 oder 30 Jahre alt. Wenn sie mich später mit eigenem Pfleger im Altenheim besuchen kommen, werden es trotzdem noch meine „beiden Kleinen“ sein.
Heute komme ich in den Genuss, dass Tochterkind mit mir in die Stadt will. Ich schaue jämmerlich auf meine Brieftasche, aber sie sagt, dass ein kleiner Ausflug auf den Viktualienmarkt völlig ausreicht. Also, ab ins Auto und rein in die Stadt. In die Parkhäuser fahre ich schon fast mit geschlossenen Augen. Die Preistabellen würden lachen, wenn sie könnten. 3,50 € für eine Stunde. Hallo??? Ich kann mich noch an 10 Pfennig Parkuhren erinnern. Ganz schwach nur, aber ich weiß, dass es sie mal gegeben hat.
Auf dem Viktualienmarkt dealt Tochterkind mit dem Obsthändler um zwei gigantische Papaya und ein Rudel Passionsfrüchte. Ich schaue ein bisschen durch die Gegend.
Alles so schön bunt hier. Und so viele Menschen. Schöne Stadt. Auf einmal steuert ein alter Mann auf Tochterkind und mich zu. Er trägt eine graue Hose und eine senffarbene Jacke. Und einen Seidenschal. Als ob es keinen anderen Weg gibt, läuft er genau zwischen meiner Tochter und mir hindurch. Aber das ist nicht alles. Laut und deutlich höre ich die Worte „Schöne T***en“. Mir fällt die Kinnlade runter. Unabhängig, ob er damit meine Tochter oder mich meint. Das geht ja mal sowas von überhaupt nicht. Wenn ich vorhin bloß eine Kung-Fu-Ballerina war, mutiere ich nunmehr zum Kampfschnitzel. Am liebsten würde ich den Alten mit den Mangos beschmeißen und mal zeigen, wohin er sich die riesigen Zucchinis stecken kann, aber Tochterkind hält mich zurück. Und bei einem Preis von fast sieben Euro pro Mango, verzichte ich darauf, sie als Wurfgeschosse zu benutzen. Ein bisschen Würgen mit dem Seidenschal ist auch nicht drin. Der Alte ist schon wieder im Getümmel verschwunden.

Viele Menschen sagen ja, dass man vor alten Menschen Respekt haben soll. Ich denke hier anders. Generell habe ich nämlich vor jedem Menschen Respekt, wenn er es sich nicht mit mir versaut. Aber zum alt werden bedarf es ja nicht mehr als viel, viel Zeit. Dass das nicht immer gleich mit Lebenserfahrung und Reife einhergeht, wurde mir ja gerade eindringlich bewiesen. Der „schöne T***n“-Opa war offenbar so reif wie die grünen Bananen vor mir. Oder eben so matschig wie das Obst vom Vortag, was sicher irgendwo in den Tonnen vor sich hingammelt. Aber was soll´s. Tochterkind hat was sie braucht und ich denke darüber nach, was ich außer der Zucchini noch hätte verwenden können, um dem unsittlichen Greis mal etwas Frische beizubringen.     

Freitag, 12. August 2016

187. Akt

Ich bin mit Tochterkind im Reisebüro. Das macht mich nervös. Immer wenn ich mit ihr etwas besorgen will, entgleist das und ufert ein bisschen aus.
A.) Wir wollen im Ikea Servietten kaufen und kommen mit zwei Regalen und einem neuen Schuhschrank heim.
B.) Bloß mal schnell im Tengelmann Äpfel, Milch, Eier kaufen? Mit zwei vollen Tüten Zeug nach Hause kommen.
C.) Für sie kurz Sportsocken im Geschäft um die Ecke? Ein Basketball, eine Laufhose und ein Top ziehen Zuhause ein.
Jetzt im Reisebüro habe ich also unsere Vorgaben fest im Blick. Nicht, dass aus fünf Tagen Last-Minute-Dingens zu guter Letzt ein „zwei Wochen Jamaica - ich bin wirtschaftlich ruiniert Urlaub“ wird.
Die Dame hinter dem Tisch wirkt, als bräuchte sie selber dringend mal ein paar Tage Auszeit. Aber mitnehmen mag ich sie nicht. Das hier wird mal so richtig Mutter/Tochter-Qualitätszeit.
Ich gebe unser Zeitfenster, den Etat, und alles weitere an, was nötig ist. Also: Strand, Essen, Sportmöglichkeit, Essen, Strand, Essen und ähem... Strand.
Dann schaue ich zu meiner Tochter. Sie nickt. Also alles richtig gemacht.
Tochterkind erweitert die gewünschten Vorgaben noch um die Frage nach freiem WLAN. Es wird notiert.
Wenige Minuten später bekommen wir gefühlte 7968 Reiseziele vorgeschlagen. Nach der dritten genannten Destination liegt mein Hirn schon am Strand und kann nicht mehr folgen. Ich bitte mein Kind nach bestem Wissen und Gewissen eine Wahl zu treffen.

Während mein Hirn so am Strand in weißem Sand döst, gehen kurz die Alarmglocken an. Wenn ich mich hier so ganz aus der Auswahl klinke, lande ich womöglich noch an einem Beach mit Tausenden partywilliger Teenager. Ich blinzle kurz zu ihr hinüber. Nein, sie sieht vernünftig aus. Sie weiß, was ich mag und ich weiß, dass sie mich nicht inmitten eines Rudels Achtzehnjähriger twerken sehen will. Eine Stunde später ist alles klar gemacht. Meine Nerven werden geschont und lediglich meine Kreditkarte wird um Einsatz gebeten. Ja, die Bewegung kriege ich noch hin. Und dann gehen wir. Mit einem Arm voller Reiseunterlagen, Vorfreude und klaren Plänen, dass wir beide unbedingt noch einen Bikini brauchen. Nur einen Bikini. Mehr nicht. Ganz sicher.  

Donnerstag, 11. August 2016

186. Akt 

Eine gute Freundin von mir hat sich verliebt. So weit so gut. Oder auch katastrophal. Mit Frischverliebten ist es nämlich so wie mit Betrunkenen, wenn man selber noch stocknüchtern ist. Es gibt eindeutig Verständigungsprobleme. Bis vor wenigen Tagen war sie noch die kompetente, patente Pragmatikerin, auf die man jederzeit zählen konnte. Jetzt ist sie in eine kichernde Dreizehnjährige mutiert, die kleine Wölkchen unter den Füßen zu haben scheint. Wieso müssen Verliebte immer rumlaufen, als würden sie das komplette Flutlicht auf einem Fußballfeld ersetzen oder eine Kleinstadt illuminieren? Wenn sie mir bei Erwähnung seines Namens jedes Mal einen Euro bezahlen müsste, würde ich schon mal einen Urlaub buchen. Hawaii oder Bahamas. Hübsch Business im Liegen hin und zurück.
Beim Treffen erzählt sie mir und den anderen Mädels von den Schmetterlingen im Bauch, die sie in den Griff bekommen müsste. Ich gebe ihr recht und schlage zwei Sprühflaschen Paral vor. Sie kann darüber gar nicht lachen. Na ja, einen Versuch war es wert.
Wir sitzen zusammen und scherzen darüber, ob der Prinz in unserem Alter noch auf einem Schimmel dahergeritten kommen soll. Von wegen Bandscheiben und so. Da tut es ein Wagen mit guter Federung schon eher. Dreißig Jahre später wird wohl ein Tandem-Rollator ganz angemessen sein.

Alles in allem denke ich mir aber, dass es doch schön ist, dass sie verliebt ist. Egal ob 20, 30, 40 oder eben 50. Ständig halten wir uns mit den negativen Dingen im Leben auf. Warum also nicht mal Augen zu und fliegen? Wenn man dann wieder landet, muss es ja nicht gleich immer ein psychischer Totalschaden werden.
Unkontrolliert kichernd mit glasigen Blick in der Ecke zu sitzen ist allemal besser als nörgelnd mit mieser Laune vorm Prosecco. Insofern, stünden so manchem von uns ein Rudel Schmetterling im Bauch ganz gut. Und zur Not – Paral ;-)



Mittwoch, 10. August 2016

185. Akt

An der Tankstelle. Ich muss warten, damit ich endlich mit meiner Schleuder an die Zapfsäule komme. Vor mir betankt gerade ein Herr seinen alten Benz mit einer Pipette. So fühlt es sich jedenfalls zeitlich an.
Auf der anderen Seite sehe ich, wie eine Dame zwei Ölflaschen aus dem Laden schleppt.
Cool, denke ich. Motorhaube ist schon oben, selbst ist die Frau. Ihren desolaten Blick schiebe ich auf andere Gründe.
Sie öffnet die Behältnisse und schüttet beide Flaschen in ihren Wagen. Dann schaut sie sich um. Den Blick kenne ich. Normalerweise kommt dann jemand angelaufen und fragt, ob er helfen kann. In diesem speziellen Falle allerdings nicht.
Opi vor mir denkt gerade nach, ob sein Tank mit Tankdeckel oder ohne besser aussieht. Und er denkt langsam. Dann beschließt er offensichtlich doch das schwarze Teil draufzuschrauben. Nun klettert er wieder in den Wagen, um seine Brieftasche zu suchen. In der Zwischenzeit schleppt die Dame mit dem fragenden Blick weitere zwei (!) Ölkannen aus dem Laden und entleert selbige in ihren Wagen. Nun werde ich aber nervös.
Da Opi sich vermutlich nicht entscheiden kann, ob er seinen Enkeln vielleicht noch eine Zapfsäule mitbringen soll, steige ich aus und gehe zögerlich zu dem VW auf der anderen Seite. Eigentlich will ich fragen, ob ich helfen kann, aber das ist dann doch nicht mehr nötig.
Ich bin ja selber ein Vollpfosten, wenn es um automechanische Dinge geht, aber so was habe ich noch nicht geschafft.
Madame hat das gesammelte Öl in den Wassertank gefüllt. Den Wassertank für die Scheibenwaschanlage.
Als ich sie darauf aufmerksam machen möchte, ranzt sie mich an, dass ich mich um meinen eigenen Kehricht kümmern solle. Sie wisse genau, dass das richtig war. Ihr Mann würde dort auch immer das Öl einfüllen.
Schön, schön, denke ich. Dann ist ihr Mann entweder ein Vollidiot oder er hat sie mal ordentlich verscheißert oder er legt keinen ernsthaften Wert darauf, dass seine Frau eine freie Sicht hat.
Aber da die Dame sich ja so sicher ist, bei dem was sie tut, gehe ich leise pfeifend zurück zu meinem Wagen. Opi hat mittlerweile auch das Zündschloss wiedergefunden. War wohl direkt am Lenkrad. Jetzt kann ich tanken. Als ich fertig bin höre ich dem Gespräch zwischen Tankwart und Öl-falsch-Befüllerin schon gar nicht mehr zu. Ich setze mich rein und fahre los. Und ich grinse in den Rückspiegel. Nicht auszudenken, wie so ein Scheibenwischer wohl rumglitscht, wenn da keine Wasser-Alkohol-Lösung aus den Düsen kommt, sondern Öl. Na ja. Sie hat Recht. Geht mich nix an.


Dienstag, 9. August 2016

184. Akt

Ist mir völlig schnuppe, ob es morgen nur noch siebzehn Grad haben soll. Jetzt hat es siebenundzwanzig. Das reicht. Ich liebe es schön warm, aber wenn ich dabei noch arbeiten will, brauche ich zumindest einen kühlen Kopf. Respektive, kühle Füße. Den Gedanken, die mobile Klimaanlage aus dem Zimmer von Kind 1.0 zu klauen, kann ich mir gleich abschminken. Eher verkauft er seine Oma, als dass er sich von seiner wichtigsten Errungenschaft trennt.
Ich überlege, was zu tun ist. Die Füße in zwei Eimer Wasser zu stellen bringt es auch nicht. Ich habe Schuhgröße 41-42. Da sind selbst fünfzehn Liter Eimer unbequem.
Also setze ich mich ins Auto und fahre in die Baywa. Ich liebe Baumärkte. Da, wo andere Frauen sich in schnieken Bekleidungsgeschäften Freude und Inspiration suchen, stehe ich vor den Akkubohrern und Sägen. Hach, was man nicht alles Schönes bauen kann.
Heute bin ich aber nicht als Bob Baumeister unterwegs, sondern hitzetechnisch in eigener Mission. Umgehend steuere ich die aufblasbaren Swimmingpools an.
Was soll ich sagen? Er kann so klein sein, dass er langweilig für die Nachbarskinder aber beglückend für meine Füße ist? Mir werden ovale, runde und rechteckige Pools gezeigt. Stets versuche ich einen Blick auf den Preis zu erhaschen. Braucht ja keine hundertjährige Garantie zu haben, das Ding. Ich will hier ja nicht den Rest meines Lebens drinstehen. Reicht völlig, wenn der Pool einen Rest-Sommer lang dichthält. Und zwar so lange bis meine persönliche Hitzekurve unterhalb eines heißen Steins beim Asiaten liegt.
Wieso gibt sich der Herr hier eigentlich so schrecklich viel Mühe, mir einen Pool für 19, 90 € zu verkaufen, während zwei alte Damen schon ganz nervös an ihm hochspringen, weil sie irgendwas aus der Haustierabteilung brauchen?
Der Mann zeigt lächelnd auf ein rechteckiges zwei mal drei Meter großes Plansch-Bassin.
Und wenn die lieben Kleinen keine Lust mehr haben, dann können Sie selbst im Bikini auch noch mal hineinspringen.“ Zwinker, zwinker.
Ach ja. Ich vergaß. Temperaturen von weit über zwanzig Grad sorgen für eine unproportionale Ausdehnung von Testosteron.
Vermutlich hat Herr K. sich schon neben mir und meinen Freundinnen auf der Terrasse mit ein paar Dosen Prosecco im Pool planschen sehen. Ich nicke dankend und greife nach dem kleinen runden Ding mit dem Tieraufdruck. „Der passt!“ Sag ich. „Und der passt so gut, dass ich auf den Bikini vollständig verzichten kann.“
Als ich an der Kasse stehe, sehe ich immer noch die beiden Damen um Beratung bitten. Aber mein Verkaufsberater hat gerade ein viel zu verträumtes Gesicht, als dass er da jetzt helfen kann.