192. Akt
Autos mit Alarmanlage haben ja
was Gutes. Wenn alles richtig läuft, schreckt es Typen ab, die
versehentlich glauben, der Wagen gehört ihnen oder sollte es
zumindest tun. Und wenn es nicht ganz so gut läuft, dann kommt man
noch rechtzeitig in die Nähe, um den Autodieben fröhlich
hinterherzuwinken.
Auto-Alarm-Anlagen reagieren ja
ziemlich unterschiedlich. Manche legen los, wenn sich jemand mit dem
falschen Schlüssel oder anderem Werkzeug am Schloss zu schaffen
macht. Andere schlagen bereits an, wenn man sich an das verschlossene
Fahrzeug lehnt.
Mein Auto hat auch eine
Alarmanlage. Ist ja auch ein schöner Wagen, der bei Leuten unter
Umständen ähnlich beliebt ist wie bei mir.
Aber mein Auto hat ein Problem.
Die Alarmanlage ist nämlich empfindlich wie ein magersüchtiger
Teenager. Oder eine Diva.
Genau. Meine Kiste ist eine Diva.
Und wenn ein LKW vorbeifährt und meinen Wagen erschreckt, dann
schlägt die Alarmanlage schon mal an.
Manchmal reicht aber auch das
gar nichts passiert, und die Alarmanlage schrillt laut und beleidigt
auf.
Zum Beispiel vorhin.
Ich denke mir noch: „So, die
Schleuder brauchst du in zwei Stunden wieder, lass sie mal draußen
stehen.“, und parke vor der Garage.
Also vor der Garage, neben
meinem Haus. Eigentlich kein Grund für mein Auto gleich derart in
Panik zu verfallen.
Ein paar Mal hat es der Kiste
auch schon gereicht, dass ich mich mehr als fünf Meter wegbewegt
habe. Und schon geht’s los „ IUUUUIUUUUIUUUIUUUU!!!!“ Laut und
eindringlich.
Nicht aber heute. Ich gehe ins
Haus, und alles bleibt ruhig. Ich muss mich fertig machen. Heute Abend
bin ich zu einem Sommerfest eingeladen und will nur kurz unter die
Dusche springen.
Kaum aus den Klamotten und fern
meines Autoschlüssels, verfällt mein Wagen in akute Einsamkeit und
ruft nach mir.
Und zwar so, dass es die ganze
Nachbarschaft mitkriegt. Nee... sowas mag ich gar nicht. Im
Bademantel die Treppe runter verfluche ich die Kiste, bis sie wieder
einsam und verlassen vor mir steht und sich mit einem simplen Klick
des Autoschlüssels beruhigen lässt.
Ich überlege, ob ich es wagen
kann, erst Mal fertig zu duschen, aber ich entscheide mich dagegen.
Mein Auto hat Angst so völlig unbe-Garage-t.
Also rausche ich kurz im
Bademantel raus, parke ein. Tor zu. Aus die Maus.
Dann kann ich mich in Ruhe
fertig machen.
Wenn ich nicht felsenfest davon überzeugt wäre, dass ich mein Autochen nicht entbunden habe, könnte ich glatt meinen, das wäre mein drittes Kind. Und zwar das jüngste.
Wenn ich nicht felsenfest davon überzeugt wäre, dass ich mein Autochen nicht entbunden habe, könnte ich glatt meinen, das wäre mein drittes Kind. Und zwar das jüngste.
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