Mittwoch, 17. August 2016

192. Akt

Autos mit Alarmanlage haben ja was Gutes. Wenn alles richtig läuft, schreckt es Typen ab, die versehentlich glauben, der Wagen gehört ihnen oder sollte es zumindest tun. Und wenn es nicht ganz so gut läuft, dann kommt man noch rechtzeitig in die Nähe, um den Autodieben fröhlich hinterherzuwinken.
Auto-Alarm-Anlagen reagieren ja ziemlich unterschiedlich. Manche legen los, wenn sich jemand mit dem falschen Schlüssel oder anderem Werkzeug am Schloss zu schaffen macht. Andere schlagen bereits an, wenn man sich an das verschlossene Fahrzeug lehnt.
Mein Auto hat auch eine Alarmanlage. Ist ja auch ein schöner Wagen, der bei Leuten unter Umständen ähnlich beliebt ist wie bei mir.
Aber mein Auto hat ein Problem. Die Alarmanlage ist nämlich empfindlich wie ein magersüchtiger Teenager. Oder eine Diva.
Genau. Meine Kiste ist eine Diva. Und wenn ein LKW vorbeifährt und meinen Wagen erschreckt, dann schlägt die Alarmanlage schon mal an.
Manchmal reicht aber auch das gar nichts passiert, und die Alarmanlage schrillt laut und beleidigt auf.
Zum Beispiel vorhin.
Ich denke mir noch: „So, die Schleuder brauchst du in zwei Stunden wieder, lass sie mal draußen stehen.“, und parke vor der Garage.
Also vor der Garage, neben meinem Haus. Eigentlich kein Grund für mein Auto gleich derart in Panik zu verfallen.
Ein paar Mal hat es der Kiste auch schon gereicht, dass ich mich mehr als fünf Meter wegbewegt habe. Und schon geht’s los „ IUUUUIUUUUIUUUIUUUU!!!!“ Laut und eindringlich.
Nicht aber heute. Ich gehe ins Haus, und alles bleibt ruhig. Ich muss mich fertig machen. Heute Abend bin ich zu einem Sommerfest eingeladen und will nur kurz unter die Dusche springen.
Kaum aus den Klamotten und fern meines Autoschlüssels, verfällt mein Wagen in akute Einsamkeit und ruft nach mir.
Und zwar so, dass es die ganze Nachbarschaft mitkriegt. Nee... sowas mag ich gar nicht. Im Bademantel die Treppe runter verfluche ich die Kiste, bis sie wieder einsam und verlassen vor mir steht und sich mit einem simplen Klick des Autoschlüssels beruhigen lässt.
Ich überlege, ob ich es wagen kann, erst Mal fertig zu duschen, aber ich entscheide mich dagegen. Mein Auto hat Angst so völlig unbe-Garage-t.
Also rausche ich kurz im Bademantel raus, parke ein. Tor zu. Aus die Maus.
Dann kann ich mich in Ruhe fertig machen.
Wenn ich nicht felsenfest davon überzeugt wäre, dass ich mein Autochen nicht entbunden habe, könnte ich glatt meinen, das wäre mein drittes Kind. Und zwar das jüngste.

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