186. Akt
Eine gute Freundin von mir hat
sich verliebt. So weit so gut. Oder auch katastrophal. Mit
Frischverliebten ist es nämlich so wie mit Betrunkenen, wenn man
selber noch stocknüchtern ist. Es gibt eindeutig
Verständigungsprobleme. Bis vor wenigen Tagen war sie noch die
kompetente, patente Pragmatikerin, auf die man jederzeit zählen
konnte. Jetzt ist sie in eine kichernde Dreizehnjährige mutiert, die
kleine Wölkchen unter den Füßen zu haben scheint. Wieso müssen
Verliebte immer rumlaufen, als würden sie das komplette Flutlicht
auf einem Fußballfeld ersetzen oder eine Kleinstadt illuminieren?
Wenn sie mir bei Erwähnung seines Namens jedes Mal
einen Euro bezahlen müsste, würde ich schon mal einen Urlaub
buchen. Hawaii oder Bahamas. Hübsch Business im Liegen hin und
zurück.
Beim Treffen erzählt sie mir
und den anderen Mädels von den Schmetterlingen im Bauch, die sie in
den Griff bekommen müsste. Ich gebe ihr recht und schlage zwei
Sprühflaschen Paral vor. Sie kann darüber gar nicht lachen. Na ja,
einen Versuch war es wert.
Wir sitzen zusammen und
scherzen darüber, ob der Prinz in unserem Alter noch auf einem
Schimmel dahergeritten kommen soll. Von wegen Bandscheiben und so. Da
tut es ein Wagen mit guter Federung schon eher. Dreißig Jahre später
wird wohl ein Tandem-Rollator ganz angemessen sein.
Alles in allem denke ich mir
aber, dass es doch schön ist, dass sie verliebt ist. Egal ob 20, 30,
40 oder eben 50. Ständig halten wir uns mit den negativen Dingen im
Leben auf. Warum also nicht mal Augen zu und fliegen? Wenn man dann
wieder landet, muss es ja nicht gleich immer ein psychischer
Totalschaden werden.
Unkontrolliert kichernd mit
glasigen Blick in der Ecke zu sitzen ist allemal besser als nörgelnd
mit mieser Laune vorm Prosecco. Insofern, stünden so manchem von uns
ein Rudel Schmetterling im Bauch ganz gut. Und zur Not – Paral ;-)
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