Donnerstag, 11. August 2016

186. Akt 

Eine gute Freundin von mir hat sich verliebt. So weit so gut. Oder auch katastrophal. Mit Frischverliebten ist es nämlich so wie mit Betrunkenen, wenn man selber noch stocknüchtern ist. Es gibt eindeutig Verständigungsprobleme. Bis vor wenigen Tagen war sie noch die kompetente, patente Pragmatikerin, auf die man jederzeit zählen konnte. Jetzt ist sie in eine kichernde Dreizehnjährige mutiert, die kleine Wölkchen unter den Füßen zu haben scheint. Wieso müssen Verliebte immer rumlaufen, als würden sie das komplette Flutlicht auf einem Fußballfeld ersetzen oder eine Kleinstadt illuminieren? Wenn sie mir bei Erwähnung seines Namens jedes Mal einen Euro bezahlen müsste, würde ich schon mal einen Urlaub buchen. Hawaii oder Bahamas. Hübsch Business im Liegen hin und zurück.
Beim Treffen erzählt sie mir und den anderen Mädels von den Schmetterlingen im Bauch, die sie in den Griff bekommen müsste. Ich gebe ihr recht und schlage zwei Sprühflaschen Paral vor. Sie kann darüber gar nicht lachen. Na ja, einen Versuch war es wert.
Wir sitzen zusammen und scherzen darüber, ob der Prinz in unserem Alter noch auf einem Schimmel dahergeritten kommen soll. Von wegen Bandscheiben und so. Da tut es ein Wagen mit guter Federung schon eher. Dreißig Jahre später wird wohl ein Tandem-Rollator ganz angemessen sein.

Alles in allem denke ich mir aber, dass es doch schön ist, dass sie verliebt ist. Egal ob 20, 30, 40 oder eben 50. Ständig halten wir uns mit den negativen Dingen im Leben auf. Warum also nicht mal Augen zu und fliegen? Wenn man dann wieder landet, muss es ja nicht gleich immer ein psychischer Totalschaden werden.
Unkontrolliert kichernd mit glasigen Blick in der Ecke zu sitzen ist allemal besser als nörgelnd mit mieser Laune vorm Prosecco. Insofern, stünden so manchem von uns ein Rudel Schmetterling im Bauch ganz gut. Und zur Not – Paral ;-)



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