184. Akt
Ist mir völlig schnuppe, ob es
morgen nur noch siebzehn Grad haben soll. Jetzt hat es siebenundzwanzig.
Das reicht. Ich liebe es schön warm, aber wenn ich dabei noch
arbeiten will, brauche ich zumindest einen kühlen Kopf. Respektive,
kühle Füße. Den Gedanken, die mobile Klimaanlage aus dem Zimmer
von Kind 1.0 zu klauen, kann ich mir gleich abschminken. Eher
verkauft er seine Oma, als dass er sich von seiner wichtigsten
Errungenschaft trennt.
Ich überlege, was zu tun ist.
Die Füße in zwei Eimer Wasser zu stellen bringt es auch nicht. Ich
habe Schuhgröße 41-42. Da sind selbst fünfzehn Liter Eimer
unbequem.
Also setze ich mich ins Auto und
fahre in die Baywa. Ich liebe Baumärkte. Da, wo andere Frauen sich
in schnieken Bekleidungsgeschäften Freude und Inspiration suchen,
stehe ich vor den Akkubohrern und Sägen. Hach, was man nicht alles
Schönes bauen kann.
Heute bin ich aber nicht als Bob
Baumeister unterwegs, sondern hitzetechnisch in eigener Mission.
Umgehend steuere ich die aufblasbaren Swimmingpools an.
Was soll ich sagen? Er kann so
klein sein, dass er langweilig für die Nachbarskinder aber
beglückend für meine Füße ist? Mir werden ovale, runde und
rechteckige Pools gezeigt. Stets versuche ich einen Blick auf den
Preis zu erhaschen. Braucht ja keine hundertjährige Garantie zu
haben, das Ding. Ich will hier ja nicht den Rest meines Lebens
drinstehen. Reicht völlig, wenn der Pool einen Rest-Sommer lang
dichthält. Und zwar so lange bis meine persönliche Hitzekurve
unterhalb eines heißen Steins beim Asiaten liegt.
Wieso gibt sich der Herr hier
eigentlich so schrecklich viel Mühe, mir einen Pool für 19, 90 €
zu verkaufen, während zwei alte Damen schon ganz nervös an ihm
hochspringen, weil sie irgendwas aus der Haustierabteilung brauchen?
Der Mann zeigt lächelnd auf ein
rechteckiges zwei mal drei Meter großes Plansch-Bassin.
„Und wenn die lieben Kleinen
keine Lust mehr haben, dann können Sie selbst im Bikini auch noch
mal hineinspringen.“ Zwinker, zwinker.
Ach ja. Ich vergaß.
Temperaturen von weit über zwanzig Grad sorgen für eine
unproportionale Ausdehnung von Testosteron.
Vermutlich hat Herr K. sich
schon neben mir und meinen Freundinnen auf der Terrasse mit ein paar
Dosen Prosecco im Pool planschen sehen. Ich nicke dankend und greife
nach dem kleinen runden Ding mit dem Tieraufdruck. „Der passt!“
Sag ich. „Und der passt so gut, dass ich auf den Bikini vollständig
verzichten kann.“
Als ich an der Kasse stehe, sehe
ich immer noch die beiden Damen um Beratung bitten. Aber mein
Verkaufsberater hat gerade ein viel zu verträumtes Gesicht, als dass
er da jetzt helfen kann.
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