Dienstag, 9. August 2016

184. Akt

Ist mir völlig schnuppe, ob es morgen nur noch siebzehn Grad haben soll. Jetzt hat es siebenundzwanzig. Das reicht. Ich liebe es schön warm, aber wenn ich dabei noch arbeiten will, brauche ich zumindest einen kühlen Kopf. Respektive, kühle Füße. Den Gedanken, die mobile Klimaanlage aus dem Zimmer von Kind 1.0 zu klauen, kann ich mir gleich abschminken. Eher verkauft er seine Oma, als dass er sich von seiner wichtigsten Errungenschaft trennt.
Ich überlege, was zu tun ist. Die Füße in zwei Eimer Wasser zu stellen bringt es auch nicht. Ich habe Schuhgröße 41-42. Da sind selbst fünfzehn Liter Eimer unbequem.
Also setze ich mich ins Auto und fahre in die Baywa. Ich liebe Baumärkte. Da, wo andere Frauen sich in schnieken Bekleidungsgeschäften Freude und Inspiration suchen, stehe ich vor den Akkubohrern und Sägen. Hach, was man nicht alles Schönes bauen kann.
Heute bin ich aber nicht als Bob Baumeister unterwegs, sondern hitzetechnisch in eigener Mission. Umgehend steuere ich die aufblasbaren Swimmingpools an.
Was soll ich sagen? Er kann so klein sein, dass er langweilig für die Nachbarskinder aber beglückend für meine Füße ist? Mir werden ovale, runde und rechteckige Pools gezeigt. Stets versuche ich einen Blick auf den Preis zu erhaschen. Braucht ja keine hundertjährige Garantie zu haben, das Ding. Ich will hier ja nicht den Rest meines Lebens drinstehen. Reicht völlig, wenn der Pool einen Rest-Sommer lang dichthält. Und zwar so lange bis meine persönliche Hitzekurve unterhalb eines heißen Steins beim Asiaten liegt.
Wieso gibt sich der Herr hier eigentlich so schrecklich viel Mühe, mir einen Pool für 19, 90 € zu verkaufen, während zwei alte Damen schon ganz nervös an ihm hochspringen, weil sie irgendwas aus der Haustierabteilung brauchen?
Der Mann zeigt lächelnd auf ein rechteckiges zwei mal drei Meter großes Plansch-Bassin.
Und wenn die lieben Kleinen keine Lust mehr haben, dann können Sie selbst im Bikini auch noch mal hineinspringen.“ Zwinker, zwinker.
Ach ja. Ich vergaß. Temperaturen von weit über zwanzig Grad sorgen für eine unproportionale Ausdehnung von Testosteron.
Vermutlich hat Herr K. sich schon neben mir und meinen Freundinnen auf der Terrasse mit ein paar Dosen Prosecco im Pool planschen sehen. Ich nicke dankend und greife nach dem kleinen runden Ding mit dem Tieraufdruck. „Der passt!“ Sag ich. „Und der passt so gut, dass ich auf den Bikini vollständig verzichten kann.“
Als ich an der Kasse stehe, sehe ich immer noch die beiden Damen um Beratung bitten. Aber mein Verkaufsberater hat gerade ein viel zu verträumtes Gesicht, als dass er da jetzt helfen kann.



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