190. Akt
Das Wetter sollte schlecht sein
und es ist gut. Mein neues Buch ist als Manuskript vom Tisch und wird
wie geplant im September erscheinen. Alles scheint heute etwas
sonniger und im Radio läuft ein Oldie aus den 70ern. Ich habe gute
Laune.
Und so pfeif ich mir den Oldie
Zuhause per Spotify noch mal rein. Und weil meine Tochter über ihrem
Obstsalat aussieht, als würde sie das quälen, benutze ich
Kopfhörer.
In überdurchschnittlicher
Lautstärke singen mir die Fenders jetzt „It´s magic“ voll in
die Gehörgänge und in die Birne.
Und weil es halt so schön
klingt, möchte ich gerne dazu tanzen. Also packe ich meinen Laptop
(ich habe als einzige in der Familie keine kabellosen Kopfhörer) und
springe durchs Wohnzimmer. Mittlerweile schaut meine Tochter nicht
mehr gequält sondern belustigt. Und sie macht wohl ein Foto mit
ihrem Handy. Denke ich.
Kaum habe ich mich ausgesprungen
und fertiggetanzt, stelle ich meinen Rechner wieder ab und schaue
mein grinsendes Kind an.
„Meine Freunde finden das auch
lustig.“
Ich bin verwirrt. Dann klärt
sie mich auf. Sie hat mich soeben in ihrer „Snapchat-Story“
gepostet. Als Film. Mit dem Spruch: „Meine Mama. Einfach mal ganz
spontan mit dem Laptop tanzen.“
Aaaaarghhhh.... ich frage sie,
wer das denn nun alles sehen konnte und sie zeigt mir eine lange
Liste.
Tja. Essig mit der seriösen
Mami, die ich hier immerzu gebe, wenn ich zwischen Zuhause,
Tengelmann und Altglascontainer flaniere.
Ich lasse mir noch kurz
bestätigen, dass das jetzt nicht bei YouTube oder so landen kann, wo
es mir die kläglichen Reste meines Erwachsenen Images zerhageln
kann. Okay. Wenigstens etwas.
Das nächste Mal, wenn sie vor
dem Fernseher einschläft und im Schlaf kichert, dann werde ich das
auch mal aufnehmen. Und dann poste ich das in MEINER Snapchat-Story.
Was auch immer das ist. Irgendwie kriege ich das bestimmt noch
installiert, und bis dahin höre ich noch ein paar Oldies und tanze
durchs Wohnzimmer, wenn mir danach ist.
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