199. Akt
„Liebe Manuela!
Seit acht Wochen bist du jetzt
mein Facebook-Kontakt und ich habe mich echt gefreut, dass du meine
Anfrage bestätigt hast. Aber bis jetzt hast du noch nichts von
meinen Sachen geleikt (Äh...ja...so steht es da). Und weil ich der
Meinung bin, dass man als Freunde hier zumindest regelmäßig was
kommentieren soll und mögen soll (Ja, auch das steht so in der
Nachricht). Bin ich der Meinung, das ich den Kontakt bald wieder
beenden muss, wenn du nichts von mir likst (ach... nee). Ich werde
dich nicht gleich löschen. Aber, wenn du in den nächsten Tagen auch
nichts leikst (Uff...) dann werde ich diese Freundschaft hier
beenden. Nicht böse sein, aber so geht’s nicht.
Liebe Grüße....“
Äh ja... Als erstes muss ich
kurz mal nachschauen, ob wir echt ver-facebooked sind. Und wenn ja,
warum?
Oje. Asche auf mein Haupt.
Tatsächlich ein Kontakt von mir. Warum? Zwei, drei ähnliche
Interessensgebiete und 108 (!!!) gemeinsame Kontakte!
Hallo Ihr 108. Liked Ihr
tatsächlich regelmäßig irgendwelche esoterischen Sonnenaufgänge
mit zwölf Rechtschreibfehlern in vier Zeilen? Oder droht euch
gerade, wie mir, die eiskalte unwiderrufliche Entfreundung?
Das mit dem „Liken“ ist ja
nun so eine Sache. Natürlich gefällt jedem, wenn die eigenen
Beiträge anderen gefallen. Ich persönlich schreibe zum Beispiel, um
andere Menschen zu unterhalten. Um sie zum Lachen, Schmunzeln,
Nachdenken zu bringen. Und wenn sie keinen Bock auf das haben, was
ich schreibe, dann ist das auch völlig okay.
Andersherum like ich so
allerlei. Aber wie es das Wort eben sagt, immer nur das, was ich eben
mag. Was mir gefällt, Spaß macht oder mich irgendwie interessiert.
Es muss schon einen triftigen Grund haben, wenn ich etwas mit dem
„gefällt-mir“-Daumen dekoriere, was mir sonst kaum aufgefallen
wäre.
Aber etwas zu „mögen“, bloß
um jemanden bei der Stange zu halten? Nö! Darauf habe ich keine
Lust.
Und wenn ich nun damit bei
einigen auf die „Nee-du-bist-jetzt-nicht-mehr-mein-Freund“-Schiene
gerate, dann ist das völlig okay so. Das mag ich. Bloß gibt es
dafür nirgends einen blauen Daumen...
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