191. Akt
Ich überlege, wann ich das
letzte Mal einfach nur rumgegammelt habe. Also nichts tun, außer
nichts. Sofa liegen, Bett liegen, keine Arbeit und die größte
Anstrengung ist der Blick in den Kühlschrank. Ich kann mich nicht
erinnern. Immer, wenn ich mal nichts tun wollte, ist mir aufgefallen,
dass Staub gewischt, der Rasen gemäht oder die Welt gerettet werden
musste.
Aber heute lass ich es drauf
ankommen. Gleich nach dem Mittagessen verkünde ich meinen Kindern
,dass Mama heute nichts mehr machen wird als sich ausruhen.
Ich sehe bei beiden, dass kurz
intern die Frage gestellt wird, ob das irgendwelche weitere Bedeutung
für sie selber hat. Offensichtlich kommen beide zu dem Entschluss,
dass es sie nicht unnötig betrifft.
Tochterkind fragt, ob ich
richtig chillen oder nur ein bisschen chilllaxen will. Ja. Sie ist
wahrhaft die Königin unter den Hardcore-Chillern. Sie kennt sich
aus. Niemand kennt die kürzesten Strecken zwischen Bett und Sofa so
gut wie sie.
Als ich nachfrage, was der
Unterschied ist, meint sie, dass bei lediglich fahrlässiger
Entspannung Anrufe und Besuche noch durchgestellt werden. Bei
extrem-Chilling wird auf alles verzichtet, was die erwünschte
Entspannung unnötig gefährdet und den Puls höher bringt, als
gerade zum Leben notwendig.
Aha, denke ich. Und dann
entscheide ich mich für chilllaxen. Was in meiner Sprache soviel
bedeutet wie „ein kurzes Nickerchen und dann die Füße immer noch
nicht vom Sofa nehmen.“
Kaum liege ich auf dem Sofa höre
ich noch meine Tochter rufen:
„Wir lassen dich dann mal in
Ruhe. Für den Urlaub packen wir dann später oder?“
Aaaaaarghhhhh!!! Ich fahre ja
übermorgen in Urlaub.
Ich! Muss! Noch! Packen! Jetzt
sofort! Ich renne in den Keller und schaue, welche zwei Koffer am
geeignetsten sind. Dann sause ich hoch und werfe einen der beiden in
das Zimmer meines Kindes. Im Ankleidezimmer ist mein Puls schon
wieder auf „Ich-werde-in-meinem-Leben-nie-mehr-chillen“-Frequenz
angekommen.
Als eine halbe Stunde später
alles gepackt ist, überlege ich, was ich tun kann. An Ausruhen ist
nicht mehr zu denken. Okay. Rasenmähen geht auch nicht, wegen
Feiertag. Aber war der Kofferkeller nicht schrecklich unaufgeräumt?
Ich gehe wieder runter. Aufräumen. Vielleicht kann ich ja im Urlaub
mal fünf Minuten ruhig sitzen bleiben. Und wenn nicht. Auch wurscht.
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