Dienstag, 16. August 2016

191. Akt

Ich überlege, wann ich das letzte Mal einfach nur rumgegammelt habe. Also nichts tun, außer nichts. Sofa liegen, Bett liegen, keine Arbeit und die größte Anstrengung ist der Blick in den Kühlschrank. Ich kann mich nicht erinnern. Immer, wenn ich mal nichts tun wollte, ist mir aufgefallen, dass Staub gewischt, der Rasen gemäht oder die Welt gerettet werden musste.
Aber heute lass ich es drauf ankommen. Gleich nach dem Mittagessen verkünde ich meinen Kindern ,dass Mama heute nichts mehr machen wird als sich ausruhen.
Ich sehe bei beiden, dass kurz intern die Frage gestellt wird, ob das irgendwelche weitere Bedeutung für sie selber hat. Offensichtlich kommen beide zu dem Entschluss, dass es sie nicht unnötig betrifft.
Tochterkind fragt, ob ich richtig chillen oder nur ein bisschen chilllaxen will. Ja. Sie ist wahrhaft die Königin unter den Hardcore-Chillern. Sie kennt sich aus. Niemand kennt die kürzesten Strecken zwischen Bett und Sofa so gut wie sie.
Als ich nachfrage, was der Unterschied ist, meint sie, dass bei lediglich fahrlässiger Entspannung Anrufe und Besuche noch durchgestellt werden. Bei extrem-Chilling wird auf alles verzichtet, was die erwünschte Entspannung unnötig gefährdet und den Puls höher bringt, als gerade zum Leben notwendig.
Aha, denke ich. Und dann entscheide ich mich für chilllaxen. Was in meiner Sprache soviel bedeutet wie „ein kurzes Nickerchen und dann die Füße immer noch nicht vom Sofa nehmen.“
Kaum liege ich auf dem Sofa höre ich noch meine Tochter rufen:
Wir lassen dich dann mal in Ruhe. Für den Urlaub packen wir dann später oder?“
Aaaaaarghhhhh!!! Ich fahre ja übermorgen in Urlaub.
Ich! Muss! Noch! Packen! Jetzt sofort! Ich renne in den Keller und schaue, welche zwei Koffer am geeignetsten sind. Dann sause ich hoch und werfe einen der beiden in das Zimmer meines Kindes. Im Ankleidezimmer ist mein Puls schon wieder auf „Ich-werde-in-meinem-Leben-nie-mehr-chillen“-Frequenz angekommen.

Als eine halbe Stunde später alles gepackt ist, überlege ich, was ich tun kann. An Ausruhen ist nicht mehr zu denken. Okay. Rasenmähen geht auch nicht, wegen Feiertag. Aber war der Kofferkeller nicht schrecklich unaufgeräumt? Ich gehe wieder runter. Aufräumen. Vielleicht kann ich ja im Urlaub mal fünf Minuten ruhig sitzen bleiben. Und wenn nicht. Auch wurscht.  

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