176. Akt
„Können Sie da mal was Nettes
reinschreiben?“ Eine Dame hält mir drei meiner Bücher unter die
Nase.
Aber klar doch. Meine Leser und
ihre Wünsche sind mir wichtig.
Ich mag ja gerne superschlaue,
persönliche Dinge über meine Signatur schreiben. Und superschlaue,
persönliche Dinge fallen mir auch durchaus ein. Aber das Doofe ist,
dass meine einst so saubere Handschrift einer Sauklaue gewichen ist,
die sogar handschriftliche Ärztebriefe in den Schatten stellt.
Die ersten Wort beginne ich ja
noch in Erstklässler-Sonntags-Schrift. Aber nach Anfängen wie „Ich
wünsche Dir viel Vergnügen mit...“ kommt dann etwas, das liest
sich eher so „fho,jfthp.ffphküphijsefAAAfohpgi“.
Natürlich kann ich sagen, damit
käme meine Kreativität besser zum Ausdruck. Aber wenn man es genau
nimmt liefert diese Schreibe einfach viel zu viel
Interpretationsspielraum.
So mancher Leser strahlt mich
zwar hocherfreut an, wenn er sein signiertes Buch in die Hand
bekommt, aber sein Blick spricht deutlich. Die Frage im Blick
bedeutet:
„Was soll das heißen?
Beleidigen Sie hiermit meine Mutter? Meinen Hund? Meinen Vermieter?“
Einfach nur meinen Namen
reinzuschreiben ist mir zu langweilig. Okay, dann wüsste man zwar
was gemeint ist, aber das können ja gerne die Autoren machen, denen
das Interesse an ihren Lesern ausgeht.
Am schlimmsten ist es, wenn ich
gleich zehn Bücher von einem Käufer klarmachen soll.
Die ersten Beiden bekommen noch
leserliche Sätze. Dann kommen ein paar mit nettem Anfang und schwer
lesbarem Ende. Und die letzten drei enthalten quasi noch einen
Anfangsbuchstaben, dann folgt ein welliger Strich und dann ein
Ausrufezeichen.
Eine Freundin meinte, ich könnte
mir zehn Stempel mit unterschiedlichen Widmungstexten zulegen. Dann
müsste ich nach dem „Für...“ nur noch den jeweiligen Namen
eintragen. Möglichst in Blockbuchstaben. Und dann wieder mit Vor-
und Zunamen unterschreiben.
Finde ich aber langweilig.
Außerdem muss man sich als
Leser mit so was auch gar nicht lange aufhalten. Buch öffnen, über
die Widmung wundern, die Signatur erkennen und anfangen zu lesen.
Glücklicherweise sind die Bücher ja zumindest alle ordentlich
gedruckt.
Nicht auszudenken, wenn ich die
handschriftlich verfasst hätte. Dann bräuchte man für jedes Buch
nur drei Minuten.
Einleitung, ein zwei lesbare
Worte im Mittelteil und eine grob dahin gekritzelte Danksagung.
Aber so? Und wie gesagt, meine
Widmungen lassen viel Raum für´s Verständnis. Und wenn man sich
richtig Mühe gibt, dann stehen da vielleicht sogar die richtigen
Lottozahlen für die nächsten drei Wochen. In Steno.
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