Freitag, 12. August 2016

187. Akt

Ich bin mit Tochterkind im Reisebüro. Das macht mich nervös. Immer wenn ich mit ihr etwas besorgen will, entgleist das und ufert ein bisschen aus.
A.) Wir wollen im Ikea Servietten kaufen und kommen mit zwei Regalen und einem neuen Schuhschrank heim.
B.) Bloß mal schnell im Tengelmann Äpfel, Milch, Eier kaufen? Mit zwei vollen Tüten Zeug nach Hause kommen.
C.) Für sie kurz Sportsocken im Geschäft um die Ecke? Ein Basketball, eine Laufhose und ein Top ziehen Zuhause ein.
Jetzt im Reisebüro habe ich also unsere Vorgaben fest im Blick. Nicht, dass aus fünf Tagen Last-Minute-Dingens zu guter Letzt ein „zwei Wochen Jamaica - ich bin wirtschaftlich ruiniert Urlaub“ wird.
Die Dame hinter dem Tisch wirkt, als bräuchte sie selber dringend mal ein paar Tage Auszeit. Aber mitnehmen mag ich sie nicht. Das hier wird mal so richtig Mutter/Tochter-Qualitätszeit.
Ich gebe unser Zeitfenster, den Etat, und alles weitere an, was nötig ist. Also: Strand, Essen, Sportmöglichkeit, Essen, Strand, Essen und ähem... Strand.
Dann schaue ich zu meiner Tochter. Sie nickt. Also alles richtig gemacht.
Tochterkind erweitert die gewünschten Vorgaben noch um die Frage nach freiem WLAN. Es wird notiert.
Wenige Minuten später bekommen wir gefühlte 7968 Reiseziele vorgeschlagen. Nach der dritten genannten Destination liegt mein Hirn schon am Strand und kann nicht mehr folgen. Ich bitte mein Kind nach bestem Wissen und Gewissen eine Wahl zu treffen.

Während mein Hirn so am Strand in weißem Sand döst, gehen kurz die Alarmglocken an. Wenn ich mich hier so ganz aus der Auswahl klinke, lande ich womöglich noch an einem Beach mit Tausenden partywilliger Teenager. Ich blinzle kurz zu ihr hinüber. Nein, sie sieht vernünftig aus. Sie weiß, was ich mag und ich weiß, dass sie mich nicht inmitten eines Rudels Achtzehnjähriger twerken sehen will. Eine Stunde später ist alles klar gemacht. Meine Nerven werden geschont und lediglich meine Kreditkarte wird um Einsatz gebeten. Ja, die Bewegung kriege ich noch hin. Und dann gehen wir. Mit einem Arm voller Reiseunterlagen, Vorfreude und klaren Plänen, dass wir beide unbedingt noch einen Bikini brauchen. Nur einen Bikini. Mehr nicht. Ganz sicher.  

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