187. Akt
Ich bin mit Tochterkind im
Reisebüro. Das macht mich nervös. Immer wenn ich mit ihr etwas
besorgen will, entgleist das und ufert ein bisschen aus.
A.) Wir wollen im Ikea
Servietten kaufen und kommen mit zwei Regalen und einem neuen
Schuhschrank heim.
B.) Bloß mal schnell im
Tengelmann Äpfel, Milch, Eier kaufen? Mit zwei vollen Tüten Zeug
nach Hause kommen.
C.) Für sie kurz Sportsocken im
Geschäft um die Ecke? Ein Basketball, eine Laufhose und ein Top
ziehen Zuhause ein.
Jetzt im Reisebüro habe ich
also unsere Vorgaben fest im Blick. Nicht, dass aus fünf Tagen
Last-Minute-Dingens zu guter Letzt ein „zwei Wochen Jamaica - ich
bin wirtschaftlich ruiniert Urlaub“ wird.
Die Dame hinter dem Tisch wirkt,
als bräuchte sie selber dringend mal ein paar Tage Auszeit. Aber
mitnehmen mag ich sie nicht. Das hier wird mal so richtig
Mutter/Tochter-Qualitätszeit.
Ich gebe unser Zeitfenster, den
Etat, und alles weitere an, was nötig ist. Also: Strand, Essen,
Sportmöglichkeit, Essen, Strand, Essen und ähem... Strand.
Dann schaue ich zu meiner
Tochter. Sie nickt. Also alles richtig gemacht.
Tochterkind erweitert die
gewünschten Vorgaben noch um die Frage nach freiem WLAN. Es wird
notiert.
Wenige Minuten später bekommen
wir gefühlte 7968 Reiseziele vorgeschlagen. Nach der dritten genannten Destination liegt mein Hirn schon am Strand und kann nicht mehr
folgen. Ich bitte mein Kind nach bestem Wissen und Gewissen eine Wahl
zu treffen.
Während mein Hirn so am Strand
in weißem Sand döst, gehen kurz die Alarmglocken an. Wenn ich mich hier so ganz aus der Auswahl klinke, lande ich womöglich noch an
einem Beach mit Tausenden partywilliger Teenager. Ich blinzle kurz zu
ihr hinüber. Nein, sie sieht vernünftig aus. Sie weiß, was ich mag
und ich weiß, dass sie mich nicht inmitten eines Rudels
Achtzehnjähriger twerken sehen will. Eine Stunde später ist alles
klar gemacht. Meine Nerven werden geschont und lediglich meine
Kreditkarte wird um Einsatz gebeten. Ja, die Bewegung kriege ich noch
hin. Und dann gehen wir. Mit einem Arm voller Reiseunterlagen,
Vorfreude und klaren Plänen, dass wir beide unbedingt noch einen
Bikini brauchen. Nur einen Bikini. Mehr nicht. Ganz sicher.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen