185. Akt
An der Tankstelle. Ich muss
warten, damit ich endlich mit meiner Schleuder an die Zapfsäule
komme. Vor mir betankt gerade ein Herr seinen alten Benz mit einer
Pipette. So fühlt es sich jedenfalls zeitlich an.
Auf der anderen Seite sehe ich,
wie eine Dame zwei Ölflaschen aus dem Laden schleppt.
Cool, denke ich. Motorhaube ist
schon oben, selbst ist die Frau. Ihren desolaten Blick schiebe ich
auf andere Gründe.
Sie öffnet die Behältnisse und
schüttet beide Flaschen in ihren Wagen. Dann schaut sie sich um. Den
Blick kenne ich. Normalerweise kommt dann jemand angelaufen und
fragt, ob er helfen kann. In diesem speziellen Falle allerdings
nicht.
Opi vor mir denkt gerade nach,
ob sein Tank mit Tankdeckel oder ohne besser aussieht. Und er denkt
langsam. Dann beschließt er offensichtlich doch das schwarze Teil
draufzuschrauben. Nun klettert er wieder in den Wagen, um seine
Brieftasche zu suchen. In der Zwischenzeit schleppt die Dame mit dem
fragenden Blick weitere zwei (!) Ölkannen aus dem Laden und entleert
selbige in ihren Wagen. Nun werde ich aber nervös.
Da Opi sich vermutlich nicht
entscheiden kann, ob er seinen Enkeln vielleicht noch eine Zapfsäule
mitbringen soll, steige ich aus und gehe zögerlich zu dem VW auf der
anderen Seite. Eigentlich will ich fragen, ob ich helfen kann, aber
das ist dann doch nicht mehr nötig.
Ich bin ja selber ein
Vollpfosten, wenn es um automechanische Dinge geht, aber so was habe
ich noch nicht geschafft.
Madame hat das gesammelte Öl in
den Wassertank gefüllt. Den Wassertank für die Scheibenwaschanlage.
Als ich sie darauf aufmerksam
machen möchte, ranzt sie mich an, dass ich mich um meinen eigenen
Kehricht kümmern solle. Sie wisse genau, dass das richtig war. Ihr
Mann würde dort auch immer das Öl einfüllen.
Schön, schön, denke ich. Dann
ist ihr Mann entweder ein Vollidiot oder er hat sie mal ordentlich
verscheißert oder er legt keinen ernsthaften Wert darauf, dass seine
Frau eine freie Sicht hat.
Aber da die Dame sich ja so
sicher ist, bei dem was sie tut, gehe ich leise pfeifend zurück zu
meinem Wagen. Opi hat mittlerweile auch das Zündschloss
wiedergefunden. War wohl direkt am Lenkrad. Jetzt kann ich tanken.
Als ich fertig bin höre ich dem Gespräch zwischen Tankwart und
Öl-falsch-Befüllerin schon gar nicht mehr zu. Ich setze mich rein
und fahre los. Und ich grinse in den Rückspiegel. Nicht auszudenken,
wie so ein Scheibenwischer wohl rumglitscht, wenn da keine
Wasser-Alkohol-Lösung aus den Düsen kommt, sondern Öl. Na ja. Sie
hat Recht. Geht mich nix an.
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