Mittwoch, 31. August 2016

206. Akt

In meinem näheren Umfeld wird geheiratet. Hurra! Wieder zwei, die es wagen. Ich freue mich riesig für die beiden. Außerdem macht heiraten Spaß. Deswegen mach ich es ja auch ständig.
Im Zuge der Show-Programm-Vorbereitungen werden diverse Dinge benötigt. Unter anderem ein Set von plüschigen Sex-Toys. Kein Problem, denk ich. Um sämtlichen aktiven Parts bei der Feier zu entgehen und selber nur als Gast und Beobachter dabei zu sein, übernehme ich gerne alle nötigen Besorgungen. Also zack, zu Amazon und ebay. Es muss nix Teures sein, ganz im Gegenteil. Trashig soll es sein. Und es ist ja nur Deko. Also suche und finde ich ein extrem pink-plüschiges Set, bestehend aus Handschellen mit fluffiger Teddy-Ummamtelung, einer Peitsche, die aussieht als hätte Paris Hilton ihre Extensions verloren und allerlei weiterem neckischen Zeug. Alles in einem Farbton, den man bestenfalls von Waschunfällen mit sehr roten Socken und sehr weißen Hemden kennt. Soweit so gut. Schon am folgenden Tag wird das Ganze geliefert. Bei einer kurzen Inspektion finde ich, dass ich in Sachen „trashig“ und „billig“ wahrhaft den Vogel abgeschossen habe. Jedes Pärchen, dass sich dieses Set zur aktiven Nutzung kauft, wird bestenfalls mit der gelieferten Plastikverpackung Spaß haben. Der Rest fällt ja schon beim Hingucken auseinander. Aber egal. Ich sollte das Zeug besorgen und ich habe es getan. Tadaaaaaa! Auftrag erfüllt.
Heute bin ich im Büro einer Filmproduktion zu Gast. Wir besprechen Vorgehensweisen zu einigen Projekten und ich rufe die Amazon-Seite auf. Ich zeige meine Präsentation als Autorin und vier Leute stehen hinter mir und schauen auf meinen Bildschirm. Schauen und grinsen.
Ich begreife nicht sofort, aber als ich begreife, läuft es mir heiß und kalt den Nacken runter. Rechts im Werbebereich wechseln sich farbenfrohe Bilder von Sex-Spielzeug, Gummipuppen und ähnlichem Equipment ab. Völlig unschuldig. Ich klappe meinen Rechner zu, ohne ihn vorher auszuschalten. Meine Gesichtsfarbe ist nunmehr ähnlich pink, wie „Fluffi-die-Handschelle“. Und ja, es gibt Situationen, in denen jeder Erklärungsversuch nur noch zu heftigerem Gelächter führt.
Jede Ernsthaftigkeit ist nunmehr aus dem Gespräch gewichen. Ich werde breit angegrinst und mit netten kleinen Kommentaren versehen. Was soll´s? Manchmal kommt man halt aus Peinlichkeiten nicht wirklich raus.
Wieder Zuhause, erklärt mir Kind 1.0 nochmal die Sache mit Cookies und so. Und eins ist klar, als nächstes suche ich bei Amazon und ebay virtuell nach Kunstbänden, Babybrei, Gartenmöbeln und Büchern.

Und beim nächsten Gespräch werde ich stolz und selbstbewusst meinen Rechner öffnen. Wohl wissend, dass ich damit das über mich gewonnene Bild gleich wieder zerstöre. Basta! 

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