206. Akt
In meinem näheren Umfeld wird
geheiratet. Hurra! Wieder zwei, die es wagen. Ich freue mich riesig
für die beiden. Außerdem macht heiraten Spaß. Deswegen mach ich es
ja auch ständig.
Im Zuge der
Show-Programm-Vorbereitungen werden diverse Dinge benötigt. Unter
anderem ein Set von plüschigen Sex-Toys. Kein Problem, denk ich. Um
sämtlichen aktiven Parts bei der Feier zu entgehen und selber nur
als Gast und Beobachter dabei zu sein, übernehme ich gerne alle
nötigen Besorgungen. Also zack, zu Amazon und ebay. Es muss nix
Teures sein, ganz im Gegenteil. Trashig soll es sein. Und es ist ja
nur Deko. Also suche und finde ich ein extrem pink-plüschiges Set,
bestehend aus Handschellen mit fluffiger Teddy-Ummamtelung, einer
Peitsche, die aussieht als hätte Paris Hilton ihre Extensions
verloren und allerlei weiterem neckischen Zeug. Alles in einem
Farbton, den man bestenfalls von Waschunfällen mit sehr roten Socken
und sehr weißen Hemden kennt. Soweit so gut. Schon am folgenden Tag
wird das Ganze geliefert. Bei einer kurzen Inspektion finde ich, dass
ich in Sachen „trashig“ und „billig“ wahrhaft den Vogel
abgeschossen habe. Jedes Pärchen, dass sich dieses Set zur aktiven
Nutzung kauft, wird bestenfalls mit der gelieferten Plastikverpackung
Spaß haben. Der Rest fällt ja schon beim Hingucken auseinander.
Aber egal. Ich sollte das Zeug besorgen und ich habe es getan.
Tadaaaaaa! Auftrag erfüllt.
Heute bin ich im Büro einer
Filmproduktion zu Gast. Wir besprechen Vorgehensweisen zu einigen
Projekten und ich rufe die Amazon-Seite auf. Ich zeige meine
Präsentation als Autorin und vier Leute stehen hinter mir und
schauen auf meinen Bildschirm. Schauen und grinsen.
Ich begreife nicht sofort, aber
als ich begreife, läuft es mir heiß und kalt den Nacken runter.
Rechts im Werbebereich wechseln sich farbenfrohe Bilder von
Sex-Spielzeug, Gummipuppen und ähnlichem Equipment ab. Völlig
unschuldig. Ich klappe meinen Rechner zu, ohne ihn vorher
auszuschalten. Meine Gesichtsfarbe ist nunmehr ähnlich pink, wie
„Fluffi-die-Handschelle“. Und ja, es gibt Situationen, in denen
jeder Erklärungsversuch nur noch zu heftigerem Gelächter führt.
Jede Ernsthaftigkeit ist nunmehr
aus dem Gespräch gewichen. Ich werde breit angegrinst und mit netten
kleinen Kommentaren versehen. Was soll´s? Manchmal kommt man halt
aus Peinlichkeiten nicht wirklich raus.
Wieder Zuhause, erklärt mir Kind
1.0 nochmal die Sache mit Cookies und so. Und eins ist klar, als
nächstes suche ich bei Amazon und ebay virtuell nach Kunstbänden,
Babybrei, Gartenmöbeln und Büchern.
Und beim nächsten Gespräch
werde ich stolz und selbstbewusst meinen Rechner öffnen. Wohl
wissend, dass ich damit das über mich gewonnene Bild gleich wieder
zerstöre. Basta!
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