47. Akt
Internet ist cool. Aber manchmal auch lästig. Früher konnte man
noch sagen: „Wie, du hattest angerufen? Sorry, hab ich nicht
mitgekriegt. Um was geht es denn?“ Heute wird man erreicht. Basta!
Email, Chat, WhatsApp. Kein Entkommen. Drei Minuten, nachdem beim
Kommunikationspartner der blaue Haken auf dem Handy erscheint, fängt
man sich schon einen Rüffel wegen „nicht rückmelden“ ein. Blöd,
wenn man sich noch Gedanken über eine Antwort machen wollte. Ähnlich
ist es mit Facebook. Einerseits phänomenal. Ein Fenster in anderer
Leute Leben oder eben in das, was sie als ihr Leben verkaufen.
Andererseits aber auch Angriffsfläche für Leute, die ohnehin alles
doof und scheiße finden. Ich halte es bei Facebook so, dass ich
ausschließlich poste, was ich auch an eine Litfaßsäule pinnen
würde. Und da ich nicht möchte, dass mich jemand beim Zehennägel
schneiden, Rasen mähen oder betrunken über´m Zaun hängen sieht,
wird es dort solche Bilder auch nicht geben. Andererseits möchte ich
auch niemanden dabei zusehen, wie er oder sie nach einer Party über
einem Eimer hängt oder dem Nachbarn in den Garten pinkelt. Ist ja
ganz einfach. Jeder ist seines Facebook-Glückes Schmied. Und zur Not
helfen erweiterte Talente in den Fächern „Ignorieren“, „Drüber
stehen“ und „Wegklicken“. Beherrsche ich prima.
Was mich bei Facebook bisher immer ein wenig verblüfft, ist die
eigenartige Unsitte des „Anstupsens“. Was bedeutet denn das?
Virtuelles auf die Schulter Klopfen? Ein sanfter „nimm mich
wahr“-Schubs? Vielleicht ein freundlich getarnter Tritt vor´s
Schienbein?
Erst kürzlich habe ich mir die Liste derer angesehen, die mich
angeblich angestupst haben sollen. Ich kann mir gar nicht vorstellen,
dass die Personen das allen Ernstes gemacht haben. Irgendwie scheint
es, dass Facebook bei jedem zwölften Tipp-Fehler irgendwohin eine
„Stups-Meldung“ aussendet. Was mich aber dann völlig aus den
Pantinen haut, ist, dass bei einigen Leuten steht Hinz und Kunz hat
„zurückgestupst“.
Hallo???? Was heißt hier „zurückgestupst“? Das setzt ja voraus,
dass ICH zuerst gestupst haben muss. Und wenn ich eines weiß, dann
dass ich nicht stupse. Gar nicht. Niemals. Wer mich ärgert, der
kriegt einen Ellbogen zwischen die Rippen, und wer mich erfreut, der
wird schon mal umarmt. Stupsen ist für Verlierer, die sich nicht
trauen, einen anzuschreiben und eine Nachricht zu senden. Stupsen ist
unverbindlich. Es klingt nach „Oh, versehentlich auf die
Stups-Taste geraten. Aber wo ich schon mal da bin...“. Wird es auch
irgendwann die Funktion „Anrempeln“ und „Auf den Fuß treten“
geben? Vielleicht auch „Kitzeln“ oder „an den Haaren ziehen“?
Irgendwann werde ich noch das Prinzip des Stupsens begreifen. Oder
ich finde die Taste, mit der ich diese Funktion ausschalten kann.
Irgendwo.
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