28. Akt
Es ist Sonntagmorgen und ich gehe Brötchen holen. Zwei Kürbiskern
und drei Sesam. So wie immer. Ich bin ja so herrlich unflexibel und
sogar meiner Brötchensorte seit Ewigkeiten treu. Dass manche Bäcker
sonntags offen haben ist mir sehr sympathisch. Außerdem sind es
gerade mal 600 Schritte durch den Ort. Es ist schön, dass man die
Leute kennt. Und es ist schön, namentlich begrüßt zu werden. Das
hat so etwas „zuhausiges“. Und so kommt es, dass mich die
Brötchen-Fachverkäuferin auch namentlich anspricht.
„Frau Thoma-Adolfo (das „L“ im Namen ist zwar falsch, aber als
Tribut an die Fremdartigkeit meines Namens, nehme ich es hin). Ich
hab Ihr neues Buch gelesen.“
„Aha, welches denn?“ Ich platze jedes Mal vor Stolz, wenn ich so
was höre. Aber ich weise auch gerne darauf hin, dass es im
vergangenen Jahr gleich zwei(!) neue Bücher von mir gab.
„Na, das kleine Schwarze. Dieses „33 Gemeinheiten““.
„Äh, Sie meinen „33 Grausamkeiten“?“
„Ja, genau das.“
Pause... Ich packe meine Brötchen in den Korb und warte auf das, was
jetzt kommt.
„Es ist gut.“
„Oh, Danke. Das freut mich.“ Und das tut es auch. Nix motiviert
mich mehr, als wenn Leute meine Bücher 1. kaufen und 2. auch noch
lesen.
„Nur...“
Nur was? Wenn ich die Brötchen noch in der Hand hätte, wären vor
Schreck vermutlich alle Kürbiskerne von der Semmel gefallen.
„Nur finde ich die Zahl „33“ doof.“
Ich schaue hin und her. Steht da vielleicht irgendwo eine versteckte
Kamera?
„Sie finden die Zahl „33“ doof? So als Zahl generell oder auf
meinem Buch?“
„Nee, ich fände es schöner, wenn es entweder 30 oder 35 sind. 33
ist doch irgendwie so dazwischen.“
„Äh... und so inhaltlich? Ich meine, haben Ihnen die Geschichten
gefallen?“ Ich überlege, ob ich wirklich unbedingt Brötchen zum
Frühstück brauche. Eine Banane hätte es sicher auch getan.
„Nö, die finde ich klasse. Schön eklig und gemein.“
Tja... nächsten Sonntag vielleicht doch Brötchen. Ich hebe meinen
Korb hoch und wende mich zum Gehen.
„Danke schön. Freut mich, dass Ihnen die Geschichten gefallen.“
„Ja. Können Sie das jetzt noch ändern?“
„Was denn?“
„Das mit der Zahl. Der „33“?“
„Äh... ich werde drüber nachdenken. Schönen Tag noch.“
„Ja, auch schönen Tag noch. Tolles Buch.“
Ich laufe wieder nach Hause. Die Brötchen schmeiß ich nicht weg.
Die können nix dafür. Aber, ob ich nächsten Sonntag Brötchen
holen werde, wage ich gelinde zu bezweifeln.
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