36. Akt
So einfach Zuhause zu sitzen, Füße hoch und eine Runde
professionelles Hochleistungs-Entspannen steht mal wieder an.
Unbedingt. Nur nicht bei mir. Ich bin nämlich eingeladen. Als
Gastsprecherin bei einem Frauenfrühstück. Dort soll ich zum Thema
Menschlichkeit reden. Ein Kinderspiel. Zwölf Stunden vor dem Event
befällt mich dann eine leise Panik. Was wenn mir schlagartig nichts
einfällt, wenn ich vor all den wartenden Frauen stehe und kein Wort herausbekomme? Ich setze
mich entgegen meiner Erfahrung hin und schreibe eine Rede. Drei
Seiten in 12er Größe mit anderthalb Zeilen Abstand. Meine Ansichten
von Menschlichkeit. Dann druck ich alles aus und lege die Zettel auf
meine Handtasche. Jetzt geht’s mir besser. Zettel an denen man sich
bei Lampenfieber festhalten kann, sind fast so gut wie Stehtische oder zwei Prosecco. Am nächsten Morgen nehme ich die Zettel und
schmeiße sie ins Altpapier. Dann greife ich nach einer Din A6 großen
Karteikarte und schreibe ein paar Begriffe auf. Wäre ja gelacht. Ich
brauch weder Zettel noch einen Stehtisch. Okay, die zwei Prosecco
kann ich mal als in Ordnung durchwinken. Das wird. Und es wird cool.
Ich telefoniere mit meinem Bruder. Bei dem Begriff Frauenfrühstück
scheint ihm nichts besseres einzufallen als Zickenterror und
Menstruations-Talk.
Entweder Make up oder Männer verachtender Feminismus. Dann fragt er
noch, ob wir all unsere Besen in den Fahrradständer vor dem Haus
parken.
Als ich verneine wünscht er mir noch viel Spaß und legt erheitert
auf.
Ich sollte noch mal mit meiner Mutter über unsere Erziehung reden.
Aber wahrscheinlich hat er den Witz mit den Besen sogar von ihr.
Oder einer meiner Schwestern. Oder mir.
Ich finde es sehr nett geschrieben! Und lese gerne Ihre Geschichten.
AntwortenLöschenSie haben wirklich Talent.
Beste Grüße
Vielen Dank. Das freut mich sehr. Wobei ich "sehr nett geschrieben" in diesem Fall als Kompliment betrachten möchte :-)
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