Montag, 14. März 2016

36. Akt 

So einfach Zuhause zu sitzen, Füße hoch und eine Runde professionelles Hochleistungs-Entspannen steht mal wieder an. Unbedingt. Nur nicht bei mir. Ich bin nämlich eingeladen. Als Gastsprecherin bei einem Frauenfrühstück. Dort soll ich zum Thema Menschlichkeit reden. Ein Kinderspiel. Zwölf Stunden vor dem Event befällt mich dann eine leise Panik. Was wenn mir schlagartig nichts einfällt, wenn ich vor all den wartenden Frauen stehe und kein Wort herausbekomme? Ich setze mich entgegen meiner Erfahrung hin und schreibe eine Rede. Drei Seiten in 12er Größe mit anderthalb Zeilen Abstand. Meine Ansichten von Menschlichkeit. Dann druck ich alles aus und lege die Zettel auf meine Handtasche. Jetzt geht’s mir besser. Zettel an denen man sich bei Lampenfieber festhalten kann, sind fast so gut wie Stehtische oder zwei Prosecco. Am nächsten Morgen nehme ich die Zettel und schmeiße sie ins Altpapier. Dann greife ich nach einer Din A6 großen Karteikarte und schreibe ein paar Begriffe auf. Wäre ja gelacht. Ich brauch weder Zettel noch einen Stehtisch. Okay, die zwei Prosecco kann ich mal als in Ordnung durchwinken. Das wird. Und es wird cool.
Ich telefoniere mit meinem Bruder. Bei dem Begriff Frauenfrühstück scheint ihm nichts besseres einzufallen als Zickenterror und Menstruations-Talk.
Entweder Make up oder Männer verachtender Feminismus. Dann fragt er noch, ob wir all unsere Besen in den Fahrradständer vor dem Haus parken.
Als ich verneine wünscht er mir noch viel Spaß und legt erheitert auf.
Ich sollte noch mal mit meiner Mutter über unsere Erziehung reden. Aber wahrscheinlich hat er den Witz mit den Besen sogar von ihr.


 Oder einer meiner Schwestern. Oder mir.

2 Kommentare:

  1. Ich finde es sehr nett geschrieben! Und lese gerne Ihre Geschichten.
    Sie haben wirklich Talent.
    Beste Grüße

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    1. Vielen Dank. Das freut mich sehr. Wobei ich "sehr nett geschrieben" in diesem Fall als Kompliment betrachten möchte :-)

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