55. Akt
Ich muss was kaufen. Vielmehr will ich etwas kaufen. Ein Geschenk.
Ein Geburtstagsgeschenk für eine Frau. Ich bin zusammen mit einigen
anderen zu ihrem Geburtstag eingeladen.
Der Wievielte es ist, weiß ich gar nicht. Ist auch nicht wichtig.
Die Frau ist einfach klasse. Musikerin, lebensfroh, geradeaus und
positiv, mega sympathisch und lustig.
Gute Voraussetzungen, um das Alter als Zahl mal komplett zu
ignorieren.
Ich fahre also los. Ab ins Einkaufszentrum. Das kann ja nicht so
schwer sein.
Zwei Stunden später bin ich deprimiert. Ich möchte keine Kerzen,
Tisch-Sets oder Parfums verschenken. Das ist entweder zu unpersönlich
oder völlig am Geschmack vorbei. Gutscheine sind auch blöd.
Nach der hundertsten weggelegten Kerze und dem tausendsten
Bilderrahmen fahre ich wieder nach Hause. Alles doof!
Sie hat mich eingeladen, weil sie mich mag. Nicht, weil ich über die
Landesgrenze hinaus als unfassbar kreative Geschenke-Besorgerin
bekannt bin. Ich gehe ins Bett und denke mir, dass mir morgen auf dem
Weg zur Feier schon noch was Passendes einfällt oder auf der Strecke
begegnet. Irgendwas werde ich noch finden. Vielleicht ein
abgestelltes Feuerwehrauto, eine Birke aus dem Stadtpark oder ein
rumstehendes Polizeipferd.
Mist. Ich werde unruhig schlafen.
Dann fällt mir was ein. Polizeipferde klauen und verschenken ist
eine denkbar dämliche Idee. Ich steh ich noch mal auf. Vor ein paar
Tagen hab ich mir ein Spa-Set gegönnt. Noch nicht geöffnet. Nur ins
Bad gelegt. Ich hab es mir gekauft, weil ich es mag. Ich mag auch das
Geburtstagskind.
Die Frage nach dem Geschenk ist hiermit beantwortet. Ich kauf mir das
Set die nächsten Tage nach. Aber das hier, das kriegt Linda.
Happy Birthday :-)
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