69. Akt
Tja, manche Scherze gehen halt nach hinten los. Heute beim Einkaufen.
Ich will den Kühlschrank ein bisschen aufrüsten. Zwei Flaschen
Wein, ein bis sieben Tafeln Schokolade, Kaffee, Zeug, und für die
Kinder – boshaft, wie ich bin – Obst und Gemüse.
An der Kasse angekommen bin ich die Vierte in der Schlange. Vor mir
die ortsbekannten Lästermäuler eins und zwei und direkt im
Bezahlvorgang ein junger Gastarbeiter. An der Kasse selbst sitzt eine
Dame, die an guten Tagen schweigsam und an schlechten ein kleiner
Giftzahn ist. Aber in der Regel ganz in Ordnung.
Aber heute hat sie wohl eine kleine Hella von Sinnen gefrühstückt.
Der Gastarbeiter fragt, nach dem Preis einer 10er-Packung Kondome. Ich
sehe seinen Kopf bis zum Gemüsestand hin rot leuchten. Quasi
Peinlichkeits-Illumination.
Warum holt er die Dinger nicht beim
Rossmann oder in der Apotheke, wo das Publikum den Unterhaltungswert
von Kondomkauf nicht so hoch einschätzt?
Jedenfalls hat die Kassiererin nix Besseres zu tun, als quer durch
den ganzen Laden den Preis der Gummi-Packung abzufragen. Volle
Lautstärke. Mit Grinsen im Gesicht.
Der junge Mann tut mir leid. Die ganze Bude voller Hausfrauen
und alle schauen zur Kasse. Im Comedy-Spot war das irgendwie
witziger, aber auch jetzt grinsen alle. Der Kunde bezahlt seine
Einkäufe und schleicht bedröppelt aus dem Geschäft. Er tut mir leid.
Während ich dran bin, stehen die zwei Kundinnen vor mir noch in
Kassennähe und begiggeln sich mit der Kassiererin.
Ich zahle. Dann sage ich „Seien sie froh, dass der Junge Kondome
kauft.“
Sie grinst:“Warum???“
Ich: „Das ist der Freund ihrer Tochter.“
Und zack bin ich aus dem Laden raus.
Dieses Gesicht. Also das von ihr und den Damen die da noch standen –
Unschlagbar! Unschlagbar!!
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