Dienstag, 5. April 2016

59. Akt 

Manche Dinge gehe ich per se zeitlich völlig falsch an. Nicht, dass ich das so will. Es ist nur, dass bei mir die Logik bisweilen nicht an erster Stelle steht. Heute zum Beispiel habe ich einen Termin. Kein Problem. Hab ich ständig. Also mache ich Sport, gehe duschen, mal mich fröhlich an und ziehe mir meine Lieblingsjeans und einen meiner Lieblingspullis an. Ich habe noch Zeit. Reicht dicke noch für einen Kaffee und ein paar wirre Gedanken. Mit der Tasse Kaffee in der Hand fällt mir ein, dass ich schon längst die großen Blumentöpfe vor dem Haus neu bepflanzen wollte. Zu jämmerlich sehen die beiden Bäumchen aus, die bereits vor dem Winter das Zeitliche gesegnet haben. Es sollen jetzt zwei Buchskugeln dort eingepflanzt werden. Und gekauft hab ich die auch schon. Eigentlich kein großer Akt. Alte Bäumchen raus, Erde etwas aufbereiten, Hornspäne und Deko-Kies zum Abschluss. Ja – manchmal bin ich ganz hübsch spießig.
Ich kann mir ja schon mal alles, was ich brauche, bereit stellen. Nur hinstellen, sonst nix. Also hole ich Schaufel, die Tüte mit den Hornspänen, den Deko-Kies und die Buchskugeln schon mal vors Haus.
Eigentlich Blödsinn, jetzt nicht schon mal alles soweit vorzubereiten, dass ich nachher nur noch eintopfen muss.
Also mit der kleinen Schaufel die Wurzeln der toten Bäumchen lösen und die Stämme entfernen. Dummerweise kommt mit dem Wurzelballen auch gleich ein Schwung Erde heraus. Über meine Hose. Und meine Schuhe.
Egal. Das bisschen Dreck lässt sich nachher einfach runterklopfen. Ich schaue auf meine Uhr. Ich hab immer noch Zeit. Schön, schön. Den Gedanken, ob ich meine Gartenhandschuhe holen soll, verwerfe ich. Ich will ja hier gar nicht so großartig rummachen. Nur noch schnell testen, ob der Buchs schon in die Töpfe passt. Ich stelle fest, dass ich hierfür noch etwas Erde entfernen muss. Kein Problem. Ich bin ja nicht aus Zucker. Also mit beiden Händen kurz ein paar Liter Erde aus dem Topf geschaufelt.
Ja, jetzt passt es. Mittlerweile spüre ich etwas von dem verschütteten Humus bereits zwischen meinen Zehen. Okay, die Schuhe muss ich nachher ausschütten. Oder ich ziehe gleich andere an.
Der Sack mit den Hornspänen hat ein ganz schönes Gewicht. Ich komme ins Schwitzen, als ich ihn hochhebe und das Zeug in den Töpfen verteile. Außerdem bemerke ich, dass auch mein Pulli bereits unter der Aktion gelitten hat. Ich werde gleich einen anderen anziehen.
Eigentlich wollte ich ja nur mal schauen, aber plötzlich stelle ich fest, dass ich nur noch den Deko-Kies auf der Erde verteilen und den Gehweg fegen muss, um das Werk zu vollenden. Gedacht, getan.
Ich habe nun noch gute zehn Minuten denke ich mir. Dann schaue ich an mir herab. Okay, es wird dann doch stressig. Hoch, kurz abduschen, Make up völlig vernachlässigen, schwarze Ränder unter den Nägeln ausbürsten und neue Klamotten anziehen. Als ich dann hektisch in den Wagen springe, stelle ich fest, dass in einem der Töpfe immer noch etwas Deko-Kies fehlt. Eigentlich könnte ich noch... Aber nein! Jetzt langt´s.

Ich fahre aus unserer Straße und betrachte im Rückspiegel meine neue Bepflanzung. Mit dem fröhlichen Jippieyeahyeah-jippieh-jippieh-yeah aus der Hornbach-Werbung biege ich um die Ecke. Ja! Es gibt immer was zu tun. Ich liebe es.    

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