Sonntag, 3. April 2016

57. Akt

Barfuß oder Lackschuh. Das trifft es bei mir eigentlich schon ganz prima. Wobei barfuß bei mir eher für Plüschsocken und Lackschuh für alles oberhalb von 10cm Absatz steht.
Ich beherrsche den Spagat zwischen „mit einer Tüte Chips auf dem Sofa einschlafen“ und „im Abendkleid über den roten Teppich zu rauschen“ durchaus vorbildlich. Hat immer ein bisschen was von Cinderella. Aufrüschen, ab in die Stadt und dann mit dem letzten Kürbis wieder nach Hause und rein in den Pyjama.
Es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, dass mir Jeans und Pulli für den Rest meines Lebens reichen würden. Hin und wieder das volle Ornat, das zeigt erst, wie bequem eine Jogginghose ist.
Zu einem Event das sich Charity Heels nennt (was auch immer man sich darunter vorstellen mag) trage ich das, worauf es ankommt. Obenrum irgendwas und untenrum 14 cm Highheels mit Riemchen. Wenn es nicht so vermessen wäre, würde ich jetzt auch gestehen, dass neben meinem Bett ein Regal mit meinen Lieblingsschuhen steht, die ich kurz vor dem Einschlafen und gleich nach dem Aufwachen bewundere. In Sachen Schuhe und Handtaschen bin ich eben ein Mädchen und erfülle jedes Klischee. Aber das gehört jetzt nicht hierher. Zu diesem Charity Highheels Dingens laufe ich also mit einer Gesamtkörpergröße von 1,92m. Leider hab ich an der falschen Stelle im Parkhaus geparkt. Und so stelle ich auf den rund dreihundert Metern bis zur Tür wieder mal fest, dass sich Laufstrecken, im Verhältnis zu Absatzhöhen, gefühlt exponentiell verlängern. Vor allem auf Kopfsteinpflaster.

Drinnen angekommen erwartet mich eine kleine Gruppe von Frauen, die barfuß zum Teil nicht viel größer sind als eine Parkuhr, aber mit ihren hohen Hacken gerade noch durch den Türstock passen. Alle sind, so wie ich, auf der Suche nach genau dem Schuh, den man noch nicht hat und unbedingt braucht. Sofort! Sneaker oder Ballerinas sucht man hier natürlich vergeblich. Es läuft sich gut auf hohen Schuhen. Die Beine sehen besser aus und wenn man es drauf hat, dann geht es kaum eleganter. Wenn es für mich länger keinen Grund gibt Highheels zu tragen, dann trag ich sie regelmäßig ein paar Minuten auf dem Laufband. Das variable Tempo und die Möglichkeit sich festzuhalten bilden eine spitzen Grundlage für mein persönliches Highheel-Trainings-Camp. Es gibt nur wenig, was blöder aussieht, als eine Frau, die sich auf hohen Schuhen wie ein Seemann bewegt oder sich bei jedem Schritt an der Wand oder einer fremden Schulter festhalten muss. Schnell erkenne ich, dass ich unverrichteter Dinge wieder von dannen stöckeln werde. Hier kann ich nichts kaufen. So schön so mancher Schuh ist und so gut der Charity-Gedanke hinter der ganzen Sache ist, mit Größe 41-42 hat man schlechte Karten. Das einzige, was mir hier passt, sind die Schuhkartons. Und selbst die sind unbequem. Also noch ein kurzes Gespräch mit der überaus sympathischen Veranstalterin, zwei, drei Fotos für die Presse und dann zurück ins Auto. Kurz bevor ich den Gurt anlege, schlüpfe ich dann auch wieder meine bequemen Halbschuhe. Wie man sich mit 14 Zentimetern unterm Schuh zwischen Bremse und Gas verheddern kann ist selbst auf dem besten Laufband nicht zu üben.         

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen