57. Akt
Barfuß oder Lackschuh. Das trifft es bei mir eigentlich schon ganz
prima. Wobei barfuß bei mir eher für Plüschsocken und Lackschuh
für alles oberhalb von 10cm Absatz steht.
Ich beherrsche den Spagat zwischen „mit einer Tüte Chips auf dem
Sofa einschlafen“ und „im Abendkleid über den roten Teppich zu
rauschen“ durchaus vorbildlich. Hat immer ein bisschen was von
Cinderella. Aufrüschen, ab in die Stadt und dann mit dem letzten
Kürbis wieder nach Hause und rein in den Pyjama.
Es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, dass mir Jeans und Pulli für
den Rest meines Lebens reichen würden. Hin und wieder das volle
Ornat, das zeigt erst, wie bequem eine Jogginghose ist.
Zu einem Event das sich Charity Heels nennt (was auch immer man sich
darunter vorstellen mag) trage ich das, worauf es ankommt. Obenrum
irgendwas und untenrum 14 cm Highheels mit Riemchen. Wenn es nicht so
vermessen wäre, würde ich jetzt auch gestehen, dass neben meinem
Bett ein Regal mit meinen Lieblingsschuhen steht, die ich kurz vor
dem Einschlafen und gleich nach dem Aufwachen bewundere. In Sachen
Schuhe und Handtaschen bin ich eben ein Mädchen und erfülle jedes
Klischee. Aber das gehört jetzt nicht hierher. Zu diesem Charity
Highheels Dingens laufe ich also mit einer Gesamtkörpergröße von
1,92m. Leider hab ich an der falschen Stelle im Parkhaus geparkt. Und
so stelle ich auf den rund dreihundert Metern bis zur Tür wieder
mal fest, dass sich Laufstrecken, im Verhältnis zu Absatzhöhen,
gefühlt exponentiell verlängern. Vor allem auf Kopfsteinpflaster.
Drinnen angekommen erwartet mich eine kleine Gruppe von Frauen, die
barfuß zum Teil nicht viel größer sind als eine Parkuhr, aber mit
ihren hohen Hacken gerade noch durch den Türstock passen. Alle sind,
so wie ich, auf der Suche nach genau dem Schuh, den man noch nicht
hat und unbedingt braucht. Sofort! Sneaker oder Ballerinas sucht man
hier natürlich vergeblich. Es läuft sich gut auf hohen Schuhen. Die
Beine sehen besser aus und wenn man es drauf hat, dann geht es kaum
eleganter. Wenn es für mich länger keinen Grund gibt Highheels zu
tragen, dann trag ich sie regelmäßig ein paar Minuten auf dem
Laufband. Das variable Tempo und die Möglichkeit sich festzuhalten
bilden eine spitzen Grundlage für mein persönliches
Highheel-Trainings-Camp. Es gibt nur wenig, was blöder aussieht,
als eine Frau, die sich auf hohen Schuhen wie ein Seemann bewegt
oder sich bei jedem Schritt an der Wand oder einer fremden Schulter
festhalten muss. Schnell erkenne ich, dass ich unverrichteter Dinge
wieder von dannen stöckeln werde. Hier kann ich nichts kaufen. So
schön so mancher Schuh ist und so gut der Charity-Gedanke hinter der
ganzen Sache ist, mit Größe 41-42 hat man schlechte Karten. Das
einzige, was mir hier passt, sind die Schuhkartons. Und selbst die
sind unbequem. Also noch ein kurzes Gespräch mit der überaus
sympathischen Veranstalterin, zwei, drei Fotos für die Presse und
dann zurück ins Auto. Kurz bevor ich den Gurt anlege, schlüpfe ich
dann auch wieder meine bequemen Halbschuhe. Wie man sich mit 14
Zentimetern unterm Schuh zwischen Bremse und Gas verheddern kann ist
selbst auf dem besten Laufband nicht zu üben.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen