65. Akt
Es ist Sonntagmorgen. Kurz nach sechs Uhr. Ich bin wach und auch hartnäckiges Kopf in die Kissen drücken, lässt mich nicht wieder einschlafen. Dann werden eben im Liegen schnell noch die Emails gecheckt und Facebook aktualisiert.
Es ist Sonntagmorgen. Kurz nach sechs Uhr. Ich bin wach und auch hartnäckiges Kopf in die Kissen drücken, lässt mich nicht wieder einschlafen. Dann werden eben im Liegen schnell noch die Emails gecheckt und Facebook aktualisiert.
Hilft alles nix. Ich werde aufstehen und arbeiten. Bis mindestens 12
Uhr habe ich von Ratz und Rübe keine Kontaktaufnahme zu erwarten.
Meine Kinder sind Langschläfer. Und Mutter-technisch habe ich ein
paar autarke Stunden vor mir.
Unten angekommen werden erst Mal alle Rollos hoch gelassen und der
Rechner angeschmissen. Bei einer ersten Tasse Kaffee, werden hier
nochmals Emails und Tralala durchgeschaut. Ohne Brille im Liegen
übersehe ich auf dem Handy oft die Hälfte, und im Sitzen vor dem
großen Bildschirm funktioniere ich einfach besser.
Ich mache meinen Ordner mit den neuen Geschichten auf, als das
Telefon klingelt. Ein bisschen früh für meine Mutter, denke ich.
Dann sehe ich eine fremde Nummer auf dem Display. Okay, ich versuche
es mal mit Rangehen.
Noch bevor ich meinen Namen sagen kann, werde ich begrüßt.
„Hallo Helga. Kannst du mal rüberkommen?“
„Äh.... hier ist keine Helga. Hier wohnt die Familie Thoma-Adofo.
Sie müssen sich verwählt haben.“ Ich klinge nett, finde ich. Vor
allem für einen frühen Sonntagmorgen.
„Nein!“
„Wie, Nein?
„Das ist Helgas Nummer!“ Die Stimme klingt nach einem Herren
schon weit im Rentenalter. Vermutlich senile Bettflucht, denke ich.
Bleibe aber höflich.
„Nein. Das ist meine Nummer!“ Ich muss es ja wissen. Ich hab die
Nummer ja schon ein paar Jahre.
„Nein. Helga hat die 089-xxxxx977“
„Ja. Das mag sein. Aber sie haben die 089-xxx978 gewählt.“
klinge ich jetzt schon etwas gereizt? Bestenfalls minimal.
„Nein. Das habe ich nicht.“
„Doch, das haben Sie. Ich schlage vor, ich beende jetzt das
Gespräch und Sie probieren es nochmal.“
„Aber...“
Klick!
Ich setze mich wieder an den Rechner und schüttle mit dem Kopf.
Helga ist vermutlich ganz froh, dass sie dieser Typ nicht erreicht.
Wer diese Helga wohl ist? Vermutlich pennt sie noch und kriegt gleich
einen mords Hals, wenn sie so früh geweckt wird.
Wird sie aber nicht, denn das Telefon klingelt wieder. Bei mir.
Wieder der alte Herr.
„Helga?“
„Nein, nicht Helga! Thoma-Adofo. Sie haben sich schon wieder
verwählt.“
„Nein, hab ich nicht. Es ist die selbe Nummer!“
„Sie haben jetzt nicht einfach bloß auf Wahlwiederholung gedrückt
oder?“
„Doch. Das mach ich immer so. Das ist Helgas Nummer. Wer sind Sie
überhaupt. Das darf man nicht.“
„Was darf man nicht?“ Wieder fallen mir ein paar Geschichten für
das neue Buch ein.
„Anderer Leute Telefonnummern nehmen.“ der alte Herr brüllt
mittlerweile ins Telefon. Ziemlich unsympathisch. Und ich weiß, was
als nächstes kommt.
„Ich probiere es jetzt noch einmal. Wenn dann wieder Sie rangehen,
dann rufe ich die Polizei!“ Jetzt isser aber mal in Stimmung.
Das kann lustig werden. Ich lege auf und nehme das Telefon mit an den
Tisch. Keine 30 Sekunden später klingelt es erneut. Ich gehe ran.
„Helga?“ Er hat sich immer noch nicht im Griff.
„Helga schläft noch.“ Ich klinge wieder nett.
„Ja. Äh. Dann ruf ich später wieder an.“ Er legt auf.
Ich speichere die Nummer für alle Fälle unter „Helgas Freund“.
Sicher ist sicher. Wenn der Kerl irgendwann mal seine Helga erreicht,
wird er ihr vermutlich erzählen, dass irgendeine Irre ihre Nummer
gekapert hat. Sachen gibt’s. Und das alles vor 7 Uhr. Ich glaube
ich gehe wieder ins Bett.
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