Donnerstag, 14. April 2016

68. Akt

Äh, wie nennt man nochmal jemanden, der einem sagt, wann man wo zu sein hat? Der Termine, Interviews und Umstände ausdealt? Und Locations klar macht? Also auf beruflicher Ebene? Mutti?
Nee, in diesem Fall wohl Management. In meinem Fall sogar Managerin.
Ich finde den Begriff, cool. Und die Frau auch. Wir sind so ziemlich genau gleich alt und die Lady hat Hummeln im Ar***. Ihr organisatorisches Talent haut mich um. Ich bin sicher, sie schafft es einer Eskimofrau den heißesten Bikini zu verticken und eine Brasilianischen Sambaschule für die neueste CD von Helene Fischer zu begeistern. Und das Schärfste ist, sie heißt wie ich. Manuela. Das bedeutet, ich weiß immer, wie ich sie rufen muss. Im euphorischen Erfolgsrausch nach einem gelungenen Event. Nach zwei Flaschen Prosecco auf einer Party. Und nervös und aufgeregt, vor einem wichtigen Termin. Immer Manuela. So wie ich eben. Sehr günstig.
Heute gehen wir zu einer Location für eine größere Lesung. Ich weiß wieder mal kaum mehr als Ort und Zeit. Ich liebe das.
Ich bin pünktlich. Und ich bin am richtigen Platz. Sie ist noch pünktlicher und schon im Gebäude. Also geh ich rein. Auf Anhieb sieht es aus, wie ein hübsches einfaches Gasthaus. Dann zeigt uns der Wirt aber den geplanten Ort des Geschehens. Ein Saal mit einer kolossal genialen Bühne. Bestuhlt für über einhundert Leute. Scheinwerfer, Videoanlage, extra Raum für Maske und Künstlergarderobe (nicht, dass ich eine bräuchte) und ein Hammer-Ambiente. Hier sind schon Ottfried Fischer und Konstantin Wecker aufgetreten. Und nu komm ich mit meinen „33 Grausamkeiten“.
Ich gehe hoch auf die Bühne und wir checken die Akustik des Mikrophon-Headsets.
Ja, und dann ist es wieder so weit. Die Scheinwerfer-affine Rampensau in mir kollidiert mit dem lampenfiebrigen scheuen Reh.
Ich zitiere aus meinen Gedichten, laufe hin und her, überlege, ob ich Beruhigungsmittel brauchen werde und fühle mich wie eine Kreuzung aus Madonna, Christina Aguilera und Marcel Reich-Ranicki. Es fühlt sich gut an. Okay, bisher haben sich alle Lesungen gut angefühlt. Jede für sich war besonders. Aber Bühne ist eben Bühne. Und Scheinwerfer wirken auf mich wie Viagra auf einen Triebtäter. Vielleicht sollte ich die Lesung um einen French Can Can ergänzen? Ich frage, ob der Wirt die Single „You can leave your hat on“ im Haus hat. Manuela schaut mich streng an. Okay. Ich werde nur lesen.
Direkt im Anschluss an die Ortsbegehung kommt dann noch die Planung für einen Werbefilm. Woahhhh! Ich kollabier gleich. 2016 wird mein Jahr.

Und jetzt bestell ich Manuela einen Pulli, auf dem „Manus Managerin“ steht. Damit auch jeder weiß, mit wem er es zu tun hat. Und sie sich dran gewöhnt.

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