267. Akt
MUC
– LHR 2472 - Abflug 9.20 Uhr - Landung 10.30 Uhr Ortszeit.
Eigentlich...
Super.
Dann haben wir noch lässige sechs Stunden Zeit bis zum Fitting.
Eigentlich...
Als
die Boardingzeit um 8.55 Uhr erreicht ist, wird mitgeteilt, dass sich
der Abflug geringfügig verschieben wird. Uns ist das schnuppe.
Tochterkind
und ich gehen in die Lounge und genießen noch einen Kaffee und einen
O-Saft. Alles kein Problem. Eine Stunde sitzen wir locker ab. Wir
sind entspannt, freuen uns, und ich spiele eine Runde Candy Crush.
Auf
dem Weg zurück zum Gate, hören wir, dass sich die Abflugzeit
nochmal um eine weitere Stunde verzögert. Jetzt also 11.15 Uhr. Tja,
das ist doof. Aber sicher noch lange kein Beinbruch. Unser
Zeitfenster ist groß genug.
Tochterkind
macht Fotos und ich, äh ja, ich spiele noch eine Runde Candy Crush.
Yeah...
kurz vor 11. Läuft doch. Das Boarden beginnt. Endlich.
Am
Gate neben uns steht die 2474. Das ist die Nachfolgemaschine. Sie
starten gleich. Na ja. Sei´s drum. Dann landen die halt noch vor
uns, wenn´s blöd läuft. Egal. Hauptsache wir sind jetzt an Bord.
Und der Typ da vorne schmeißt gleich mal die Motoren an. Kind 2.0
und ich sitzen in der Reihe 25 E und F. Ich sitze am Fenster und
überlege, ob ich noch ein bisschen auf dem Handy spielen soll, aber
mein Akku schwächelt, und ich schlafe stattdessen ein. Fast eine
Stunde später werde ich wach. In München(!!!).
Der
Grund für mein Aufwachen ist eine Durchsage. Der Abflug verzögert
sich um eine weitere Stunde. Also ab jetzt gerechnet. Das summiert
sich somit auf vier Stunden Verzögerung. Ich rufe das Team in London
an. Mein Akku schreit nach dem Aufladekabel. Weitere Handyspiele
erübrigen sich somit. Die Niederbayern hinter uns werden mit Bier
ruhiggestellt. Im Laufe der Zeit sollen es in der Reihe 26 insgesamt
fünf Flaschen Bier, ein Rot- und ein Weißwein werden. Pro Person.
Das macht die sechs Herren ungemein lustig und im Verhalten für den
Rest der Gäste beinahe unerträglich.
Ich
trommle geschmeidig mit den Nägeln nervös auf dem ausgeklappten
Tisch vor mir. Einatmen. Ausatmen.
Mittlerweile
lässt sich die Crew und auch der Kapitän von einigen gereizten
Passagieren gepflegt anblöken. Außer von den Niederbayern. Die sind
jetzt schon so hacke, dass ihnen eh alles wurscht ist. Und das
bringen sie mit Kotztüten-artiger Wiesn-Stimmung auch laut zum
Ausdruck.
Ich
bitte die Stewardess nun auch um einen Wein. Alternativ könnte ich
vielleicht auch mal den Kapitän anbrüllen. Aber was hab ich davon,
wenn der nachher da vorne heult und überhaupt nicht mehr hoch will?
Ich
lass es bleiben. Tochterkind hat immer noch gute Laune. Das hilft.
Etwa
58 Minuten nach der letzten Durchsage wird der nun doch frühzeitige
Start angekündigt. Also deswegen frühzeitig, weil zur vollen Stunde
noch ganze zwei Minuten fehlen.
Mein
Akku schmollt bei acht Prozent, als wir losrollen. Unser Zeitfenster
ist um komplette vier Stunden geschmolzen, aber es reicht aus.
Tochterkind
und ich freuen uns auf die nächsten Tage. Auf die Jobs in London und
eine tolle gemeinsame Zeit. Das Leben ist schön. Auch mit
Verspätung.
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