Montag, 31. Oktober 2016

267. Akt

MUC – LHR 2472 - Abflug 9.20 Uhr - Landung 10.30 Uhr Ortszeit. Eigentlich...
Super. Dann haben wir noch lässige sechs Stunden Zeit bis zum Fitting.
Eigentlich...
Als die Boardingzeit um 8.55 Uhr erreicht ist, wird mitgeteilt, dass sich der Abflug geringfügig verschieben wird. Uns ist das schnuppe.
Tochterkind und ich gehen in die Lounge und genießen noch einen Kaffee und einen O-Saft. Alles kein Problem. Eine Stunde sitzen wir locker ab. Wir sind entspannt, freuen uns, und ich spiele eine Runde Candy Crush.
Auf dem Weg zurück zum Gate, hören wir, dass sich die Abflugzeit nochmal um eine weitere Stunde verzögert. Jetzt also 11.15 Uhr. Tja, das ist doof. Aber sicher noch lange kein Beinbruch. Unser Zeitfenster ist groß genug.
Tochterkind macht Fotos und ich, äh ja, ich spiele noch eine Runde Candy Crush.
Yeah... kurz vor 11. Läuft doch. Das Boarden beginnt. Endlich.
Am Gate neben uns steht die 2474. Das ist die Nachfolgemaschine. Sie starten gleich. Na ja. Sei´s drum. Dann landen die halt noch vor uns, wenn´s blöd läuft. Egal. Hauptsache wir sind jetzt an Bord. Und der Typ da vorne schmeißt gleich mal die Motoren an. Kind 2.0 und ich sitzen in der Reihe 25 E und F. Ich sitze am Fenster und überlege, ob ich noch ein bisschen auf dem Handy spielen soll, aber mein Akku schwächelt, und ich schlafe stattdessen ein. Fast eine Stunde später werde ich wach. In München(!!!).
Der Grund für mein Aufwachen ist eine Durchsage. Der Abflug verzögert sich um eine weitere Stunde. Also ab jetzt gerechnet. Das summiert sich somit auf vier Stunden Verzögerung. Ich rufe das Team in London an. Mein Akku schreit nach dem Aufladekabel. Weitere Handyspiele erübrigen sich somit. Die Niederbayern hinter uns werden mit Bier ruhiggestellt. Im Laufe der Zeit sollen es in der Reihe 26 insgesamt fünf Flaschen Bier, ein Rot- und ein Weißwein werden. Pro Person. Das macht die sechs Herren ungemein lustig und im Verhalten für den Rest der Gäste beinahe unerträglich.
Ich trommle geschmeidig mit den Nägeln nervös auf dem ausgeklappten Tisch vor mir. Einatmen. Ausatmen.
Mittlerweile lässt sich die Crew und auch der Kapitän von einigen gereizten Passagieren gepflegt anblöken. Außer von den Niederbayern. Die sind jetzt schon so hacke, dass ihnen eh alles wurscht ist. Und das bringen sie mit Kotztüten-artiger Wiesn-Stimmung auch laut zum Ausdruck.
Ich bitte die Stewardess nun auch um einen Wein. Alternativ könnte ich vielleicht auch mal den Kapitän anbrüllen. Aber was hab ich davon, wenn der nachher da vorne heult und überhaupt nicht mehr hoch will?
Ich lass es bleiben. Tochterkind hat immer noch gute Laune. Das hilft.
Etwa 58 Minuten nach der letzten Durchsage wird der nun doch frühzeitige Start angekündigt. Also deswegen frühzeitig, weil zur vollen Stunde noch ganze zwei Minuten fehlen.
Mein Akku schmollt bei acht Prozent, als wir losrollen. Unser Zeitfenster ist um komplette vier Stunden geschmolzen, aber es reicht aus.

Tochterkind und ich freuen uns auf die nächsten Tage. Auf die Jobs in London und eine tolle gemeinsame Zeit. Das Leben ist schön. Auch mit Verspätung.         

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