Samstag, 22. Oktober 2016

258. Akt

Bei Facebook gibt es ja zur Zeit allerlei hübsche Sachen wie „Dein persönlicher Spruch“, „Was bringt dir die Zukunft?“ , „Was bedeutet dein Name auf Hindukustanuinitisch?“ und „wie siehst du in fünfzig Jahren aus?“
Bei den Sprüchen ist das ja noch so eine Sache. Alle klingen recht weise und die lässt man sich natürlich gerne zuordnen. Bisher habe ich zumindest noch bei keinem meiner Facebookfreunde als persönlichen Spruch gelesen:“Eigner Herd ist Goldes wert“ oder „Du hättest die Suppe der Weisheit nicht mit der Gabel essen sollen“.
Wenn es darum geht, wie man in fünfzig Jahren aussieht, werden sich die meisten Männer 2066 wundern, dass so viele „George Clooney 2016 lookalikes“ rumlaufen. Bei uns Frauen ist das nicht anders. Wenn ich den Test machen würde, müsste ich mich vielleicht sogar damit abfinden über die Jahrzehnte zu einer dreißigjährigen Paris Hilton zu mutieren. Wohlgemerkt in fünfzig Jahren.
Beim Namenstest bekommt jeder einen angenehmen Begriff wie „Dein Name bedeutet Danke/Liebe/Erfüllung/Zuversicht“ mit auf den Weg. Kein Name bedeutet „Gesprungene Kloschüssel“ oder „Das tote grüne Tier dahinten auf der Autobahn“. Eigentlich komisch.
Am besten sind aber die Fragen nach dem, was man im vorherigen, vorvorherigen oder gar vorvorvorherigen Leben war.
Es ist ein bisschen so, wie bei den Leuten, die sich bei Hellsehern in schlecht beleuchteten Zelten aus der Hand lesen lassen. Allesamt sind nämlich Reinkarnationen von Göttern oder Pharaonen. Zumindest aber Wiedergeburten von Königen und Prinzessinnen.
Hey, gab es damals soviel, bzw. ausschließlich Adel und Götter? Wenn ich mir das vorstelle, dann hat´s zumindest recht schnieke und pompös ausgesehen. Keiner postet, dass er der verlauste siebzehnte Sohn eines geschlechtskranken Bauern war. Oder Marktweib auf einem Stand für kaputte Keramik.
Erst wenn ich mal irgendwo lese, dass der Name eines Facebookfreundes oder einer Freundin „Hinkende Hyäne“ bedeutet oder er/sie im vorherigen Leben das dreibeinige Warzenschwein in einem Wanderzirkus war, werde ich auch mal so einen Test machen. Bis dahin befürchte ich, dass einzig und allein mein Name „Die Frau die in den Igel trat“ bedeutet und ich im letzten Leben Regenwurm im Hühnerkäfig war. Und das will ja keiner lesen.


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