Mittwoch, 5. Oktober 2016

241. Akt

Nein, eine Manuela Thoma-Adofo ist noch nicht im Haus.“
Ja, das weiß ich. Vielmehr – ist sie doch. Ich stehe nämlich gerade vor Ihnen.“
Ach so. Was kann ich für Sie tun?“
Ähem.... braucht man in angesehenen Hotels eigentlich wirklich nur die Ausbildung eines Pizza-Dienstes??? Ich stehe am Empfang und möchte Einchecken. Meine Stimmung hat sich bereits dem Verlauf des Tages angepasst. Erst schnappt mir ein Smart die größte verfügbare Parklücke im Parkhaus weg. Dann wird die Verspätung meines Fliegers im 15-Minuten-Takt erweitert und dann baggert mich auch noch der Taxifahrer mit der exorbitanten Zwiebel-Fahne an. „Falls sie nicht wissen, was Sie heute Abend anstellen, würde ich Ihnen gerne mal die Stadt zeigen. - zwinker zwinker – und was es sonst noch so zu sehen gibt.“
Danke! Aber Danke nein!
Und nun stehe ich im Hotel und man sagt mir, dass ich noch gar nicht da bin. Wenn ich nicht schon so angefressen wäre, dann würde ich über die Absprache meiner örtlichen Existenz lachen. So lege ich lediglich meinen Personalausweis vor mir ab. Deute auf meinen Namen und sage:
Da isse ja!“
Nun wird eifrig in einem Computer gesucht. Ich linse ein bisschen mit hinein und finde mich. Allerdings nicht ganz richtig. Ich deute auf einen Namen und weise darauf hin, dass es sich hierbei vermutlich um mich handelt.
Nein,“ sagt der junge Mann, „der Gast heißt Manuel A. Thoma und reist erst noch an.“
Das ist jetzt nicht Ihr Ernst oder?“
Ich schaue wohl genau so, wie ich immer schaue, wenn ich jemanden mit einem geklauten Panzer überfahren möchte. Der Mann wird nervös und ruft eine Kollegin.
Die Dame behauptet, sie sei Herr Manuel A. Thoma.“
Ich fasse es nicht und schlage mir so vor die Stirn, dass es den ein oder anderen vermutlich ausgeknockt hätte.
Nein! Die Dame behauptet nicht Herr Manuel A. Thoma zu sein.“ sage ich ein klitzekleines bisschen gereizt. „Die Dame heißt Manuela Thoma-Adofo und möchte gerne ihr Zimmer beziehen.“
Die Kollegin tipselt auf dem Computer rum. Lächelt mich an und reicht mir eine Schlüsselkarte. Ich freue mich. Meine Identitätskrise ist somit behoben.
Beim Gehen rufe ich dem jungen Mann noch zu, dass ich – falls sich tatsächlich noch ein Herr Manuel A. Thoma melden solle – bereit bin, mein Sofa zur Verfügung zu stellen. Er könne ihn dann ja zu mir schicken.
Wirklich?“ Der Blick des Mannes hinter dem Tresen wechselt zwischen seiner patenten Kollegin und mir.
Nein!“ sagen wir, wie aus einem Mund und lachen beide.
Ich fühle mich ein bisschen, als würde man mir auf dem OP-Tisch sagen „Heute ist mal unser Praktikant dran.“

Dann wende ich mich ab. Ich muss die Verspätung wieder reinholen. Das unnötige Zusammenstauchen von irritierten Mitarbeitern kann ja gerne die Kollegin übernehmen. Die hat es im Gegensatz zu ihm nämlich drauf.          

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