243. Akt
Es
gibt Tage, da irritiert mich Facebook exorbitant. Es geht gar nicht
um die regelmäßigen „Anstupser“, die sich allein schon dadurch
disqualifizieren, sondern um die Nachlässigkeit einiger Menschen.
Jeden
Tag wird dem geneigten User der Hinweis auf den Geburtstag seines
oder seiner Kontakte unterbreitet.
„Liebe
Manuela, heute hat dein Freund Hinz/ Kunz/ Schnick/ Schnack/ Schnuck
Geburtstag. Willst du ihm nicht zum Geburtstag gratulieren und
zeigen, dass du an ihn / sie denkst?“
Ja.
Bei einigen will und tu ich das gerne, und die, denen ich eigentlich
keinen schönen Geburtstag wünsche, hab ich eh nicht unter meinen
Kontakten. Kürzlich blinkte aber wieder eine Geburtstagsmeldung auf,
die ein schales Gefühl hinterließ. Denn den Geburtstagsgruß hätte
ich auch als Blumenkranz auf den Friedhof bringen können. Das
Geburtstagskind ist nämlich im vergangenen Jahr verstorben.
In
Erinnerung habe ich dennoch mal auf das Profil geklickt. Ich sah, was
ich befürchtet hatte. Ganz viele „Happy Birthday – lass dich
feiern“ oder auch „Alles Gute alter Sack. Gesundheit und Glück
wünsche ich dir.“
Da
muss man schon mal schlucken. Schon vor ein paar Monaten ist mir so
was aufgefallen. Ein alter Schulfreund, der vor vier Jahren tödlich
verunfallt ist, bekommt immer noch Geburtstags- und Weihnachtsgrüße.
Eigentlich
schade, dass sich die Grüßenden nicht mal die Mühe machen, zu
schauen, wie es denn dem Gegrüßten so ergangen ist, im letzten
Jahr.
Natürlich
geht man beim Grüßen nicht davon aus, dass sich der Adressat schon
lange in schmucker Eiche befindet, aber so ein klitzekleines bisschen
Interesse???
Viel
lustiger ist es doch, wenn manche Leute die ihnen vorgeschlagenen
„Erinnerungen“ teilen. Da zahlreiche FB-Buddies ihre Kontakte
offensichtlich gar nicht kennen, geschweige denn ihre Postings
wirklich lesen, wird noch schnell zur Geburt des kleinen David
gratuliert, obwohl der letzten Monat schon eingeschult wurde. Oder es
gibt ein „Alles Liebe zur Hochzeit“, obwohl sich Schorsch und
Zenzi seit Monaten anwaltlich bekriegen und einer der beiden
lediglich versehentlich die aufgeploppte „Erinnerung“ freigegeben
hat.
Aber
was soll´s? FB verpflichtet ja nicht ausdrücklich zur Sorgfalt. Aber eines weiß ich. Wenn ich mal hinüber bin und jemand gratuliert mir noch fahrlässig zum Geburtstag, dann sorge ich für böse Träume. Zum tollen, vollendeten Leben könnt ihr mich dann beglückwünschen. Aber nicht zum Geburtstag. So!
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