Freitag, 7. Oktober 2016

243. Akt

Es gibt Tage, da irritiert mich Facebook exorbitant. Es geht gar nicht um die regelmäßigen „Anstupser“, die sich allein schon dadurch disqualifizieren, sondern um die Nachlässigkeit einiger Menschen.
Jeden Tag wird dem geneigten User der Hinweis auf den Geburtstag seines oder seiner Kontakte unterbreitet.
Liebe Manuela, heute hat dein Freund Hinz/ Kunz/ Schnick/ Schnack/ Schnuck Geburtstag. Willst du ihm nicht zum Geburtstag gratulieren und zeigen, dass du an ihn / sie denkst?“
Ja. Bei einigen will und tu ich das gerne, und die, denen ich eigentlich keinen schönen Geburtstag wünsche, hab ich eh nicht unter meinen Kontakten. Kürzlich blinkte aber wieder eine Geburtstagsmeldung auf, die ein schales Gefühl hinterließ. Denn den Geburtstagsgruß hätte ich auch als Blumenkranz auf den Friedhof bringen können. Das Geburtstagskind ist nämlich im vergangenen Jahr verstorben.
In Erinnerung habe ich dennoch mal auf das Profil geklickt. Ich sah, was ich befürchtet hatte. Ganz viele „Happy Birthday – lass dich feiern“ oder auch „Alles Gute alter Sack. Gesundheit und Glück wünsche ich dir.“
Da muss man schon mal schlucken. Schon vor ein paar Monaten ist mir so was aufgefallen. Ein alter Schulfreund, der vor vier Jahren tödlich verunfallt ist, bekommt immer noch Geburtstags- und Weihnachtsgrüße.
Eigentlich schade, dass sich die Grüßenden nicht mal die Mühe machen, zu schauen, wie es denn dem Gegrüßten so ergangen ist, im letzten Jahr.
Natürlich geht man beim Grüßen nicht davon aus, dass sich der Adressat schon lange in schmucker Eiche befindet, aber so ein klitzekleines bisschen Interesse???
Viel lustiger ist es doch, wenn manche Leute die ihnen vorgeschlagenen „Erinnerungen“ teilen. Da zahlreiche FB-Buddies ihre Kontakte offensichtlich gar nicht kennen, geschweige denn ihre Postings wirklich lesen, wird noch schnell zur Geburt des kleinen David gratuliert, obwohl der letzten Monat schon eingeschult wurde. Oder es gibt ein „Alles Liebe zur Hochzeit“, obwohl sich Schorsch und Zenzi seit Monaten anwaltlich bekriegen und einer der beiden lediglich versehentlich die aufgeploppte „Erinnerung“ freigegeben hat.
Aber was soll´s? FB verpflichtet ja nicht ausdrücklich zur Sorgfalt. Aber eines weiß ich. Wenn ich mal hinüber bin und jemand gratuliert mir noch fahrlässig zum Geburtstag, dann sorge ich für böse Träume. Zum tollen, vollendeten Leben könnt ihr mich dann beglückwünschen. Aber nicht zum Geburtstag. So!

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