Mittwoch, 19. Oktober 2016

255. Akt 

Es ist 17.30 Uhr, ich sitze am Computer und bin deprimiert. Alles um mich wird finster. Die Dunkelheit senkt sich langsam aber sicher über mein Gemüt und meine Verfassung. Dann fällt mir auf, dass ich nicht wirklich deprimiert bin. Es wird lediglich tatsächlich finster. Der Sommer ist halt eindeutig rum. Rummer geht nicht. Keine morgendlichen Sonnenstrahlen, die durch ein nicht ganz geschlossenes Rollo auf mein Kissen prallen und mein sommerliches Herzchen erheitern. Keine Vögel, die zwitschern, als hätten sie einen Hauch zu viel am Koks-Topf einer internationalen Schickimicki-Party genascht.
Ich schaue hinaus und überlege, ob ich der frühen Dunkelheit etwas abgewinnen kann. Hmm... ich könnte den Kamin anmachen. (Hebt meine Stimmung nur marginal, denn mir fällt ein, dass ich versäumt habe ausreichend Holz nachzukaufen. Ich werde haushalten müssen.) Ich kann wieder meine schönen Strickkleider anziehen. (Ja, klar mit dicken Strumpfhosen. Aaaarghhh.... ich hasse Strumpfhosen.) Die Leute kaufen im Winter mehr Bücher als im Sommer. (Tja, okay. Das lass ich mal gelten.)
Bei dem Gedanken, dass in weniger als zwei Wochen die Sommer- auf Winterzeit umgestellt wird, werde ich wieder trübsinnig. Dann ist nämlich um 17.30 Uhr nicht nur dämmerig, sondern gleich mal kolossal finster.
Die eine Stunde, die wir dann „geschenkt“ bekommen, reißt es auch nicht raus. An die hat man sich ratzfatz gewöhnt. Außerdem kriegt man sie auch nicht geschenkt. Die wird einem im Frühjahr gleich mal wieder gemopst.
Ich stehe auf und mache das Licht an. Nicht, dass das meine Stimmung ebenfalls illuminiert, allerdings kann ich jetzt halt wieder was sehen. Was soll´s? Gejammert wird nicht. Herbst und Winter sind auch ganz sexy (okay, bis auf die Wollstrumpfhosen). Und wenn es unbedingt sein muss, habe ich genügend Meilen angesammelt, um nochmal irgendwohin zu fahren, wo es ein bisschen sonniger ist. Und zur Not langt es für´s Solarium allemal.


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