255. Akt
Es
ist 17.30 Uhr, ich sitze am Computer und bin deprimiert. Alles um
mich wird finster. Die Dunkelheit senkt sich langsam aber sicher über
mein Gemüt und meine Verfassung. Dann fällt mir auf, dass ich nicht
wirklich deprimiert bin. Es wird lediglich tatsächlich finster. Der
Sommer ist halt eindeutig rum. Rummer geht nicht. Keine morgendlichen
Sonnenstrahlen, die durch ein nicht ganz geschlossenes Rollo auf mein
Kissen prallen und mein sommerliches Herzchen erheitern. Keine Vögel,
die zwitschern, als hätten sie einen Hauch zu viel am Koks-Topf
einer internationalen Schickimicki-Party genascht.
Ich
schaue hinaus und überlege, ob ich der frühen Dunkelheit etwas
abgewinnen kann. Hmm... ich könnte den Kamin anmachen. (Hebt meine
Stimmung nur marginal, denn mir fällt ein, dass ich versäumt habe
ausreichend Holz nachzukaufen. Ich werde haushalten müssen.) Ich
kann wieder meine schönen Strickkleider anziehen. (Ja, klar mit
dicken Strumpfhosen. Aaaarghhh.... ich hasse Strumpfhosen.) Die Leute
kaufen im Winter mehr Bücher als im Sommer. (Tja, okay. Das lass ich
mal gelten.)
Bei
dem Gedanken, dass in weniger als zwei Wochen die Sommer- auf
Winterzeit umgestellt wird, werde ich wieder trübsinnig. Dann ist
nämlich um 17.30 Uhr nicht nur dämmerig, sondern gleich mal
kolossal finster.
Die
eine Stunde, die wir dann „geschenkt“ bekommen, reißt es auch
nicht raus. An die hat man sich ratzfatz gewöhnt. Außerdem kriegt
man sie auch nicht geschenkt. Die wird einem im Frühjahr gleich mal
wieder gemopst.
Ich
stehe auf und mache das Licht an. Nicht, dass das meine Stimmung
ebenfalls illuminiert, allerdings kann ich jetzt halt wieder was
sehen. Was soll´s? Gejammert wird nicht. Herbst und Winter sind auch
ganz sexy (okay, bis auf die Wollstrumpfhosen). Und wenn es unbedingt
sein muss, habe ich genügend Meilen angesammelt, um nochmal
irgendwohin zu fahren, wo es ein bisschen sonniger ist. Und zur Not
langt es für´s Solarium allemal.
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