Montag, 24. Oktober 2016

260. Akt

Mädels, fragt mich niemals, ob ich nicht einen passenden Mann für euch hätte. Weder einen für die Nacht von Mittwoch auf Donnerstag, noch für den Rest eures Lebens. Wenn ihr euch aber mal so richtig unglücklich machen wollt, dann bin ich sicherlich in diesen Beratungsdingen die Richtige. Alles, was ich anbahne hat eine Überlebenszeit von einer Nacktschnecke im Salzbad. Ich bin ein lausiger Amor und eigentlich dürfte ich am Valentinstag noch nicht mal mein Zimmer verlassen. Und dennoch begehe ich hin und wieder den Fehler zu glauben, dass Person A vielleicht doch ganz wunderbar mit Person Ü zusammenpassen könnte.
So auch dieses Mal. Ich werde über WhatsApp angefunkt. Da schreibt ein mir bekannter Mann, dass er eine Freundin von mir gesehen hätte. Er schreibt so ehrlich und nett, dass ich tatsächlich glaube, er meint es ehrlich und nett. Während mein Hirn schreit: „Nein! Manu! Lass es bleiben! Du kennst ihn nicht gut genug!!!“, geht mein Herzchen in den Amor-Modus.
Ich schreibe zurück, dass es sich bei der Frau um einen wundervollen Menschen handelt. Innen und außen schön, liebenswert, fröhlich und einfach toll.
Er schreibt ein bisschen geknickt zurück, dass er wohl keine Chancen sieht sie kennenzulernen. Und Zack! Stehe ich mit beiden Beinen im Beton. Ich telefoniere mit ihr, schreibe mit ihm und stelle den Kontakt her. Ihm gebe ich noch recht unverblümt mit auf den Weg, was ich mit ihm mache, wenn er krumme Dinger plant. Wörtlich klingt das so „Brich ihr das Herz und ich brech dir deinen Hals!“ Er lacht und beschwört seine Aufrichtigkeit. Sie beginnen miteinander zu telefonieren, lernen sich über mehrere Tage hinweg kennen und ich denke mir „Läuft! Wo ist mein Brautjungfernkleid?“
Dann bekomme ich eine Nachricht von meiner Freundin. Nach all den schönen Momenten meldet er sich nicht mehr. Ich frage, ob er vielleicht gerade komatös im Krankenhaus, eingeäschert auf dem Friedhof oder entführt in irgendeinem dunklen Keller liegt. Irgendetwas, das sein Verhalten erklären könnte. Aber nein. Alles auf seiner Seite scheint wie gewohnt zu laufen. Außer, dass er von jetzt auf gleich kein Interesse mehr an Anstand und Charakter zeigt. Also an seinem eigenen Anstand und Charakter. Meine Freundin erklärt mir, wie die letzten Tage und Nachrichten und Telefonate gelaufen sind. Alles bestens. Außer, dass er gleich nach seiner letzten Liebesnachricht und dem Wunsch sie noch viel näher kennenzulernen den Kontakt eingestellt hat.
Ich bin fassungslos. Das hätte ich im Leben nicht gedacht.
Kein „Sorry, aber ich habe mich geirrt“ oder ein „Bin wieder bei meiner Ex-/ meiner Freundin/meiner Lebensberaterin“. Noch nicht mal die flache und völlig hirnrissige „Es liegt an mir und nicht an dir“-Phrase wird mitgeteilt. Er liest ihre Nachrichten nicht mal mehr. Er spielt das Opossum und stellt sich tot.
Das Ende vom Lied. Er hält sich geschlossen und zieht begattungsfreudig weiter durchs Land, sie ist enttäuscht und verletzt, und ich bin stinksauer. Wie hatte ich ihm doch eingangs gesagt? „Wenn du ihr weh tust, dann brech ich dir das Genick.“?
Tja. Da hält mich ja sogar meine Freundin zurück. Das ist strafbar und befriedigt mich nur sehr kurzfristig, sagt sie. Und da hat sie leider Recht. Noch nicht mal versehentlich auf´s Gas treten darf ich, sagt sie. Also lass ich es sein.
Als Amor habe ich wieder mal kläglich versagt.

Ich habe meine Pfeile jetzt eingemottet und den Bogen an die Nachbarskinder verschenkt. Wenn irgendwann mal wieder ein Kerl ums Eck kommt und sich für eine meiner Freundinnen interessiert, bloß weil er was für sein schmächtiges Ego braucht, dann brauch ich keinen Amorbogen. Dann langt ein Kleinkaliber.

3 Kommentare:

  1. Wie im wahren Leben, nur kenne ich es genau anders herum ������
    Ich liebe Deine Blogs, Deine Wortwahl die es so treffend auf den Punkt bringt, weiter so "ich liebe Dich" ��������

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  2. Wie im wahren Leben, nur kenne ich es genau anders herum ������
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