260. Akt
Mädels,
fragt mich niemals, ob ich nicht einen passenden Mann für euch
hätte. Weder einen für die Nacht von Mittwoch auf Donnerstag, noch
für den Rest eures Lebens. Wenn ihr euch aber mal so richtig
unglücklich machen wollt, dann bin ich sicherlich in diesen
Beratungsdingen die Richtige. Alles, was ich anbahne hat eine
Überlebenszeit von einer Nacktschnecke im Salzbad. Ich bin ein
lausiger Amor und eigentlich dürfte ich am Valentinstag noch nicht
mal mein Zimmer verlassen. Und dennoch begehe ich hin und wieder den
Fehler zu glauben, dass Person A vielleicht doch ganz wunderbar mit
Person Ü zusammenpassen könnte.
So
auch dieses Mal. Ich werde über WhatsApp angefunkt. Da schreibt ein
mir bekannter Mann, dass er eine Freundin von mir gesehen hätte. Er
schreibt so ehrlich und nett, dass ich tatsächlich glaube, er meint
es ehrlich und nett. Während mein Hirn schreit: „Nein! Manu! Lass
es bleiben! Du kennst ihn nicht gut genug!!!“, geht mein Herzchen
in den Amor-Modus.
Ich
schreibe zurück, dass es sich bei der Frau um einen wundervollen
Menschen handelt. Innen und außen schön, liebenswert, fröhlich und
einfach toll.
Er
schreibt ein bisschen geknickt zurück, dass er wohl keine Chancen
sieht sie kennenzulernen. Und Zack! Stehe ich mit beiden Beinen im
Beton. Ich telefoniere mit ihr, schreibe mit ihm und stelle den
Kontakt her. Ihm gebe ich noch recht unverblümt mit auf den Weg,
was ich mit ihm mache, wenn er krumme Dinger plant. Wörtlich klingt
das so „Brich ihr das Herz und ich brech dir deinen Hals!“ Er
lacht und beschwört seine Aufrichtigkeit. Sie beginnen miteinander
zu telefonieren, lernen sich über mehrere Tage hinweg kennen und ich
denke mir „Läuft! Wo ist mein Brautjungfernkleid?“
Dann
bekomme ich eine Nachricht von meiner Freundin. Nach all den schönen
Momenten meldet er sich nicht mehr. Ich frage, ob er vielleicht
gerade komatös im Krankenhaus, eingeäschert auf dem Friedhof oder
entführt in irgendeinem dunklen Keller liegt. Irgendetwas, das sein
Verhalten erklären könnte. Aber nein. Alles auf seiner Seite
scheint wie gewohnt zu laufen. Außer, dass er von jetzt auf gleich
kein Interesse mehr an Anstand und Charakter zeigt. Also an seinem
eigenen Anstand und Charakter. Meine Freundin erklärt mir, wie die
letzten Tage und Nachrichten und Telefonate gelaufen sind. Alles
bestens. Außer, dass er gleich nach seiner letzten Liebesnachricht
und dem Wunsch sie noch viel näher kennenzulernen den Kontakt
eingestellt hat.
Ich
bin fassungslos. Das hätte ich im Leben nicht gedacht.
Kein
„Sorry, aber ich habe mich geirrt“ oder ein „Bin wieder bei
meiner Ex-/ meiner Freundin/meiner Lebensberaterin“. Noch nicht mal
die flache und völlig hirnrissige „Es liegt an mir und nicht an
dir“-Phrase wird mitgeteilt. Er liest ihre Nachrichten nicht mal
mehr. Er spielt das Opossum und stellt sich tot.
Das
Ende vom Lied. Er hält sich geschlossen und zieht begattungsfreudig
weiter durchs Land, sie ist enttäuscht und verletzt, und ich bin
stinksauer. Wie hatte ich ihm doch eingangs gesagt? „Wenn du ihr
weh tust, dann brech ich dir das Genick.“?
Tja.
Da hält mich ja sogar meine Freundin zurück. Das ist strafbar und
befriedigt mich nur sehr kurzfristig, sagt sie. Und da hat sie leider
Recht. Noch nicht mal versehentlich auf´s Gas treten darf ich, sagt
sie. Also lass ich es sein.
Als
Amor habe ich wieder mal kläglich versagt.
Ich
habe meine Pfeile jetzt eingemottet und den Bogen an die
Nachbarskinder verschenkt. Wenn irgendwann mal wieder ein Kerl ums
Eck kommt und sich für eine meiner Freundinnen interessiert, bloß
weil er was für sein schmächtiges Ego braucht, dann brauch ich
keinen Amorbogen. Dann langt ein Kleinkaliber.
Wie im wahren Leben, nur kenne ich es genau anders herum ������
AntwortenLöschenIch liebe Deine Blogs, Deine Wortwahl die es so treffend auf den Punkt bringt, weiter so "ich liebe Dich" ��������
Wie im wahren Leben, nur kenne ich es genau anders herum ������
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Vielen Dank, lieber Heinz :-)
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