248. Akt
Na
super. Anstatt Landung um 16.20 Uhr in München lande ich um 17.35
Uhr. Eigentlich. Im großen und ganzen kein Problem. Ja, gut, ich
fahre mit dem Taxi, dass mich nachhause bringt dann direkt weiter in
die Innenstadt. Dort findet wieder mal eine Vernissage statt. In
meiner Lieblingsgalerie. Mit vielen Menschen, die ich mag. Ich freue
mich.
Dadurch,
dass der Abflug mehr als eine Stunde später ist, als ich
ursprünglich gedacht habe, ist es nahezu unmöglich selbigen zu
verpassen. Zumal ich eigentlich niemals Abflüge verpasse, da ich
pathologisch überall zu früh bin. Am Flughafen, am Bahnhof, bei
Meetings generell immer zu früh. Dieses Mal kommt es aber anders.
Wie
auch immer das mit rechts vor links, Blinken vorm Abbiegen und
plötzlichen Anhalten auf freien Kreuzungen ist. Wenn einer von
hinten derart angerauscht kommt, dass er dich noch fix auf den
Vordermann schiebt, dann ist das in erster Linie ausgesprochen
überraschend. Es fühlt sich auch nicht wirklich gut an. Und last
but not least, bekommt es in der Regel keinem Fahrzeug wirklich gut.
Bin ich froh, dass ich nicht der Fahrer bin. Ich wäre gnadenlos
aufgeschmissen.
Da
hab ich aber ein Glück, dass ich mich in Sachen Abflug vertan habe.
Das dürfte hinzukriegen sein. Tja, dürfte. Eigentlich. Wer schon
mal einen Unfall im Ausland hatte, der weiß, dass manchmal ganz
eigenartige Dinge passieren. In manchen Regionen Afrikas zum Beispiel
schaut man sich an, ob die Kiste noch fährt, ruft sich einen Gruß
für die Familie zu und setzt seine Fahrt fort. In manchen Ländern
wird gesittet und freundlich bei einer gemeinsamen Tasse Tee auf die
Polizei gewartet. Und in Südamerika habe ich schon mal erlebt, wie
der Geschädigte einfach das Fahrzeug des Unfallverursachers
übernahm. Es war höherwertig und beide Parteien waren sich einig.
Na ja, möglicherweise habe ich auch bloß nicht gesehen, dass eine
Partei bewaffnet war und die andere nicht. Egal. Waren beides nicht
meine Autos.
In
diesem Fall aber streiten drei Parteien über Recht und Unrecht.
Vielleicht streiten sie auch darüber, ob die Frau des auffahrenden
Fahrzeugführers schönere Haare hat, als die des Wagens ganz vorne.
Mein Italienisch ist lausig. Keine Ahnung. Irgendwann kommt
tatsächlich die Polizei. Und wenn man eines sagen kann, dann dass
die italienischen Polizisten oft genau so aussehen, wie Beamte, von
denen man sich tatsächlich ganz gerne mal verhaften ließe.
Allerdings nicht heute. Denn soeben beginnt schon das Boarding für
meinen Flug und ich bin noch gute dreißig Kilometer vom Flughafen
entfernt.
Nun
wird sich erst mal fleißig angestellt, um in wertvollen Minuten alle
Papiere, Namen und was weiß ich festzuhalten. Ich blicke auf die
Uhr. Dann schaue ich in den Himmel. Uihhh, da fliegt wieder einer. Ob
das meiner... ? Aber egal. Das wird nix mehr. Also setze ich mich
wieder in das Sandwich-Auto, lausche den Streitereien zwischen den
Fahrzeugen und hole mein Handy raus. „Sorry, verpasse gerade meinen
Flug. Werde es wohl nicht schaffen.“ Mist!
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