Mittwoch, 12. Oktober 2016

248. Akt

Na super. Anstatt Landung um 16.20 Uhr in München lande ich um 17.35 Uhr. Eigentlich. Im großen und ganzen kein Problem. Ja, gut, ich fahre mit dem Taxi, dass mich nachhause bringt dann direkt weiter in die Innenstadt. Dort findet wieder mal eine Vernissage statt. In meiner Lieblingsgalerie. Mit vielen Menschen, die ich mag. Ich freue mich.
Dadurch, dass der Abflug mehr als eine Stunde später ist, als ich ursprünglich gedacht habe, ist es nahezu unmöglich selbigen zu verpassen. Zumal ich eigentlich niemals Abflüge verpasse, da ich pathologisch überall zu früh bin. Am Flughafen, am Bahnhof, bei Meetings generell immer zu früh. Dieses Mal kommt es aber anders.
Wie auch immer das mit rechts vor links, Blinken vorm Abbiegen und plötzlichen Anhalten auf freien Kreuzungen ist. Wenn einer von hinten derart angerauscht kommt, dass er dich noch fix auf den Vordermann schiebt, dann ist das in erster Linie ausgesprochen überraschend. Es fühlt sich auch nicht wirklich gut an. Und last but not least, bekommt es in der Regel keinem Fahrzeug wirklich gut. Bin ich froh, dass ich nicht der Fahrer bin. Ich wäre gnadenlos aufgeschmissen.
Da hab ich aber ein Glück, dass ich mich in Sachen Abflug vertan habe. Das dürfte hinzukriegen sein. Tja, dürfte. Eigentlich. Wer schon mal einen Unfall im Ausland hatte, der weiß, dass manchmal ganz eigenartige Dinge passieren. In manchen Regionen Afrikas zum Beispiel schaut man sich an, ob die Kiste noch fährt, ruft sich einen Gruß für die Familie zu und setzt seine Fahrt fort. In manchen Ländern wird gesittet und freundlich bei einer gemeinsamen Tasse Tee auf die Polizei gewartet. Und in Südamerika habe ich schon mal erlebt, wie der Geschädigte einfach das Fahrzeug des Unfallverursachers übernahm. Es war höherwertig und beide Parteien waren sich einig. Na ja, möglicherweise habe ich auch bloß nicht gesehen, dass eine Partei bewaffnet war und die andere nicht. Egal. Waren beides nicht meine Autos.
In diesem Fall aber streiten drei Parteien über Recht und Unrecht. Vielleicht streiten sie auch darüber, ob die Frau des auffahrenden Fahrzeugführers schönere Haare hat, als die des Wagens ganz vorne. Mein Italienisch ist lausig. Keine Ahnung. Irgendwann kommt tatsächlich die Polizei. Und wenn man eines sagen kann, dann dass die italienischen Polizisten oft genau so aussehen, wie Beamte, von denen man sich tatsächlich ganz gerne mal verhaften ließe. Allerdings nicht heute. Denn soeben beginnt schon das Boarding für meinen Flug und ich bin noch gute dreißig Kilometer vom Flughafen entfernt.

Nun wird sich erst mal fleißig angestellt, um in wertvollen Minuten alle Papiere, Namen und was weiß ich festzuhalten. Ich blicke auf die Uhr. Dann schaue ich in den Himmel. Uihhh, da fliegt wieder einer. Ob das meiner... ? Aber egal. Das wird nix mehr. Also setze ich mich wieder in das Sandwich-Auto, lausche den Streitereien zwischen den Fahrzeugen und hole mein Handy raus. „Sorry, verpasse gerade meinen Flug. Werde es wohl nicht schaffen.“ Mist!   

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