Sonntag, 2. Oktober 2016

238. Akt

Es gibt Tage, an denen wache ich auf und bin gleich mal hübsch auf Krawall gebürstet. Nicht, dass irgendwas passiert ist. Vermutlich habe ich sogar recht gut geschlafen, aber noch vor „Augen auf“ und lediglich im „Hirn an“-Modus habe ich eine Laune zum Davonlaufen.
Ich stehe auf und schaue aus dem Fenster. Und zack! Ist meine Laune noch mieser. Es scheint nämlich die Sonne und verweigert mir somit einen reellen Grund mich wenigstens über schlechtes Wetter aufzuregen. Irgendwas in mir hat heute beschlossen, alles grottig zu finden, was mich wiederum nachhaltig noch fieser stimmt. Ich gehe Brötchen holen und finde alles doof. Wetter doof, Zebrastreifen doof, Fahrräder doof und sogar die Brötchen sind heute so dämlich körnig. Wenn ich nur ein bisschen Rest-Verstand in meinem Hirn finden würde, dann könnte ich analysieren, was gerade los ist. Aber miese-Laune-Analyse ist ja sowas von superdoof! Und am grässlichsten ist es, dass ich niemand anderen für diese Laune verantwortlich machen kann. Ich laufe ein bisschen zügiger. Vielleicht kommt ja nachher dieser zottelige Idiot von DHL und will bei mir was abliefern? Dann gehe ich wieder langsamer. Ich hab nix bestellt, außerdem käme ausgerechnet heute vermutlich der einzig Nette von diesem Verein. Und auf den kann ich nicht sauer sein. Auch wieder doof.
Zuhause versuche ich es mit den üblichen Therapien. Kühlschrank ausräumen, reinigen, einräumen. Schuhe putzen. Staubsaugen. Bäder putzen. Das einzig Gute an meiner derzeitigen Verfassung ist, dass die Bude im Anschluss wieder tip-topp aussieht.
Vielleicht sollte ich irgendjemanden von meiner „Nervensägen-Liste“ anrufen? Danach kann man immer so schön auflegen und sich über die betreffende Person aufregen. Ist aber auch Quatsch! Bloß, weil ich heute in Mitternachts-Regenwetter-Weltuntergangs-Stimmung bin, muss ich keine Leute schikanieren. Obwohl? Nein!

Ich schleife, arbeite und putze mich durch den Vormittag. Dann ziehen die trüben Wolken langsam wieder davon. Mein Haus ist sauber und ich habe lässig tausend Kalorien verbrannt. Wenigstens etwas. Und was mich wieder völlig beruhigt, ist die Tatsache, dass ich morgen höchstwahrscheinlich in meinem Bettchen aufwache, meine Lampe angrinse und mit einem „Das ist mein Tag“ und guter Laune den Rest meines Lebens fortsetze. Gar keine schlechten Aussichten. Ich stelle den Staubsauger in die Kammer und bei einem Blick aus dem Fenster lächelt der Miesepeter in mir. Denn dahinten sieht er den zotteligen DHL-Boten heranfahren. Er hält vorm Haus. Na super! Stimmung!!!!         

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