238. Akt
Es
gibt Tage, an denen wache ich auf und bin gleich mal hübsch auf
Krawall gebürstet. Nicht, dass irgendwas passiert ist. Vermutlich
habe ich sogar recht gut geschlafen, aber noch vor „Augen auf“
und lediglich im „Hirn an“-Modus habe ich eine Laune zum
Davonlaufen.
Ich
stehe auf und schaue aus dem Fenster. Und zack! Ist meine Laune noch
mieser. Es scheint nämlich die Sonne und verweigert mir somit einen
reellen Grund mich wenigstens über schlechtes Wetter aufzuregen.
Irgendwas in mir hat heute beschlossen, alles grottig zu finden, was
mich wiederum nachhaltig noch fieser stimmt. Ich gehe Brötchen holen
und finde alles doof. Wetter doof, Zebrastreifen doof, Fahrräder
doof und sogar die Brötchen sind heute so dämlich körnig. Wenn ich
nur ein bisschen Rest-Verstand in meinem Hirn finden würde, dann
könnte ich analysieren, was gerade los ist. Aber miese-Laune-Analyse
ist ja sowas von superdoof! Und am grässlichsten ist es, dass ich
niemand anderen für diese Laune verantwortlich machen kann. Ich
laufe ein bisschen zügiger. Vielleicht kommt ja nachher dieser
zottelige Idiot von DHL und will bei mir was abliefern? Dann gehe
ich wieder langsamer. Ich hab nix bestellt, außerdem käme
ausgerechnet heute vermutlich der einzig Nette von diesem Verein. Und
auf den kann ich nicht sauer sein. Auch wieder doof.
Zuhause
versuche ich es mit den üblichen Therapien. Kühlschrank ausräumen,
reinigen, einräumen. Schuhe putzen. Staubsaugen. Bäder putzen. Das
einzig Gute an meiner derzeitigen Verfassung ist, dass die Bude im
Anschluss wieder tip-topp aussieht.
Vielleicht
sollte ich irgendjemanden von meiner „Nervensägen-Liste“
anrufen? Danach kann man immer so schön auflegen und sich über die
betreffende Person aufregen. Ist aber auch Quatsch! Bloß, weil ich
heute in Mitternachts-Regenwetter-Weltuntergangs-Stimmung bin, muss
ich keine Leute schikanieren. Obwohl? Nein!
Ich
schleife, arbeite und putze mich durch den Vormittag. Dann ziehen die
trüben Wolken langsam wieder davon. Mein Haus ist sauber und ich
habe lässig tausend Kalorien verbrannt. Wenigstens etwas. Und was
mich wieder völlig beruhigt, ist die Tatsache, dass ich morgen
höchstwahrscheinlich in meinem Bettchen aufwache, meine Lampe
angrinse und mit einem „Das ist mein Tag“ und guter Laune den
Rest meines Lebens fortsetze. Gar keine schlechten Aussichten. Ich
stelle den Staubsauger in die Kammer und bei einem Blick aus dem
Fenster lächelt der Miesepeter in mir. Denn dahinten sieht er den
zotteligen DHL-Boten heranfahren. Er hält vorm Haus. Na super!
Stimmung!!!!
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