251. Akt
Ich
habe Kleidergröße 38. Im Sommer gerne auch eine 36. Und nach langen
Wintern spannt die 38 manchmal sogar ein bisschen. Zimtsterne,
Dominosteine und diese unerträglichen Lebkuchen verweigern die
Klassifizierung zum Diätprodukt. Ist mir wurscht. Zu dünn friere
ich eh viel zu schnell. Das mit den Kleidergrößen ist kein echtes
Problem. Irgendwas passt immer. Zumindest, wenn es um Klamotten geht.
In
einem italienischen Restaurant fand ich neulich eine Gästetoilette,
die hier im Gegensatz für mittelgroße Schwierigkeiten sorgte. Eine Freundin von mir wollte nur kurz verschwinden. Dann kam sie ein
bisschen frustriert zurück.
"Passt
nicht!"
"Was
passt nicht?" frage ich "Das Klo????"
"Ja.
Es passt nicht. Da ist mit Konfektion 38 die vollständige
Eintrittskapazität erreicht. "
Ich
kann es nicht glauben und stehe auf.
Meine
Freundin hat Größe 44. Kein Problem. Weiblich, kurvig. Muss ja
nicht jeder durch ein Schlüsselloch passen.
Kaum
in dem Vorraum, der mit einem hübschen Damenbild gekennzeichnet ist,
angekommen, weiß ich was sie meint. An diesem Ort muss man sich
ernsthaft entscheiden. Das Klopapier oder ich? Beide zusammen haben
hier keinen Platz. Auch das aus dem Weg Räumen entsprechender
Kleidungsstücke, um in irgendeiner Weise aktiv zu werden, gestaltet
sich schwierig. Vor allem, wenn man den Anspruch hat, die Tür hinter
sich zu schließen. Unfassbar! Das ist ja ein Klo für
fortgeschritten Magersüchtige. Wer hier verkantet, braucht
Gleitcreme, um das kleine Kabuff wieder zu verlassen.
Bewegungsspielraum gleich Null. Eher weniger. Und das in einem
Restaurant das so verteufelt leckere Pasta macht. Ich wasche mir die
Hände und gehe zurück zum Tisch.
"Und?"
"Kannst
du vergessen." antworte ich. Dabei hab ich ja noch Glück.
Ich
wollte ja bloß schauen.
Wir
essen auf und trinken wenig. Als meine Freundin ein wenig zappelig
wird, kann ich sie beruhigen. Ganz in der Nähe ist noch ein Lokal
mit Toiletten für ausgewachsene Menschen. Da ist zwar die Küche
nicht so gut, aber gegessen haben wir nun eh schon. Dann gibt es dort
eben nur noch einen Espresso und einen Digestif. Aber Beklemmungen bleiben uns dort zumindest erspart.
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