263. Akt
Ist
mir völlig wurscht, ob jemand sagt, ich sei selber schuld. Ich will
die modernen, kabellosen Dinger nicht. Wenn man sie benutzt, dann
sieht man immer ein bisschen ferngesteuert aus. Und benutzen muss man
sie. Zumindest beim Auto fahren. Ich rede natürlich von Headsets.
Meines neigt stets, immer und überall dazu, sich gnadenlos zu
verheddern. Mir ist klar, dass die kabellosen Geräte mich auf Anhieb
von meinem Problem befreien würden, aber ich ich mag es nicht. Hat
so was Terminator-mäßiges. Fehlt nur noch die verspiegelte Brille
und ein etwas abgehackter Gang. Und zack! Alles Humanoide ist flöten.
Im
Gegensatz dazu, kann ich beim mobilen Telefonieren immer mit dem
Kabel spielen, bzw. darauf deuten, wenn jemand sich fälschlicherweise
angesprochen fühlt. Wenn ich auf mein Kabel weise, dann wissen alle
„Aha, sie telefoniert.“
Wenn
ich während des Telefonierens aber auf ein verschwindend kleines
Gerät in meinem Ohr tippe, dann meinen alle, ich habe einen
Vollschatten, ein Problem mit meinem Hörgerät oder ich würde ihnen
einen Vogel zeigen.
So
lange ich das Kabel spüre, ist mir bewusster, dass ich telefoniere.
Das muss man nicht verstehen, ist aber so. Ohne Kabel würde ich in
Gesprächspausen vermutlich vergessen, dass ich gerade noch
kommuniziere und mich immer wieder erschrecken, wenn das Gespräch
fortgesetzt wird.
Der
Nachteil vom verkabelten Telefonieren ist allerdings das Kabel
selbst.
Ich
kann mein Headset völlig entwirrt und sanft aufgewickelt in meine
Handtasche legen. Wenn ich es nur dreißig Sekunden später wieder
herausnehme, sieht es aus, als hätte jemand versucht, eine
Mausefalle daraus zu klöppeln. In meiner Handtasche. Mit dünnem,
weißen Kabel.
Meine
Handtasche ist in der Regel nicht bewohnt und dennoch wird, ohne mein
Zutun, Copperfield-mäßig, ein kaum zu entwirrendes Kunstwerk aus
meinem Headset gebastelt.
Manchmal
schmeiße ich das Ding rein, lasse die Tasche offen und schaue, was
passiert. Stets werde ich enttäuscht. Erst, wenn ich die Tasche für
einen Moment schließe oder – noch viel besser - wenige Meter
transportiere, geschieht das Phänomen. Ein kleiner, weißer Klumpen
liegt dort, wo gerade noch ein zartes Kabel sich zwischen Kopfhörern
und Stecker spann.
Aber
was soll´s? Ich betrachte es mittlerweile als Beschäftigungstherapie
und plane vor Telefonaten eben zwei Minuten Vorbereitungszeit ein.
Oder
ich halte das Gerät, völlig oldschool, direkt ans Ohr.
Allerdings
nicht beim Autofahren.
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