Donnerstag, 27. Oktober 2016

263. Akt

Ist mir völlig wurscht, ob jemand sagt, ich sei selber schuld. Ich will die modernen, kabellosen Dinger nicht. Wenn man sie benutzt, dann sieht man immer ein bisschen ferngesteuert aus. Und benutzen muss man sie. Zumindest beim Auto fahren. Ich rede natürlich von Headsets. Meines neigt stets, immer und überall dazu, sich gnadenlos zu verheddern. Mir ist klar, dass die kabellosen Geräte mich auf Anhieb von meinem Problem befreien würden, aber ich ich mag es nicht. Hat so was Terminator-mäßiges. Fehlt nur noch die verspiegelte Brille und ein etwas abgehackter Gang. Und zack! Alles Humanoide ist flöten.
Im Gegensatz dazu, kann ich beim mobilen Telefonieren immer mit dem Kabel spielen, bzw. darauf deuten, wenn jemand sich fälschlicherweise angesprochen fühlt. Wenn ich auf mein Kabel weise, dann wissen alle „Aha, sie telefoniert.“
Wenn ich während des Telefonierens aber auf ein verschwindend kleines Gerät in meinem Ohr tippe, dann meinen alle, ich habe einen Vollschatten, ein Problem mit meinem Hörgerät oder ich würde ihnen einen Vogel zeigen.
So lange ich das Kabel spüre, ist mir bewusster, dass ich telefoniere. Das muss man nicht verstehen, ist aber so. Ohne Kabel würde ich in Gesprächspausen vermutlich vergessen, dass ich gerade noch kommuniziere und mich immer wieder erschrecken, wenn das Gespräch fortgesetzt wird.
Der Nachteil vom verkabelten Telefonieren ist allerdings das Kabel selbst.
Ich kann mein Headset völlig entwirrt und sanft aufgewickelt in meine Handtasche legen. Wenn ich es nur dreißig Sekunden später wieder herausnehme, sieht es aus, als hätte jemand versucht, eine Mausefalle daraus zu klöppeln. In meiner Handtasche. Mit dünnem, weißen Kabel.
Meine Handtasche ist in der Regel nicht bewohnt und dennoch wird, ohne mein Zutun, Copperfield-mäßig, ein kaum zu entwirrendes Kunstwerk aus meinem Headset gebastelt.
Manchmal schmeiße ich das Ding rein, lasse die Tasche offen und schaue, was passiert. Stets werde ich enttäuscht. Erst, wenn ich die Tasche für einen Moment schließe oder – noch viel besser - wenige Meter transportiere, geschieht das Phänomen. Ein kleiner, weißer Klumpen liegt dort, wo gerade noch ein zartes Kabel sich zwischen Kopfhörern und Stecker spann.
Aber was soll´s? Ich betrachte es mittlerweile als Beschäftigungstherapie und plane vor Telefonaten eben zwei Minuten Vorbereitungszeit ein.
Oder ich halte das Gerät, völlig oldschool, direkt ans Ohr.
Allerdings nicht beim Autofahren.


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