Samstag, 1. Oktober 2016

237. Akt

In meinem neuen Buch kommen eine ganze Menge Menschen vor. Natürlich sind diese Personen alle fiktiv und erfunden. Meistens. Also fast immer. Na ja zumindest in großen Teilen. Und dennoch....
Wenn ich für bestimmte Personen Namen brauche, dann rufe ich meinen Kindern oder den Leuten in meiner Nähe einfach ein paar Infos zu. Total intuitiv bekomme ich so die Namen, die ich brauche. Egal ob juveniler Straftäter oder seniler Liebhaber. Und manchmal brauche ich die Kinder gar nicht. Dann sitze ich einfach nur da und scrolle durch meine Facebook Freundesliste oder schaue mich in der Nachbarschaft um.
Hin und wieder „verschenke“ ich auch mal eine Geschichte. Das heißt, ich konstruiere eine Erzählung um mir bekannte Personen und bediene mich satt aus Realität und Fantasie. Natürlich tue ich das nie ungefragt oder gar bösartig. Wenn ich mich am Leben eines realen Freundes bediene, dann handelt es sich niemals um die Beschreibung eines schizophrenen, aggressiv-tumben Honks, oder pädophilen Sittenstrolch, sondern immer um einen sympathischen, bestenfalls eigenartigen Protagonisten.
Zur Sicherheit ändere ich Namen dann auch minimal ab. So dass nicht irgendwann mal Fan-Busse vor dem Haus der entsprechenden Person stehen. Bis jetzt bin ich damit ziemlich gut gefahren und habe bei Lesungen aus verschiedenen Richtungen ein breites Grinsen oder Schmunzeln erhalten, wenn der ein oder andere Name fiel.
Im letzten Buch musste ich allerdings einmal einen Namen ändern. Da hatte ein ganz Fieser einen ganz bezaubernden Namen. Nur war es so, dass – kaum war die Geschichte fertig – mein Großneffe geboren wurde und er eben genau diesen Namen erhielt. Da Nichtenkind mir namenstechnisch ins Buch gegrätscht ist, musste sie auch für Ersatz sorgen. Und nun heißt eben jener, der einst Jonathan hieß, jetzt Eric. Auch schön.

Ziemlich blöde fand ich allerdings die Reaktion einer Frau auf die Personen einer anderen Geschichte. Sie erkannte in ihnen gleich drei Kolleginnen und entbrannte in heftigem Neid. Warum ich deren Namen gewählt hätte und nicht ihren? Dass das ganze Buch so für sie doof sei. Dass immer nur die anderen irgendwelche Lorbeeren abkassieren würden. Noch jetzt schüttle ich mit dem Kopf, wenn ich daran denke. In diesem speziellen Falle sehe ich die 7,99 Euro für das Buch definitiv besser bei einem Therapeuten angelegt. Alternativ kann sie mit der Kollegen-Geschichte ja auch gerne den Ofen befeuern. Heiß genug sind die Stories ja.   

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen