237. Akt
In
meinem neuen Buch kommen eine ganze Menge Menschen vor. Natürlich
sind diese Personen alle fiktiv und erfunden. Meistens. Also fast
immer. Na ja zumindest in großen Teilen. Und dennoch....
Wenn
ich für bestimmte Personen Namen brauche, dann rufe ich meinen
Kindern oder den Leuten in meiner Nähe einfach ein paar Infos zu.
Total intuitiv bekomme ich so die Namen, die ich brauche. Egal ob
juveniler Straftäter oder seniler Liebhaber. Und manchmal brauche
ich die Kinder gar nicht. Dann sitze ich einfach nur da und scrolle
durch meine Facebook Freundesliste oder schaue mich in der
Nachbarschaft um.
Hin
und wieder „verschenke“ ich auch mal eine Geschichte. Das heißt,
ich konstruiere eine Erzählung um mir bekannte Personen und bediene
mich satt aus Realität und Fantasie. Natürlich tue ich das nie
ungefragt oder gar bösartig. Wenn ich mich am Leben eines realen
Freundes bediene, dann handelt es sich niemals um die Beschreibung
eines schizophrenen, aggressiv-tumben Honks, oder pädophilen
Sittenstrolch, sondern immer um einen sympathischen, bestenfalls
eigenartigen Protagonisten.
Zur
Sicherheit ändere ich Namen dann auch minimal ab. So dass nicht
irgendwann mal Fan-Busse vor dem Haus der entsprechenden Person
stehen. Bis jetzt bin ich damit ziemlich gut gefahren und habe bei
Lesungen aus verschiedenen Richtungen ein breites Grinsen oder
Schmunzeln erhalten, wenn der ein oder andere Name fiel.
Im
letzten Buch musste ich allerdings einmal einen Namen ändern. Da
hatte ein ganz Fieser einen ganz bezaubernden Namen. Nur war es so,
dass – kaum war die Geschichte fertig – mein Großneffe geboren
wurde und er eben genau diesen Namen erhielt. Da Nichtenkind mir
namenstechnisch ins Buch gegrätscht ist, musste sie auch für Ersatz
sorgen. Und nun heißt eben jener, der einst Jonathan hieß, jetzt
Eric. Auch schön.
Ziemlich
blöde fand ich allerdings die Reaktion einer Frau auf die Personen
einer anderen Geschichte. Sie erkannte in ihnen gleich drei
Kolleginnen und entbrannte in heftigem Neid. Warum ich deren Namen
gewählt hätte und nicht ihren? Dass das ganze Buch so für sie doof
sei. Dass immer nur die anderen irgendwelche Lorbeeren abkassieren
würden. Noch jetzt schüttle ich mit dem Kopf, wenn ich daran denke.
In diesem speziellen Falle sehe ich die 7,99 Euro für das Buch
definitiv besser bei einem Therapeuten angelegt. Alternativ kann sie
mit der Kollegen-Geschichte ja auch gerne den Ofen befeuern. Heiß
genug sind die Stories ja.
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