Samstag, 29. Oktober 2016

265. Akt 

Heute ist: Tadaaaa! Wieder Lesung. Allerdings kann ich dieses Mal meine Brille und den Bücherkoffer Zuhause lassen. Mein Kollege Francisco Jacob präsentiert nämlich sein Buch. Also keine 33 Grausamkeiten in rotem oder schwarzen Einband, sondern einen Krimi mit dem Namen "Tod in der Höhle".
Eigentlich stehe ich nicht so auf Titel, die gleich mal ansagen wo denn nun gestorben wird, aber hier passt es einfach. Vor ein paar Wochen habe ich das Buch unter der mallorquinischen Sonne gelesen. Und heute höre ich es mir eben an.
Ich kenne Autoren, die es einfach nicht ertragen, wenn Kollegen etwas gut oder gar besser machen. Damit habe ich glücklicherweise kein Problem. Francisco hat und macht nämlich Ortsbeschreibungen in seinem Buch, die ihresgleichen suchen. Er beschreibt eine Stelle in Asturien und, Zack! hat man das Gefühl, man steht neben den Protagonisten und schaut, mit Sonne im Nacken, auf den Tatort. Das ist - zumindest in meinem Kurzgeschichten-Bänden - etwas anders. Aber wer möchte schon gefühlsmäßig mit am Esstisch sitzen, wenn ein Ehepaar am Gasofen seinen letzten Atemzug tut, oder sich im Graben neben einer sich in Schändung befindlichen Leiche wiederfinden? Dann lieber Asturien in all seinen Facetten.
Die heutige Lesung findet in den Räumen einer Schuhmanufaktur statt. Bevor es losgeht, sorge ich mich, ob die anderen Zuhörer ähnlich Schuh-affin sind wie ich und die Lesung dadurch beeinträchtigt wird. Aber Francisco hat alles im Griff. Die rund fünfzig Zuhörer verfolgen die Geschichte gebannt und auch ich schaffe es, das durchaus ansprechende Schuhwerk für die nötige Zeit zu ignorieren. Nach dem Vortrag geht es noch auf ein paar Drinks in eine Bar. Die Gruppe hat sich deutlich verkleinert, aber die Stimmung ist prima. Da sag einer nochmal, dass Bücher langweilig und Autoren dröge sind. Alles Käse. Ich freue mich über den Erfolg meines Kollegen.
Und wer weiß, was die Zeit bringt. Vielleicht schreiben wir irgendwann mal gemeinsam was mit dem Titel "33 Grausamkeiten in der Höhle" und lesen dann abwechselnd. Wie auch immer. Ich liebe Bücher und Lesungen. Und zwar auch dann, wenn es nicht meine eigenen sind.


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