265. Akt
Heute
ist: Tadaaaa! Wieder Lesung. Allerdings kann ich dieses Mal meine
Brille und den Bücherkoffer Zuhause lassen. Mein Kollege Francisco
Jacob präsentiert nämlich sein Buch. Also keine 33 Grausamkeiten in
rotem oder schwarzen Einband, sondern einen Krimi mit dem Namen "Tod
in der Höhle".
Eigentlich stehe ich nicht so
auf Titel, die gleich mal ansagen wo denn nun gestorben wird, aber
hier passt es einfach. Vor ein paar Wochen habe ich das Buch unter
der mallorquinischen Sonne gelesen. Und heute höre ich es mir eben
an.
Ich kenne Autoren, die es
einfach nicht ertragen, wenn Kollegen etwas gut oder gar besser
machen. Damit habe ich glücklicherweise kein Problem. Francisco hat
und macht nämlich Ortsbeschreibungen in seinem Buch, die
ihresgleichen suchen. Er beschreibt eine Stelle in Asturien und,
Zack! hat man das Gefühl, man steht neben den Protagonisten und
schaut, mit Sonne im Nacken, auf den Tatort. Das ist - zumindest in
meinem Kurzgeschichten-Bänden - etwas anders. Aber wer möchte schon
gefühlsmäßig mit am Esstisch sitzen, wenn ein Ehepaar am Gasofen
seinen letzten Atemzug tut, oder sich im Graben neben einer sich in
Schändung befindlichen Leiche wiederfinden? Dann lieber Asturien in
all seinen Facetten.
Die heutige Lesung findet in den
Räumen einer Schuhmanufaktur statt. Bevor es losgeht, sorge ich
mich, ob die anderen Zuhörer ähnlich Schuh-affin sind wie ich und
die Lesung dadurch beeinträchtigt wird. Aber Francisco hat alles im
Griff. Die rund fünfzig Zuhörer verfolgen die Geschichte gebannt
und auch ich schaffe es, das durchaus ansprechende Schuhwerk für die
nötige Zeit zu ignorieren. Nach dem Vortrag geht es noch auf ein
paar Drinks in eine Bar. Die Gruppe hat sich deutlich verkleinert,
aber die Stimmung ist prima. Da sag einer nochmal, dass Bücher
langweilig und Autoren dröge sind. Alles Käse. Ich freue mich über
den Erfolg meines Kollegen.
Und wer weiß, was die Zeit
bringt. Vielleicht schreiben wir irgendwann mal gemeinsam was mit dem
Titel "33 Grausamkeiten in der Höhle" und lesen dann
abwechselnd. Wie auch immer. Ich liebe Bücher und Lesungen. Und zwar
auch dann, wenn es nicht meine eigenen sind.
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