268. Akt
„Wir
verwenden den Tönungsfestiger, das hält besser, gibt schönen Glanz
und deckt die grauen Haare ab.“
Ich
schaue in den Spiegel. Wo sieht Nadya, die Visagistin, verflixt
nochmal graue Haare? Im Augenblick ist doch alles ganz ordentlich
ungrau und frisch ansatzgefärbt.
Egal.
Dann halt für den Glanz. Die Kreuzung aus Haartönung und Festiger
war mir bis heute nicht geläufig, aber sei´s drum. Sie wird schon
wissen, was sie tut.
Bevor
ich mich versehe landet eine dicke Wolke an braungrau schimmernder
Pampe auf meinem Haar, bevor selbiges derart aufgelockt wird, als
hätte ich lächelnd mit nassen Fingern in die Steckdose gelangt.
Dreimal hintereinander.
Das
Endergebnis sieht ganz prima aus. Ein bisschen wie ein indischer
Pumuckl und ein bisschen wie Diana Ross. Mir gefällt´s und den
anderen offensichtlich auch. Ich frage, ob ich wegen des Festigers
irgendwas beachten muss. „No!“ sagt Nadya. Alles bestens.
Während
der folgenden Stunden wird auf den Straßen in London, in Cafés und
in einem Hotel fotografiert.
Zwischendurch
müssen wir unterbrechen. Tochterkind muss zu PINK der Sportabteilung
von Victorias Secret. Als ich meiner Mutter davon schreibe, fragt sie
zurück, ob Kind 2.0 jetzt auch Flügel kriegt und nix mehr essen
darf. Ich erkläre ihr, dass es sich bei der Abteilung PINK nicht um
die Dessous handelt, die einmal im Jahr von Victorias Secret Engeln
vor hechelndem Publikum vorgeführt werden. Sportkram und so. Bloß
ein bisschen cooler. Aber Tochterkind ist cool. Also passt es ja.
Das
mit dem erst nach rechts schauen, wenn ich lächelnd auf die Straße
springen soll, vergesse ich hin und wieder. Wenn das so weiter geht,
entsteht gleich noch eine Fotoserie, die zeigt, wie ich unter einem
britischen Taxi vorgezogen werde. Letztendlich habe ich aber immer
Glück.
Blöd
wird es nur, als wir in einem Café Pause machen. Ich lehne mich
entspannt an die weiße Wand. Als ich Minuten später meinen O-Saft
austrinken will, schauen Tochterkind und Nadya auf die Wand hinter
mir. Dort prangt, genau wo mein Kopf zuvor war, ein Kuchenteller
großer brauner Fleck. Nee, mit Tönungsfestiger muss ich nichts
beachten, hä??
Außer,
dass er alles tönt, wo ich halt mit dem Kopf gegen stoße.
Philip,
der Fotograf, spricht mit der Dame vom Café. Dann ziehen wir weiter.
Für den Rest des Tages versuche ich, nichts und niemanden mit meiner
Birne zu berühren. Und eins ist mir klar. Bevor ich heute ins Bett
gehe, kommt das Zeug wieder runter. Sonst sieht mein hübsches weißes
Kissen morgen nämlich so aus, als ob jemand es zur Straßenreinigung
verwendet hat. Und das wäre mir dann doch ziemlich peinlich.
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