Montag, 21. November 2016

288. Akt 

Heute wurde ich angeschrieben. Ich hätte ja so schrecklich viele Kontakte. Ob ich nicht mal darüber nachdenken möchte vertrieblich tätig zu werden. Es geht um Kosmetika. Pflanzlich, unfassbar innovativ und einfach nicht von dieser Welt. Ein Produkt, welches man mir schon in wenigen Monaten verzweifelt aus den Händen reißen wird. Mein Erfolg wäre sicherlich extraordinär. Und mein Einkommen auch. 
Vor gar nicht allzu langer Zeit wurde ich auch gebeten, über den Vertrieb von Nahrungsergänzungsmitteln nachzudenken. Ich könne mich dumm und dämlich verdienen, hieß es.
Nun ja, viel Geld verdienen ist ja so schlecht nicht, allerdings werde ich per se ein bisschen skeptisch, wenn mir das Gefälle zwischen einem Haufen schnell verdienten Geldes im Verhältnis zu geringem Arbeitseinsatz und völliger Ahnungslosigkeit zu groß ist.
Abgesehen davon, dass ich Menschen nur sehr ungern etwas aufschwatzen möchte, wovon ich nicht überzeugt oder gar begeistert bin, kann man mich vertrieblich ohne zu zögern, als die größte Pfeife des Planeten bezeichnen.
Es liegt mir einfach nicht zu verkaufen. Immer, wenn jemandem etwas gefällt, dann bin ich geneigt vor lauter Mitfreude alles einfach herzugeben. Zumindest aber einen guten Preis zu machen. Gut für den Käufer. Nicht für mich. Ähnlich verhält es sich auch in die andere Richtung.
Ja, klar kann ich shoppen wie ein Berserker. So lange all die schönen Schuhe, Taschen und Kleider ein Preisschild haben, weiß ich wie es funktioniert. Aber sobald ich handeln muss, bin ich verloren.
Tochterkind verzweifelte unlängst mit mir, als wir einen Flohmarkt besuchten. Der Händler wollte für ein paar hübsche Hornknöpfe achtzehn Euro. So sagte er. Ich gab ihm zwanzig. Es waren wirklich außerordentlich schöne Knöpfe. Ich freute mich und verstand nicht, warum sich Tochterkind mit der flachen Hand vor den Kopf schlug und der Verkäufer so komisch grinste. Seit diesem Moment gebot mir Kind 2.0 auf dem Flohmarkt nur noch dezent auf Dinge zu verweisen, die mir gefielen und ihr und nur ihr(!) zu sagen, wie viel ich dafür zu zahlen bereit bin.
So verfuhren wir dann an den Ständen mit den schönen Borten und Spitzen. Verflixt! Wie machte sie das nur? Als wir am Ende abrechneten, stellte sich heraus, dass sie fast die Hälfte von dem bezahlt hatte, was ich sonst – beglückt über den erfolgreichen Kauf – über den Tresen geschoben hätte.
Also nein, handeln und verkaufen ist nichts für mich. Nicht auf dem Flohmarkt und auch nicht für das tollste Kosmetikprodukt oder Kraftfutter auf der Welt. Ich tue mich sogar schwer damit Verkaufsempfehlungen auszusprechen. Klingt immer ein bisschen eigenartig. Außer bei:
Leute lest! Kauft Bücher! Meine Bücher!
Obwohl... selbst das klingt komisch.


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