288. Akt
Heute
wurde ich angeschrieben. Ich hätte ja so schrecklich viele Kontakte.
Ob ich nicht mal darüber nachdenken möchte vertrieblich tätig zu
werden. Es geht um Kosmetika. Pflanzlich, unfassbar innovativ und
einfach nicht von dieser Welt. Ein Produkt, welches man mir schon in
wenigen Monaten verzweifelt aus den Händen reißen wird. Mein Erfolg
wäre sicherlich extraordinär. Und mein Einkommen auch.
Vor gar
nicht allzu langer Zeit wurde ich auch gebeten, über den Vertrieb
von Nahrungsergänzungsmitteln nachzudenken. Ich könne mich dumm und
dämlich verdienen, hieß es.
Nun
ja, viel Geld verdienen ist ja so schlecht nicht, allerdings werde
ich per se ein bisschen skeptisch, wenn mir das Gefälle zwischen
einem Haufen schnell verdienten Geldes im Verhältnis zu geringem
Arbeitseinsatz und völliger Ahnungslosigkeit zu groß ist.
Abgesehen
davon, dass ich Menschen nur sehr ungern etwas aufschwatzen möchte,
wovon ich nicht überzeugt oder gar begeistert bin, kann man mich
vertrieblich ohne zu zögern, als die größte Pfeife des Planeten
bezeichnen.
Es
liegt mir einfach nicht zu verkaufen. Immer, wenn jemandem etwas
gefällt, dann bin ich geneigt vor lauter Mitfreude alles einfach
herzugeben. Zumindest aber einen guten Preis zu machen. Gut für den
Käufer. Nicht für mich. Ähnlich verhält es sich auch in die
andere Richtung.
Ja,
klar kann ich shoppen wie ein Berserker. So lange all die schönen
Schuhe, Taschen und Kleider ein Preisschild haben, weiß ich wie es
funktioniert. Aber sobald ich handeln muss, bin ich verloren.
Tochterkind
verzweifelte unlängst mit mir, als wir einen Flohmarkt besuchten.
Der Händler wollte für ein paar hübsche Hornknöpfe achtzehn Euro.
So sagte er. Ich gab ihm zwanzig. Es waren wirklich außerordentlich
schöne Knöpfe. Ich freute mich und verstand nicht, warum sich
Tochterkind mit der flachen Hand vor den Kopf schlug und der
Verkäufer so komisch grinste. Seit diesem Moment gebot mir Kind 2.0
auf dem Flohmarkt nur noch dezent auf Dinge zu verweisen, die mir
gefielen und ihr und nur ihr(!) zu sagen, wie viel ich dafür zu zahlen
bereit bin.
So
verfuhren wir dann an den Ständen mit den schönen Borten und
Spitzen. Verflixt! Wie machte sie das nur? Als wir am Ende
abrechneten, stellte sich heraus, dass sie fast die Hälfte von dem
bezahlt hatte, was ich sonst – beglückt über den erfolgreichen
Kauf – über den Tresen geschoben hätte.
Also
nein, handeln und verkaufen ist nichts für mich. Nicht auf dem
Flohmarkt und auch nicht für das tollste Kosmetikprodukt oder
Kraftfutter auf der Welt. Ich tue mich sogar schwer damit
Verkaufsempfehlungen auszusprechen. Klingt immer ein bisschen
eigenartig. Außer bei:
Leute
lest! Kauft Bücher! Meine Bücher!
Obwohl...
selbst das klingt komisch.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen