285. Akt
Es
geht nach Hause. Am Flughafen läuft ausnahmsweise alles mal völlig
reibungslos. Kurz war ich ein bisschen nervös, denn irgendwo war in
der Buchung ein Namensdreher. Auf meiner Bordkarte steht unter
Vorname nämlich Manuela-Thoma und bei Nachname steht Adofo.
Alles
halb so wild... eigentlich. Allerdings wurde ich bei der Reise nach
Italien schon von einem eifrigen Beamten darauf hingewiesen, dass das
bei der Ausreise Probleme geben könnte. Er hätte kein Problem mit
dem „falschen“ Namen, aber wenn die Italiener keine Lust haben,
dann würden sie mich mit so einer Bordkarte nicht fliegen lassen.
Wie
gesagt, letztendlich hätte auf meiner Bordkarte auch
„Haus-und-Hof-Knalltüte-von-und-zu-Thoma-ist-mir-doch-wurscht“
stehen können, ich darf einsteigen und damit ist alles prima.
An
Bord werde ich von einem ganz bezaubernden italienischen Steward
begrüßt, dessen Augenbrauen akkurater gezupft und nachgezogen sind,
als die von Lady Gaga. Hinter ihm steht eine Kollegin, die mich mit
breitem Lächeln ebenfalls begrüßt.
Huch,
sind die heute alle gut drauf, denke ich mir, und suche meinen
Platz..
Ich
bin noch nicht mal angeschnallt, da kommt die Dame in dem Air
Dolomiti Kostüm und reicht mir ein Kissen.
Planen
die was? Bin ich bei Versteckte Kamera? Soviel Freundlichkeit
macht mich nervös. Zumal die anderen Fluggäste alle schnöde auf
ihre Sitze verwiesen werden.
Es
ist ja nicht so, dass die Dame beängstigend aussieht. Nein, ganz
sicher nicht. Vielleicht 1,65 m groß, brünett mit hellen
Strähnchen. Vielleicht einen Hauch zu viel Augen Make up, aber alles
in allem ganz angenehm.
Komisch
bloß, dass sie mir bei jedem Vorbeigehen fröhlich zublinzelt.
Als
sie die Getränke bringt, streift ihre Hand die meine. Und zwar
sowohl beim stillen Mineralwasser, als auch beim Prosecco. Zufall?
Keine Ahnung.
Als
sie meinen Becher abholt, um ihn in den Müll zu werfen, wird es dann
ziemlich deutlich. Das ist ja kaum noch „Hand streifen“, das ist
vollumfänglicher und unbestreitbarer komplett-Handflächenkontakt.
Jedes Mal mit einem so tiefen Blick, der mich fürchten lässt, dass
die Baumwolle meines Pullis Feuer fängt.
Was
kommt als nächstes? Wirft sie mir gleich Kusshände zu? Macht sie
eine Durchsage, dass sie soeben die Liebe ihres Lebens auf Platz 16 F
gefunden hat? Oder will sie mich bloß für eine Nacht? Man hat ja so
viel gehört über Flugbegleiterinnen.
Kurz
erinnere ich mich daran, dass ich Anfang zwanzig auch fast bei der
Lufthansa gelandet wäre.
Als
wir zur Landung ansetzen wird mir heiß und kalt. Und das, obwohl
alles recht geschmeidig läuft.
Aufsetzen,
bremsen, zum Platz rollen, an dem der Bus auf die Passagiere wartet.
Ich greife nach meinem Handgepäck und habe ein unverbindliches
„Buona serata“ auf den Lippen.
Ich
bin schon fast vorbei, als ich einen
kleinen Zettel in die Hand gedrückt bekomme.
Die
Schritte zum Bus scheinen ewig lang. Kaum schließen sich die Türen
schaue ich nach.
Okay,
ich habe jetzt ihren Namen und ihre Nummer. Aber was soll ich damit,
liebe Laura? Die Zeiten, in denen ich Flugangst hatte sind schon
lange vorbei. Und wenn ich mit meinem charmanten Eindösen am
Flugzeug-Fenster das Herz gebrochen habe, dann tut es mir leid. Also
weiterhin guten Flug und nein, ich bin keine Frau für Kurzstrecke.
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