Samstag, 19. November 2016

286. Akt

Okay, manchmal reicht auch ein Platz im Halteverbot. Tochterkind und ich stehen vorm Oberpollinger. Wie Ernst kann man eigentlich die Baustellen-Halteverbote nehmen? Wenn vor mir noch drei andere Fahrzeuge stehen, bin ich dann nur die Viertschlimmste? Egal. Alles ist besser, als die breiten Parkplätze weiter hinten. Da steht nämlich „Nur für Einsatzfahrzeuge der Polizei“ dran. Wer sich dort hinstellt, kann schon wenig später Verstecken spielen. Die Polizei mag es nämlich gar nicht, wenn Yuppie-Mutti dort aus Bequemlichkeit ihren Cayenne platziert, um nur kurz auf der Dachterrasse des Bayrischen Hofes mit ihrer Yuppie Freundin eine Latte Macchiato zu genießen. Schwupp! Ist die Schleuder weg. Und womit? Mit Recht. Steht ja extra dran. „Nur für Einsatzfahrzeuge“. Entsprechend stehe ich, wie gesagt, bloß im mobilen absoluten Halteverbot. Ja, ich liebe die Spannung. Ein Ticket ziehe ich mir aber trotzdem. So völlig rebellisch bin ich nun auch wieder nicht.
Tochterkind und ich betreten den Laden. Die Aufgabenstellung ist klar definiert. Ich suche eine rote Hose. Lang, schmal, Stoff. Kein Vermögen kostend und möglichst in meiner Größe. Ach ja. Ich sagte Rot. Nicht Bordeaux, Rose, Burgunder oder was auch immer. Rot. Basta!
Kaum im zweiten Stock angekommen sehe ich etwas Rotes, was mir gefällt. Ich steuere direkt darauf zu. Es ist schön rot. Allerdings ist es eine Bluse und kein Rock. Tochterkind macht mich darauf aufmerksam und ich wende mich von der Bluse ab. Wenige Schritte weiter wieder „Rot“. Und dazu noch flauschig. Kind 2.0 verdreht die Augen.
Mama, das ist ein Pulli. Du wolltest eine Hose.“
Okay, recht hat sie. Sah ja auch nicht wirklich wie eine Hose aus. Auch wenn der Pulli recht schön... aber lassen wir das.
Ein paar Kleider, Pullis und Röcke in sattem Rot weiter, packt mich Tochterkind bei der Hand.
Du musst doch nicht erst auf eine Fashion-Schule gehen, um eine Hose zu erkennen??“
Sie zieht mich zielstrebig zu Hosen hin und von anderen Dingen weg. Die einzigen roten Hosen die wir finden, sind entweder aus Kunstleder, in sieben-achtel-Länge (sieht bei mir immer aus, als hätte der Stoff nicht gereicht) oder einfach nicht rot genug.

Wir verlassen den Laden wieder. Gänzlich unerfolgreich und ein bisschen angespannt, wegen des Halteverbots. Uff! Der Wagen ist noch da und kein Strafzettel dran. Autotechnisch eine Win-Win-Situation. Wenigstens ein Erfolg. Als wir im Wagen sitzen fällt mir kein weiterer Laden ein, in dem ich noch suchen mag. Die Riem-Arcaden und PEP habe ich schon durch. Was soll´s, fahren wir halt wieder heim. An einer Kreuzung meint Tochterkind, ich sollte doch mittlerweile Rot von Grün unterscheiden können. „Klar!“ sage ich ihr. „Und die Ampel gerade war ganz sicher nicht rot. Bestenfalls schon ein bisschen länger gelb. Aber das suche ich ja gerade nicht.“     

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen