286. Akt
Okay,
manchmal reicht auch ein Platz im Halteverbot. Tochterkind und ich
stehen vorm Oberpollinger. Wie Ernst kann man eigentlich die
Baustellen-Halteverbote nehmen? Wenn vor mir noch drei andere
Fahrzeuge stehen, bin ich dann nur die Viertschlimmste? Egal. Alles
ist besser, als die breiten Parkplätze weiter hinten. Da steht
nämlich „Nur für Einsatzfahrzeuge der Polizei“ dran. Wer sich
dort hinstellt, kann schon wenig später Verstecken spielen. Die
Polizei mag es nämlich gar nicht, wenn Yuppie-Mutti dort aus
Bequemlichkeit ihren Cayenne platziert, um nur kurz auf der
Dachterrasse des Bayrischen Hofes mit ihrer Yuppie Freundin eine
Latte Macchiato zu genießen. Schwupp! Ist die Schleuder weg. Und
womit? Mit Recht. Steht ja extra dran. „Nur für Einsatzfahrzeuge“.
Entsprechend stehe ich, wie gesagt, bloß im mobilen absoluten
Halteverbot. Ja, ich liebe die Spannung. Ein Ticket ziehe ich mir
aber trotzdem. So völlig rebellisch bin ich nun auch wieder nicht.
Tochterkind
und ich betreten den Laden. Die Aufgabenstellung ist klar definiert.
Ich suche eine rote Hose. Lang, schmal, Stoff. Kein Vermögen kostend
und möglichst in meiner Größe. Ach ja. Ich sagte Rot. Nicht
Bordeaux, Rose, Burgunder oder was auch immer. Rot. Basta!
Kaum
im zweiten Stock angekommen sehe ich etwas Rotes, was mir gefällt.
Ich steuere direkt darauf zu. Es ist schön rot. Allerdings ist es
eine Bluse und kein Rock. Tochterkind macht mich darauf aufmerksam
und ich wende mich von der Bluse ab. Wenige Schritte weiter wieder
„Rot“. Und dazu noch flauschig. Kind 2.0 verdreht die Augen.
„Mama,
das ist ein Pulli. Du wolltest eine Hose.“
Okay,
recht hat sie. Sah ja auch nicht wirklich wie eine Hose aus. Auch
wenn der Pulli recht schön... aber lassen wir das.
Ein
paar Kleider, Pullis und Röcke in sattem Rot weiter, packt mich
Tochterkind bei der Hand.
„Du
musst doch nicht erst auf eine Fashion-Schule gehen, um eine Hose zu
erkennen??“
Sie
zieht mich zielstrebig zu Hosen hin und von anderen Dingen weg. Die
einzigen roten Hosen die wir finden, sind entweder aus Kunstleder,
in sieben-achtel-Länge (sieht bei mir immer aus, als hätte der
Stoff nicht gereicht) oder einfach nicht rot genug.
Wir
verlassen den Laden wieder. Gänzlich unerfolgreich und ein bisschen
angespannt, wegen des Halteverbots. Uff! Der Wagen ist noch da und kein
Strafzettel dran. Autotechnisch eine Win-Win-Situation. Wenigstens ein
Erfolg. Als wir im Wagen sitzen fällt mir kein weiterer Laden ein,
in dem ich noch suchen mag. Die Riem-Arcaden und PEP habe ich schon
durch. Was soll´s, fahren wir halt wieder heim. An einer Kreuzung
meint Tochterkind, ich sollte doch mittlerweile Rot von Grün
unterscheiden können. „Klar!“ sage ich ihr. „Und die Ampel
gerade war ganz sicher nicht rot. Bestenfalls schon ein bisschen
länger gelb. Aber das suche ich ja gerade nicht.“
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