Mittwoch, 16. November 2016

283. Akt

Ich trage Rot. Also bei meinen aktuellen Lesungen. Rotes Buch, roter Fummel. Bei den Lesungen zu dem Vorgängerbuch trug ich schwarz.  Passend zum Buch. Das nächste Cover des letzten Teils der „33 Grausamkeiten“ wird von der Grundfarbe her weiß sein. Ich schaue in meinen Kleiderschrank, ob ich außer meinen Brautkleidern (Ja, manchmal ist es nicht schlecht, wenn man Auswahl hat), sonst noch was in weiß habe. Ich werde fündig. Nicht unbedingt viel, aber durchaus mehr, als dass ich in meinem plüschigen, weißen Frottee-Bademantel vors Publikum muss. Eigentlich eine Spinnerei. Also das mit den passenden Klamotten zum Buch. Aber ich habe ja nie behauptet, dass ich zu täglicher und andauernder Seriösität neige. Bei der letzten Lesung wies ich mit einem Wikipedia Eintrag darauf hin, dass sich meine Zuhörer nicht rausreden könnten, sie seien nicht gewarnt gewesen. Rot ist neben Gelb nämlich die ultimative Warnfarbe. Ätsch! Wenn ich also in einem roten Rock, rotem Pulli und einem roten Buch in der Hand vor meinem Publikum stehe und sie bleiben entspannt, dann gehe ich davon aus, dass sie wissen, was es geschlagen hat.
Schnell google ich noch mal nach, wofür die Farbe „Weiß“ so alles steht.
Okay, bevor nun die „Weiß ist eigentlich gar keine Farbe“-Informationen auflaufen – das ist mir schon klar. Und es ist mir wurscht. Viel interessanter ist, dass Weiß für Jungfräulichkeit, Reinheit, Unschuld und Unendlichkeit steht. Also zumindest im westlichen Kulturkreis.
Ich komme ins Grübeln. Wie soll ich denn meinen Zuhörern hier einen Zusammenhang erklären, wenn es so weit ist? Wenn ich dann im weißen Kleidchen vor ihnen stehe und ein Buch mit dem Titel „33 Grausamkeiten III“ in der Hand halte, wird es schwierig. Dann erzeugen Worte wie Unschuld, Reinheit und Jungfräulichkeit eher schallendes Gelächter. Egal. Mir wird schon was einfallen, was ich dann sage.

Da habe ich es in Rot im Moment einfach besser. Und letztendlich könnte ich ja auch im Skunk-Kostüm mit Bunny-Öhrchen und Schwimmflossen an den Füßen vorlesen. Ist ja mein Buch. Und mein Publikum. Und meine Macke.        

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