271. Akt
„Wir
finden, dass gerade Frauen wie du dazu stehen sollten, dass sie etwas
an sich haben machen lassen. Wenn du dich öffentlich dazu bekennst
wo du gestrafft oder operiert bist, dann machst du es uns
Normalo-Frauen eindeutig leichter. Also mach mal einen Schritt
voraus.“ Das Schreiben hat fünf Frauen im Absender – soweit
Danke für die Offenheit - aber ist an einen riesigen Verteiler
gerichtet.
Äh...
wer sind denn Normalo-Frauen? Wir sind doch alle genau so
Normalo-Frauen, wie wir super special Bombshells sind. Aber egal.
Ja,
Asche auf mein Haupt. Ich habe bisher noch nicht lang und ausreichend
genug herausgebrüllt, was an mir nicht natürlich gewachsen,
gealtert, oder dahingesiecht ist. Und ich habe geradezu die Pflicht,
als Frau mich zu erniedrigen, zu offenbaren und Rede und Antwort zu
stehen.
Okay.
Dann halt hier mein Outing:
Ich
bekenne, dass ich alle drei bis vier Wochen in heimlichen Sitzungen
meine Wimpern aufrüsten lasse. Iris, meine Wimpernfrau lässt mich
dafür immer inkognito mit angeklebtem Bart, Hut und Trenchcoat in
ihr Studio. Damit es keiner merkt. Klar doch.
Dann
noch meine Haare. Oje, oje... Ich bin in dem Alter, in dem die Haare
sich nicht mehr ausschließlich zu ihrer Ursprungsfarbe bekennen
wollen. Also nicht unbedingt ansatzweise. Und dann... ich mag´s kaum
sagen. Dann färbe ich meinen Ansatz. Mal alleine heimlich im Bad,
mal unter Inanspruchnahme eines professionellen, diskreten Coiffeurs.
Uff...
jetzt bin ich aber froh, dass es raus ist.
Des
Weiteren, dekoriere ich auch meine Nägel – und weil ich vor
Eitelkeit nur so triefe – alle zwanzig, mit Gellack, damit sie
schön aussehen. Schlimm? Ja, sicher!
Ach
ja... Und nun der Klopfer: Ich war schon mal bei der Kryolipolyse.
So. Damit hätte keiner gerechnet (Obwohl ich schon mit gefühlten
hundert Menschen darüber gesprochen habe.) Ich habe mir also die
griffigen Reste, die mir nach den Geburten meiner Kinder unterhalb
des Nabels geblieben sind, schockfrosten und physisch abbauen lassen.
Ob es tatsächlich geholfen hat? Keine Ahnung. Der Sport und die
Ernährung haben sicherlich auch ihr übriges dazu getan. Aber darum
geht es jetzt ja nicht.
So...
meine Zähne sind übrigens auch korrigiert. Zwei Jahre Zahnspange
mit über dreißig. Ich sag ja, ich bin echt eitel. Und ich trage
sogar Kronen. Fünf Stück. Falls mal jemand nachzählen mag, bitte
ich dieses rechtzeitig zu beantragen.
Ansonsten
wird es schwierig. Meine Oberweite habe ich meiner Mutter zu
verdanken. Und die ist keine plastische Chirurgin, sondern sie kriegt
das über die Gene hin. Wenn es nach mir ginge, dann hätten die Gene
sich hier ruhig ein bisschen mehr zurückhalten können. Aber was
soll´s? Was da ist, ist da.
Die
Haut an meinen Oberschenkeln ist an guten Tagen ausreichend
spannkräftig und an schlechten Tagen gibt sie mir soviel Motivation,
dass ich sie in einem Gedicht thematisiere (33 Grausamkeiten II –
Seite 182).
Da
dran rumzudoktern wird meist nur wellig. Damit hätte ich dann ein
größeres Problem. Dann lieber dellig.
Vor
vielen, vielen Jahren meinte eine Model-Agentur, ich müsste mir die
Nase verkleinern lassen und den Busen ebenfalls. Ich habe die Agentur
gewechselt, das war dann weniger invasiv und viel günstiger.
Also
alles in allem ist das Outing nun leider eine Enttäuschung für den
Menschen, der von umfangreichen Änderungsmaßnahmen an meinem Körper
ausgeht. Oder es wird jetzt von Unterschlagung eines Dauer-Abos beim
Schönheitschirurgen ausgegangen. Da kann ich dann auch nicht weiter
helfen.
Ich
habe kein Problem mit Menschen, die da kreativ einen Haufen Geld in
die Hand nehmen und sich variantenreich neu gestalten lassen. Ist ja
nicht mein Körper. Was für mich viel wesentlicher ist, ist was
hinter der gebotoxten oder völlig natürlich gefalteten Stirn
passiert. Und ob unter den Silikonkissen oder der Hand voll
natürlichem Nix ein gutes Herz schlägt. Ansonsten ist es mir
nämlich wurscht. Und es geht mich auch nichts an.
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