Mittwoch, 26. Oktober 2016

262. Akt

Wer hat gepetzt? Ich kriege zur Zeit auffällig häufig Werbung für Treppenlifte und Produkte, die mir das Leben im Alter erleichtern sollen.
Schicke Rollatoren und Pflegeprodukte für den Menschen jenseits der "ich bau ein Haus, pflanz´ nen Baum und Zeug ein Kind-Grenze".
Sogar auf die Möglichkeit, selbst jetzt noch eine Versicherung abzuschließen, die meine Bestattung nach meinen Wünschen abdeckt, werde ich hingewiesen.
Das ist nicht schlimm. Immerhin halb so irritierend wie die Angebote für Mittel, die mir helfen sollen, meine Erektion länger halten zu können.
So Zeug bekam ich nämlich ebenfalls vor nicht allzu langer Zeit.
Irgendwann habe ich spaßeshalber zurückgeschrieben, dass das mit meiner Erektion einfach nix wird. Ich könnte schlucken was ich will, da regt sich nichts. Selbst in den engsten Leggings würde sich nichts abzeichnen.
Irgendein Mensch, der sich mit meinem Problem befassen musste, hörte nicht auf mir Mut zu machen. Ich habe mich gar nicht mehr eingekriegt.
Zum Schluss habe ich überlegt, ob ich mit einem „Socken-in-der-Hose“-Foto für Beruhigung sorgen sollte. Alternativ hätte es auch ein Aubergine oder Riesenzucchini getan. Allerdings hätten sie die kopflos-Bilder dann womöglich für Werbezwecke verwendet, und das wäre nun für alle echten Interessenten eine böse Enttäuschung geworden.
Nun soll es also der Lifta-Treppenlift sein. Der soll mich sicher und bequem nach oben in den ersten Stock bringen, wenn ich es nicht mehr selber hinkriege.
Im großen und ganzen völlig unnötig. Selbst auf vierzehn Zentimeter-Absätzen schaffe ich hier noch Bestzeiten. Vermutlich würde ich nachts nur in schlaftrunkenem Zustand über den ausgeklappten Sitz fliegen und mir dann beide Beine brechen. Ja, dann bräuchte ich natürlich so ein Ding.
Aber ich verzichte dann doch lieber im vornherein.
Bettschutzeinlagen und faltbare (!) Gehstöcke werden mir ebenfalls vorgeschlagen. Und Sitzerhöhungskissen, die vermeiden sollen, dass ich so tief auf meinem Sofa einsinke, dass ich ohne fremde Hilfe nicht von meiner Couch komme.
Mann, mann, mann... wie unterhaltsam und altersgerecht war es, als täglich irgendwelche afrikanischen oder arabischen Prinzessinnen, amerikanische Offiziere oder reiche ausländische Anwälte auf meine Hilfe in Sachen Millionen-Transfers angewiesen waren?
Haben die irgendwo mein Geburtsdatum falsch gespeichert? Mein Geschlecht? Meine vollständige Identität?
Die zahlreichen Angebote lassen mich kopfschüttelnd auf „alle Nachrichten löschen“ drücken.
Wobei... so einen Treppenlift könnte ich ja auch für Lasten oder Wäschekörbe benutzen.

Und zu guter Letzt könnte ich damit dann wenigstens behaupten, dass ich Dank der modernen Technik quasi problemlos „einen hoch gebracht hätte.“ 

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