145. Akt
Ich
sitze an meinem Rechner und schreibe an meinem schönen neuen Buch,
als ich es bemerke. Erst nur ganz leicht. Aber nicht leicht genug, um
es zu ignorieren. Irgendwo hier riecht es nach Feuer. Ich rutsche
nach vorne und schnuppere an meinem Laptop. Er macht manchmal so
Geräusche als ob er gleich explodiert, vielleicht macht er ja gerade
seine Drohung wahr.
Aber
nein, da ist nichts.
Wieder
aufrecht sitzend schnüffel ich durch die Gegend. Als Kinder haben
wir gerne mal im Garten rumgezündelt und der Geruch wirkt immer noch
etwas beunruhigend auf mich.
Wie
auch immer ich mich anstrenge, ich kann das brenzlige Aroma nicht
orten.
Nach
und nach gehen meine Alarmlämpchen an.
Durch
das Fenster zur hinteren Terrasse wird der Geruch eher schwächer.
Brennt es gar im Haus? Wieso höre ich den Wäschetrockner nicht
mehr? Hatte ich ihn vorhin nicht angestellt? Ist er womöglich
durchgebrannt und im Keller stehen meine Kleider bereits in hellen
Flammen? In der Besenkammer greife ich nach der Brandschutzdecke,
die mir meine kleine Schwester zum letzten Fondue geschenkt hat. Ja,
wir sind eine sicherheitsliebende Familie.
Ich
sause runter und stelle fest, dass mein Wäschetrockner und alle
weiteren elektronischen Geräte unten im friedlichen Stand-by-Modus
schlummern oder gar völlig ausgesteckt sind.
Wieder
hoch. Natürlich. Die Kinderzimmer.
Im
ersten OG angekommen, bin ich schon richtig auf Puls. Mein Sohn
schaut mich von seinem Schreibtischstuhl an. „Alles okay?“
Ich
will ihn nicht beunruhigen. „Ja, alles okay.“
Tochterkind-Zimmer
brennt ebensowenig wie mein Schlafzimmer oder die Bäder. Aber
riechen kann ich es immer noch. Ich bin verwirrt.
Mit
der Decke im Arm laufe ich vors Haus. Und ja – wie dämlich kann
ich bitte schön sein?
Vom
Nachbargrundstück ziehen sanfte Rauchschwaden herüber. Meine Sorge
verteilt sich, wie der graue Rauch in der Luft. Ich kann meine
Feuerschutzdecke langsam aus der panischen Umklammerung lösen. Ich
werde sie nicht mehr brauchen. Die Nachbarn würden auch ziemlich
blöd schauen, wenn ich über den Zaun springe und mit einem „Rette
sich wer kann!“ den Grill lösche.
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