Mittwoch, 27. Juli 2016

171. Akt

Es ist 5.30 Uhr, es ist heiß, und ich döse im Bett vor mich hin. In gut einer halben Stunde wird mein Wecker Alarm schlagen. Bis dahin verweigere ich jedes weitere, überflüssige und vorzeitige Aufwachen meines Körpers. Mein Geist dümpelt ohnehin noch irgendwo zwischen Traum und Morgensonne.
Und weil es heiß ist, sind alle drei Fenster in meinem Schlafzimmer gekippt.
So weit so gut. Ich überlege, was mich denn nun eigentlich eine halbe Stunde vor der Zeit geweckt hat, aber lange nachdenken muss ich gar nicht.
Da ist es wieder. Nein - Kein Vogelgezwitscher oder Raum illuminierende Sonnenstrahlen.
Sondern: Pfeifen.
Einer, der nächsten Nachbarn pfeift. Laut und kräftig. Und schräg! Nun ist Pfeifen in der Regel ein Zeichen von guter Laune, und das ist eigentlich was Gutes. Aber wer auch immer da pfeift, zerbröselt meine mir eigene gute Laune mit quälenden Tönen
Es klingt wie eine technisch verstärkte Kreuzung aus Asthma-Anfall und quietschendem Autoreifen. Hin und wieder erkenne ich Ansätze von Brother Louie und Helene Fischers „Atemlos“.
Auch wenn es nicht nett ist, ich wünsche mir, dass der Pfeifer oder die Pfeiferin von Atemlosigkeit überfallen wird.
Träge öffne ich ein Auge. 5.35 Uhr.
Wer ist denn um diese Zeit schon so in Stimmung, dass er seine überschüssige Energie in Form von Luft durch die gespitzten Lippen jagt?
Und warum mit Pfeifen? Ich bin in der Regel nicht empfindlich, ertrage schiefe Gesänge, laute Geräusche und mein eigenes Gequatsche, aber Pfeifen? Das macht mich wahnsinnig.
Ich habe jetzt natürlich die Möglichkeit aufzustehen und alle Fenster zu schließen. Allerdings bin ich der Typ für effiziente Bewegungsabläufe. Wenn ich mich morgens schon einmal der Schwerkraft widersetzt habe und in die Vertikale gekommen bin, dann setze ich mich dieser Anstrengung nicht noch ein weiteres Mal aus. Dann bleibe ich wach und sehe zu, dass ich meinen Tag auf die Reihe kriege.
Also bleibe ich liegen, versuche das Geflöte zu ignorieren und noch ein bisschen zu dösen.
Der Pfeifer in meinem Umfeld gibt nicht auf. Untermalt wird das Ganze nun auch noch von Radiomusik. Die Pfeif-Folter geht in die Vollen.
Zu „You can blow my whistle“ von Flo Rida
Ja, du mich auch!
Ich überlege, wer in der Nachbarschaft außer mir das Pech hat, dass der Wind so ungünstig steht.
Eigentlich mag ich ja alle meine Nachbarn. Und eigentlich ist es hier eine ziemlich ruhige Siedlung.
Aber faktisch wird mein Trommelfell gerade unerwünscht mit falschen Tönen penetriert.
Als es gar nicht mehr auszuhalten ist, stehe ich auf. Immer noch mehr als fünfzehn Minuten zu früh.
Ich gehe an das Fenster, aus dessen Richtung die Tonflut gekommen ist und stelle fest, dass sowohl Radio, als auch Pfeiferei in dem Moment beendet wurden, als ich den ersten Bodenkontakt hatte.
Na super! Ich schaue hinaus und überlege, wem ich gedanklich diese Ruhestörung vorwerfen kann. Beide Nachbarn in dieser Richtung haben die Fenster weit geöffnet. Klar. Bei denen hat es ja auch locker 30 Grad.
Auch in der anderen Richtung stehen die Fenster offen. Der Störenfried ist somit nicht klar auszumachen. Mist. Niemand, dem ich vorwerfen kann, mir den Start in den Tag versaut zu haben.
Was soll´s ich gehe ins Bad und mach das Radio an. Alles gut, so lange nicht wieder dieses „Whistle“-Lied kommt.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen