172. Akt
Yesss!!! Früher - besser gesagt - als Teenager, habe ich geglaubt, das Leben werde jenseits der 30
dröge und spießig und jenseits der 40 ist es dann völlig vorbei.
Langweiliges Warten auf den Platz in einer hübschen Urne, und ansonsten
zuschauen, wie das Jungvolk auf die Pauke haut.
Nach meinem dreißigsten
Lebensjahr konnte ich schon mal über den ersten Teil lachen. Endlich
war dieses ganze kindliche Geziere überflüssig. Ich musste nicht mehr
jedem gefallen.
Und ab vierzig ging der Spaß
erst richtig los. Ich hörte restlos auf, mich ständig mit anderen
zu vergleichen. Der einzige Mensch, dem ich gefallen muss, bin ich
selber. Basta! Meistens tu ich das sogar, und wenn nicht, dann komme
ich auch damit zurecht. Wenn andere toll sind, dann freut mich das von
Herzen und verstört mich nicht.
Ich bin so erwachsen wie es eben
nötig ist und finde mich prima.
Und das Allerbeste ist, dass es
den Frauen in meinem Umfeld fast ausschließlich genauso geht.
Wenn wir uns treffen, dann haben
wir den Spaß, den wir wollen und nicht den, den man „haben
sollte“.
Also verabrede ich mich mit vier
Freundinnen zum Sushi und plane gar nicht weiter. Zwischen Wasser,
Wein und Bier bringen wir uns gegenseitig auf den neuesten Stand, was
unsere Leben angeht. Wir reden wild. Lachen laut, sprechen ehrlich
und haben jede Menge Spaß.
Kaum satt, entschließen wir uns
noch eine Bar weiter zu ziehen. Die Frau, mit der Rechnung nennt uns
einen Club.
„Sagt ihnen schöne Grüße
von Annette.“
Machen wir. Und wenn Annette
nicht im Sushi-Laden abrechnen müsste, würde sie wahrscheinlich
sogar mitkommen. Unser Alter. Freigeist. Passt!
In der Bar drehen wir dann noch
ein bisschen weiter auf. Der Satz des abends wird „Ich habe ein
Recht auf mein Klimakterium.“ Und ich falle fast vor Lachen vom
Stuhl, als ich das höre. Wenn unser
Ü-40-und-der-Rest-ist-wurscht-Team tatsächlich die Wechseljahre
ansteuert, dann ist das bestenfalls ein Wechsel von „wir sind
großartig“ zu „wir sind noch viel genialer als wir ahnten“.
Die Kleinste von uns haut eine
Gruppe juveniler Bar-Gäste an, damit sie mal ein Foto von uns
machen. „Mach´s ordentlich! Bedenke, wir könnten deine Mutter
sein.“
Wie geil ist das denn???
Hochmotiviert macht der junge
Mann ein Foto nach dem anderen. Danach setzt er sich hin und tipselt
auf seinem Handy rum. Vielleicht möchte er sich nur davon
überzeugen, dass seine eigene Mutter Zuhause ist und nicht gerade in
irgendwelchen Bars Leute um ein Foto bittet.
Bei einem Cocktail namens
„girls-night-out“ amüsieren wir uns über alles, was sonst
anderer Leute Leben schwer macht.
Als ich zwei Stunden später auf
dem Heimweg bin, grinse ich übers ganze Gesicht. Was für
Hammer-Frauen. Was für ein tolles Leben. Was für ein großartiger
Abend.
Als Ende der 90er die Serie Sex
and the City herauskam, ging ich nicht davon aus, dass es solche
Momente wirklich gibt. Heute weiß ich es genau. Das echte Leben als
echte Frau ist noch viel, viel besser!
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