Donnerstag, 28. Juli 2016

172. Akt

Yesss!!! Früher - besser gesagt - als Teenager, habe ich geglaubt, das Leben werde jenseits der 30 dröge und spießig und jenseits der 40 ist es dann völlig vorbei. Langweiliges Warten auf den Platz in einer hübschen Urne, und ansonsten zuschauen, wie das Jungvolk auf die Pauke haut.
Nach meinem dreißigsten Lebensjahr konnte ich schon mal über den ersten Teil lachen. Endlich war dieses ganze kindliche Geziere überflüssig. Ich musste nicht mehr jedem gefallen.
Und ab vierzig ging der Spaß erst richtig los. Ich hörte restlos auf, mich ständig mit anderen zu vergleichen. Der einzige Mensch, dem ich gefallen muss, bin ich selber. Basta! Meistens tu ich das sogar, und wenn nicht, dann komme ich auch damit zurecht. Wenn andere toll sind, dann freut mich das von Herzen und verstört mich nicht.
Ich bin so erwachsen wie es eben nötig ist und finde mich prima.
Und das Allerbeste ist, dass es den Frauen in meinem Umfeld fast ausschließlich genauso geht.
Wenn wir uns treffen, dann haben wir den Spaß, den wir wollen und nicht den, den man „haben sollte“.
Also verabrede ich mich mit vier Freundinnen zum Sushi und plane gar nicht weiter. Zwischen Wasser, Wein und Bier bringen wir uns gegenseitig auf den neuesten Stand, was unsere Leben angeht. Wir reden wild. Lachen laut, sprechen ehrlich und haben jede Menge Spaß.
Kaum satt, entschließen wir uns noch eine Bar weiter zu ziehen. Die Frau, mit der Rechnung nennt uns einen Club.
Sagt ihnen schöne Grüße von Annette.“
Machen wir. Und wenn Annette nicht im Sushi-Laden abrechnen müsste, würde sie wahrscheinlich sogar mitkommen. Unser Alter. Freigeist. Passt!
In der Bar drehen wir dann noch ein bisschen weiter auf. Der Satz des abends wird „Ich habe ein Recht auf mein Klimakterium.“ Und ich falle fast vor Lachen vom Stuhl, als ich das höre. Wenn unser Ü-40-und-der-Rest-ist-wurscht-Team tatsächlich die Wechseljahre ansteuert, dann ist das bestenfalls ein Wechsel von „wir sind großartig“ zu „wir sind noch viel genialer als wir ahnten“.
Die Kleinste von uns haut eine Gruppe juveniler Bar-Gäste an, damit sie mal ein Foto von uns machen. „Mach´s ordentlich! Bedenke, wir könnten deine Mutter sein.“
Wie geil ist das denn???
Hochmotiviert macht der junge Mann ein Foto nach dem anderen. Danach setzt er sich hin und tipselt auf seinem Handy rum. Vielleicht möchte er sich nur davon überzeugen, dass seine eigene Mutter Zuhause ist und nicht gerade in irgendwelchen Bars Leute um ein Foto bittet.
Bei einem Cocktail namens „girls-night-out“ amüsieren wir uns über alles, was sonst anderer Leute Leben schwer macht.
Als ich zwei Stunden später auf dem Heimweg bin, grinse ich übers ganze Gesicht. Was für Hammer-Frauen. Was für ein tolles Leben. Was für ein großartiger Abend.

Als Ende der 90er die Serie Sex and the City herauskam, ging ich nicht davon aus, dass es solche Momente wirklich gibt. Heute weiß ich es genau. Das echte Leben als echte Frau ist noch viel, viel besser! 

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