154. Akt
„Schätzchen, nein wie schön, dich mal wieder zu hören.
Ich bin´s , die Anita*. Das ist ja toll, dass ich dich gleich erreiche. Ich sitze hier bei einem Kaltgetränk
(Aha, sie säuft immer noch wie ein Loch)
und google mich durch meine alten Freunde
(Freunde? Hattest du schon mal Freunde?) .
Und da stoße ich doch tatsächlich auf meine liebe Manuela.
(Hallo? Was ist mir da entgangen? Du konntest mich nicht ausstehen. Und ich dich übrigens auch nicht.)
Das ist ja großartig, was du so alles machst. Und so schade, dass wir uns nach dem Abschluss der Schauspielschule nicht mehr gesehen haben.
(Ähem... ich habe abgeschlossen. Du bist rausgeflogen.)
„Schätzchen, nein wie schön, dich mal wieder zu hören.
Ich bin´s , die Anita*. Das ist ja toll, dass ich dich gleich erreiche. Ich sitze hier bei einem Kaltgetränk
(Aha, sie säuft immer noch wie ein Loch)
und google mich durch meine alten Freunde
(Freunde? Hattest du schon mal Freunde?) .
Und da stoße ich doch tatsächlich auf meine liebe Manuela.
(Hallo? Was ist mir da entgangen? Du konntest mich nicht ausstehen. Und ich dich übrigens auch nicht.)
Das ist ja großartig, was du so alles machst. Und so schade, dass wir uns nach dem Abschluss der Schauspielschule nicht mehr gesehen haben.
(Ähem... ich habe abgeschlossen. Du bist rausgeflogen.)
Da denkt man sich nichts Böses
(Denken?? Du?) und auf einmal
trifft man sich sozusagen virtuell wieder.
(Danke, Gott, dass du sie nur via Internet an mich ran lässt.)
Wie geht es dir denn? Also, mir geht es fantastisch. Fantastisch!
(Du hast mir keine Zehntelsekunde gelassen, um auf die Frage, wie es mir geht zu antworten.)
(Danke, Gott, dass du sie nur via Internet an mich ran lässt.)
Wie geht es dir denn? Also, mir geht es fantastisch. Fantastisch!
(Du hast mir keine Zehntelsekunde gelassen, um auf die Frage, wie es mir geht zu antworten.)
Ich
bin übrigens von Thomas getrennt.
(Wer ist Thomas? Ich kannte nur Gerd, Andreas, Alexander und ein paar andere, die du irgendwelchen Kommilitoninnen ausgespannt hast. Und das ist gefühlte 100 Jahre her.)
Aber vor ein paar Monaten habe ich einen gaaaaaanz tollen Mann kennengelernt. Sergio. Ein bisschen jünger als ich, aber ein Kerl, sag ich dir, ein ganzer Kerl, wenn du verstehst, was ich meine.
(Bilder aus dem Kopf, Bilder aus dem Kopf.)“
(Wer ist Thomas? Ich kannte nur Gerd, Andreas, Alexander und ein paar andere, die du irgendwelchen Kommilitoninnen ausgespannt hast. Und das ist gefühlte 100 Jahre her.)
Aber vor ein paar Monaten habe ich einen gaaaaaanz tollen Mann kennengelernt. Sergio. Ein bisschen jünger als ich, aber ein Kerl, sag ich dir, ein ganzer Kerl, wenn du verstehst, was ich meine.
(Bilder aus dem Kopf, Bilder aus dem Kopf.)“
Bis
jetzt, habe ich außer meinem Namen und „Hi!“ nicht viel sagen
können. Aber mir ist klar, dass es in diesem Gespräch nicht um das
Interesse an mir als Person oder um vergangene Zeiten geht. Ich
schätze, in weniger als zwei Minuten...
„Und
wo ich dich jetzt schon mal am Telefon habe, musst du mir unbedingt
einen Gefallen tun.“
Das
geht ja fix, denke ich mir so und frage mich, was als nächstes
kommt.
„Also
der Sergio und ich, wir würden gerne mal auf einen dieser Bälle
gehen oder eine große Premiere. Und da sag ich dem Sergio, du, das
ist kein Problem. Ich habe da eine Freundin, die ist bei all diesen
Partys eingeladen. Die besorgt uns bestimmt ein paar Karten oder was
man eben dafür braucht. Also so VIP-Bändchen. Du weißt schon, was
ich meine.“
„Äh
ja...“ Ich kann kaum glauben, was ich da höre. „Und wer ist
diese Freundin?“
„Na
du, du Dummerle. Ich habe im Internet gesehen, wo du überall bist.
Das wird doch kein Problem sein, da zwei Einladungen zu besorgen.“
Hat
sie mich allen Ernstes gerade „Dummerle“ genannt?
„Ich
verstehe nicht ganz. Ich soll dir und deinem Sergio Einlasskarten für
irgendwelche Glamour-Events besorgen?“
„Ja,
genau. Das ist doch kein Problem, oder?“
Hallo?
Bevor ich dieser Person auch nur ein Wassereis am Kiosk besorge,
würde ich eher mit Betonstiefeln durch einen Badesee schwimmen.
Ich
bin immer noch ein bisschen fassungslos.
„Na
ja, um es kurz zu machen. Ich werde tatsächlich hin und wieder zu
einem Event eingeladen. Gerne auch mit Begleitung. Aber, da ich nicht
davon ausgehe, dass du draußen warten willst, während ich deinem
Sergio die ortsansässige Schickeria vorführe, muss ich leider
ablehnen.“
„Nicht
dein Ernst, oder?“
„Doch,
aber einen Tipp hätte ich dann doch noch.“
Das
„Ja, bitte schön, welchen?“ klingt ein bisschen frostig.
„Bei
vielen Veranstaltungen sind Karten käuflich zu erwerben. Wenn du
über meinen Namen hinaus ein bisschen weiter googelst, dann findest
du bestimmt ein paar Ticket-Shops. Allerdings sind das dann eben
keine VIP-Bändchen. Und kosten tut es auch.“
„Nee,
das ist nicht das, was wir suchen. Schade, ich dachte, auf dich wäre
Verlass. Na ja. Dann mach es mal gut. Vielleicht sieht man sich ja
doch noch irgendwo.“ Anita* ist offenbar not amused.
Und
ich bin froh, als sie endlich aus der Leitung ist. Leute, die dich
immer nur dann exhumieren, wenn sie was von dir erwarten, gehen mir
ja derart auf den Sender. Und die Anitas* des Lebens sollen sich
lieber um ihre partywilligen Sergios kümmern, anstatt zu versuchen
ehemalige Bekannte mit falscher Freundschaft auszuweiden. Ich
schüttel mit dem Kopf. Dann mach ich mich fertig. Heute bin ich zu
einem großen Event eingeladen. Das Bändchen für die Begleitung
werde ich eher verbrennen, als es an so einen Honk weiterzureichen.
Mögen
nochmal zwanzig Jahre vergehen, bis wir wieder voneinander hören,
Anita*. Gerne auch dreißig.
*Sie
heißt nicht Anita, aber, wenn sie ihren Namen auch noch in meinem Blog liest, habe ich sie gleich wieder am Rohr. Und das gilt es zu vermeiden.
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